Auf der Trasse der stillgelegten Steigerwaldbahn gibt es erfolgsversprechende Bestrebungen, einen Schienenverkehr wieder aufleben zu lassen, obwohl das Gutachten der zuständigen Bayerischen Eisenbahngesellschaft ein deutlich zu niedriges Fahrgastaufkommen prognostiziert hat. Allerdings ist dieses Gutachten nur relevant, wenn es um einen staatlich finanzierten öffentlichen Verkehr auf der Schiene geht. Dessen ungeachtet ist es trotzdem möglich, einen privatwirtschaftlichen Betrieb zu organisieren. Und genau dies planen nun die Thüringer Eisenbahn GmbH als Firma, die für die Infrastruktur auf der Strecke zuständig ist, und die Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr gemeinsam mit Aktivisten des Vereins "Steigerwald Express", die den Fahrbetrieb in erster Linie als Tourismusverkehr organisieren wollen.
Anrainergemeinden nicht vergessen
Auf diese neue Entwicklung gibt es bereits erste lokale Reaktionen. Der Schonunger Bürgermeister Stefan Rottmann spricht sich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion für eine Versachlichung der Diskussion um die Steigerwaldbahn aus. Maßgeblich seien die "Interessenlage und Haltung der Anrainergemeinden". Diese müssten unbedingt mit einbezogen und akzeptiert werden. Gegen den Willen der betroffenen Kommunen lasse sich eine Reaktivierung der Bahnstrecke kaum realisieren, "selbst wenn es der Thüringer Eisenbahn GmbH gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für Eisenbahnverkehr und hohem ehrenamtlichen Engagement gelänge, den Zug wieder aufs Gleis zu setzen", heißt es wörtlich in der Pressemitteilung der SPD-Kreistagsfraktion.
Der Fahrgastverband "Pro Bahn" begrüßt in einer ersten Stellungnahme, dass die Thüringer Eisenbahn GmbH den Antrag für die Betriebsgenehmigung für die Steigerwaldbahn gestellt hat. Sollte der Antrag erfolgreich sein - "eine Ablehnung dürfte dem zuständigen Ministerium schwerfallen zu begründen" - dann könnte die Firma in der Folge damit beginnen, die Infrastruktur der Strecke in Stand zu setzen. Dies sei eine sehr gute Nachricht, freut sich Lukas Iffländer, stellvertretender Bayerischer Vorsitzender des Fahrgastverbands.
Kritik an Geheimnistuerei
Gleichzeitig kritisiert Iffländer das Gutachten der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, das ein unzureichendes Fahrgastpotenzial für eine Reaktivierung attestiert hatte. In diesem Gutachten würden häufig die verwendeten Parameter fehlen und die Rechenwege seien nicht nachvollziehbar dargelegt. Neben diesen Schwächen sorge es für große Skepsis, dass das Gutachten noch lange Zeit beim bayerischen Verkehrsministerium zur Freigabe lag. "Der Freistaat muss hier die Karten auf den Tisch legen", fordert Iffländer. Ein derart kurzes Gutachten, in dem so viele Informationen fehlen, habe mit wissenschaftlicher Arbeit wenig zu tun. "Die Geheimnistuerei sorgt dafür, dass viele Beteiligte glauben, dass das Gutachten manipuliert ist. Der Freistaat muss die Details offenlegen, wenn er diesen Verdacht ausräumen will."
Dieses Unternehmen bietet SPNV an - die Thüringer Eisenbahn nicht, die betreiben nur Bahnstrecken.
und ein fahrender Zug mehr als x Gutachten.
Ich wünsche den Akteur/innen gutes Gelingen und hoffe sehr, dass alle Wahrheiten, Zeitzeugen und sonstige Nimbys durch den Zuspruch Lügen gestraft werden.
Wenn eines klar ist, dann dass die notwendigen Effizienzsteigerungen und CO2-Einsparungen im Verkehrssektor nicht mit noch mehr Straßen(ausbau), noch mehr Autoverkehr und noch mehr Flächenversiegelung funktionieren können. Je länger es noch "weiter so!" geht, desto härter wird es für die Normalbürger/innen, wenn die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden und sich der MIV drastisch verteuert. Dann sind entweder die Regionen ÖPNV-mäßig darauf eingerichtet oder zahlen einen furchtbaren Preis für ihre Kurzsichtigkeit.
