Die Tage werden kürzer, die Nächte kälter. Für Tausende Obdachlose in Bayern beginnt mit dem Winter eine harte Zeit. Kommunale Unterkünfte sollen Obdachlosen Schutz vor der Kälte gewähren und Halt geben. Doch auch im wohlhabenden Bayern reichen die Kapazitäten häufig nicht aus. Unterkünfte in München und Würzburg platzen aus allen Nähten. Aber wie sieht es in Schweinfurt aus? Was tut die Stadt gegen Obdachlosigkeit? Und ab wann gilt man eigentlich als obdachlos?
"Grundsätzlich ist die Unterbringung obdachloser Schweinfurter eine ordnungsrechtliche Pflichtaufgabe der Kommune", heißt es im Sozialbericht der Stadt Schweinfurt. Unterschieden werden müsse zwischen durchreisenden Obdachlosen und Obdachlosen mit festem Wohnsitz in Schweinfurt.
Steigender Bedarf aber keine Überbelegung
Durchreisende Obdachlose halten sich immer nur kurzfristig (maximal drei Tage) in wechselnden Kommunen auf. Wie Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt erklärt, unterhält die Stadt für durchreisende Obdachlose eine Unterkunft in der Oberen Straße mit insgesamt vier Schlafplätzen. Rechnerisch ergibt das ein jährliches Angebot von 1460 Übernachtungen. Laut Sozialbericht wurden im vergangenen Jahr 188 Übernachtungen in Anspruch genommen. Im Jahr 2015 waren es 178. Über die sozialen Hintergründe der Durchreisenden ließe sich nicht viel sagen, so Dietz. "Es ist lediglich festzustellen, dass die Zahl der durchreisenden Frauen sehr gering ist."
Als Obdachlose im eigentlichen Sinne gelten Schweinfurter Bürger, die aus welchen Gründen auch immer, ihre Wohnung verloren haben. Die Ursachen hierfür seien vielfältig, so Dietz. Besonders häufige Gründe seien Suchterkrankungen, Haftentlassung in die Obdachlosigkeit sowie allgemeine Mittellosigkeit. Für obdachlose Schweinfurter betreibt die Stadt eine Unterkunft in der Euerbacher Straße mit 70 Plätzen. Zum Stichtag des vergangenen Jahres waren dort laut Sozialbericht 47 Personen untergebracht. 2015 waren es 27. Auch wenn im Winter erfahrungsgemäß ein Anstieg des Bedarfs festzustellen sei, sei jedoch ausreichend Platz vorhanden, so Dietz. "Eine Überbelegung ist für beide Personengruppen momentan weder festzustellen noch abzusehen", so Dietz.
Doppelt so viele Frauen von Wohnungslosigkeit bedroht
Neben der Bereitstellung von Wohnraum, leistet die Stadt auch präventive Arbeit zu Vermeidung von Obdachlosigkeit. Wie dem städtischen Sozialbericht zu entnehmen ist, informiert das Amtsgericht Schweinfurt die Stadt über eingegangene Räumungsklagen, die auf Mietschulden zurückzuführen sind. Zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit übernimmt die Stadt unter bestimmten Umständen vorübergehend die Mietschulden von Sozialhilfeempfängern. Im vergangenen Jahr war dies in 54 Fällen der Fall. 2015 waren es 44 Fälle.
Auffällig ist die steigende Anzahl von Frauen in prekären Wohnsituationen. 2018 wurden in Schweinfurt 82 Fälle registriert. Doppelt so viele wie im Jahr 2015.