
Nach 25 Jahren im Amt war es ihr letzter Auftritt vor dem Schweinfurter Kreistag: Wie üblich in der letzten Sitzung des Jahres stellte die Gleichstellungsbeauftragte am Landratsamt, Ute Suckfüll, ihren Tätigkeitsbericht vor. "Er war noch nie so bunt und vielfältig", schwärmte CSU-Fraktionschefin Gabriele Jakob. Stehende Ovationen waren der Lohn. Selbst die bei Geschlechterfragen oft kritischen AfD-Vertreter erhoben sich.
Ute Suckfüll, die im Februar in Ruhestand geht, trat nicht ab, ohne wichtige Botschaften und einen Appell zu hinterlassen. Für ihre Art üblich: unprätentiös im Vortrag, klar in der Wortwahl. "Setzen Sie sich im Alltag ein für Geschlechtergerechtigkeit, Demokratie und den Schutz von Frauen vor Gewalt!"
Schwerpunkt ihres Berichts bildete die Teilnahme des Landkreises Schweinfurt als einziger in Bayern am bundesweiten "Aktionsprogramm Kommune", mit dem mehr Frauen in politische Ehrenämter gebracht werden sollen. Zwar seien im Kreis die Zahl der Posten in Gemeinderäten sowie als stellvertretende Bürgermeisterinnen und Landrätinnen positiv, "doch die Zahlen steigen zu langsam". Für Suckfüll haben Frauen und Männer gleichsam Pflichten, wie man Beruf, Familie und ein politisches Mandat vereinbaren kann: "Frauen müssen sich nicht für ihre Ziele rechtfertigen", sagte sie.

Kernstück des Programms war ein Mentoring, bei dem 25 Teilnehmerinnen unterstützt worden sind und sie sich Mut gemacht haben. Dabei machte Suckfüll deutlich, dass es zwischen Männern und Frauen kein "besser oder schlechter" gebe, sondern es um echte Gleichberechtigung gehe. Männer sollten auf den Ideenreichtum von Frauen nicht verzichten. Insgesamt wertete Suckfüll das Programm als Erfolg, den auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) bei einem Empfang in Berlin würdigte.
Dabei ist Suckfüll wichtig, dass es ihr bei diesem Programm um weit mehr als nur um das politische Engagement von Frauen ging. Ziel sei es gewesen, ein Bewusstsein herzustellen, um unterschiedliche Lebensentwürfe zu akzeptieren.
Sehr persönliche Dankesworte an Ute Suckfüll
In teils sehr persönlichen Worten würdigten die Vertreter aller Kreistagsfraktionen und -gruppen die 25-jährige Arbeit Suckfülls. Gabriele Jakob (CSU) stellte Suckfülls Forderung in den Vordergrund, dass man herkömmliche Denkmuster aufbrechen müsse. Sie habe dafür gesorgt, unangenehme Themen aus der Tabuzone zu holen wie häusliche und sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Irmgard Krammer (Freie Wähler) würdigte die Leidenschaft und Beharrlichkeit, die die scheidende Gleichstellungsbeauftragte an den Tag gelegt habe. Sie hinterlasse "nachahmenswerte Fußstapfen".
Birgit Schmitt (Grüne) unterstrich, dass durch die Aktion "Kommunalpolitik für Frauen" Suckfülls Arbeit bundesweit bekannt geworden sei. Und sie stellte die Frage, ob man ohne ihre Arbeit in Verhältnissen wie in den 70er Jahren verharren würde. Aber auch die Frage, was wäre, wenn 40 Frauen und 20 Männer im Kreistag säßen. Was täte dann ein männlicher Gleichstellungsbeauftragter? Simone Kreß (SPD) nannte Suckfülls Bericht die "Krönung ihres Berufslebens". Lob gab es auch von Wolfgang Gutgesell (Linke).
Landrat Florian Töpper würdigte Ute Suckfülls Unabhängigkeit
Auch Bernd Schuhmann (AfD), der noch vor vier Jahren mit extremer Wortwahl die Notwendigkeit der Gleichstellungsstelle verneint hatte, sprach seinen Respekt vor der Leistung Suckfülls aus, die sie mit Hingabe und Engagement erbracht habe.
Landrat Florian Töpper (SPD) nahm Suckfülls Mahnung ernst, zumal man sich fragen müsse, ob in der Gesellschaft nun politische Rückschritte anstehen, die man vor Jahren nicht für möglich gehalten habe. Insofern sei es wichtig, "einen unabhängigen Kopf an einer zentralen Stelle" wie Suckfüll im Landratsamt zu haben.