In BW brauchte man übrigens keine Grünen, um zu besseren Einsichten zu gelangen, und die Fahrgastprognosen wurden schnell weit übertroffen. In BY hingegen gibt es so eine Lokalpartei, die noch in den 60-er/ 70-er Jahren zu "leben" scheint...
https://www.thueringer-eisenbahn.de/startseite.htm
Dafür wird dann ein Unternehmen wie die "Internationale Gesellschaft für den Eisenbahnverkehr" benötigt.
Allerdings ist hier (bisher) kein Regelverkehr vorgesehen, sondern Ausflugsverkehr, vor allem am Wochenende - da braucht's keine Wasserstoff-Züge!
will allerdings auch bezahlt sein. Wenn hingegen irgendjemand "privat" für lau/ ohne öffentliche Mittel "einfach" eine Bahnstrecke vor dem Rausgerissenwerden bewahren will, werden ihm kaum die Premiumhersteller die Fahrzeuge nachwerfen. Die heiße Luft, so ein Projekt zu wuppen, kommt mir jedenfalls substanzieller vor als das was die ganzen Nimbys zur Verhinderung der Reaktivierung vorzubringen haben - getreu dem Motto: wer etwas will, der findet Wege, wer etwas nicht will, Gründe.
Aber im September sind Wahlen. 😉
"Maßgeblich seien die 'Interessenlage und Haltung der Anrainergemeinden'. Diese müssten unbedingt mit einbezogen und akzeptiert werden. Gegen den Willen der betroffenen Kommunen lasse sich eine Reaktivierung der Bahnstrecke kaum realisieren."
Überall sonst würde man sich freuen, wenn heimatliebende Eisenbahnfreunde eine Reaktivierung einer Strecke für ein paar Tourismusfahrten erreichen. Damit der Schweinfurter am Wochenende mit der Bahn zum Essen und Schöppeln ins Steigerwaldvorland tuckern kann...oder das Fahhrad mitnimmt und von Bf. in GEO eine kleine Radtour unternimmt.
Herr Rottmann: politisches Denken, kaltes Kalkül und persönliche Karriere gehen Ihnen offensichtlich über Heimatliebe und fränkische Lebensart. So ein herzloser Politiker tut weh - das ist nicht mehr meine Heimat.
Festzustellen ist, dass die Thüringer Eisenbahn GmbH eine private Eisenbahngesellschaft ist.
Ich finde es gut, wenn eine private Gesellschaft mit beschränkter Haftung die Kosten der Reaktivierung voll und ganz übernimmt und auf den Freistaat Bayern, den Landkreisen sowie den Anrainergemeinden kein Kosten zukommen.
Freistaat, Landkreis und Gemeinden sollten sich jedenfalls für den Fall einer eher unwahrscheinlichen aber möglichen Fall der Insolvenz gegen jegliches Risiko einer Fortführung des dann angefangenen Baues der Bahnstrecke ausschließen.
Deshalb nehme ich den letzten Abschnitt meines Kommentares zurück und bitte Herrn Rottmann um Entschuldigung
Wer der heutigen Gegner kann mit Gewissheit ausschließen, dass eine infrastrukturelle Erreichbarkeit über die Schiene in der Zukunft DEFINITIV keine Vorteile mehr haben wird?
Anderenorts in D wird der Wiederaufbau von einst vorhandenen Schienenanbindungen
herbeigesehnt und intensiv diskutiert:
https://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/ost/lokales/gemeinderat-talheim-diskutiert-neubau-der-schienenverbindung;art140903,4466909
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass eine Reaktivierung einer erhaltenen Bahnverbindung deutlich einfacher ist als eine Wiedererrichtung - wie sie z. B. durch zuziehende Einwohner der Gemeinde wünschenswert werden könnte.
Festzustellen ist, dass die Thüringer Eisenbahn GmbH eine private Eisenbahngesellschaft ist.
Ich finde es gut, wenn eine private Gesellschaft mit beschränkter Haftung die Kosten der Reaktivierung voll und ganz übernimmt und auf den Freistaat Bayern, den Landkreisen sowie den Anrainergemeinden kein Kosten zukommen.
Freistaat, Landkreis und Gemeinden sollten sich jedenfalls für den Fall einer eher unwahrscheinlichen aber möglichen Fall der Insolvenz gegen jegliches Risiko einer Fortführung des dann angefangenen Baues der Bahnstrecke ausschließen.
Wichtig wäre, das jede staatliche Haftung und Beteiligung ausgeschlossen sein muss. Die Hobbyraum darf sich nicht nachteilig auf den ÖPNV des Landkreisen SW auswirken.
So machen wir es dann mit den Autobahnen und Bundesstraßen auch.
Keine finanzielle Haftung mehr vom Bund.
Danke für die Steilvorlage.