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Schweinfurt
Standpunkt: Warum Willy Sachs kein Vorbild ist
Oliver Schikora kommentiert die Stadtratssitzung am 29. Juni, bei der die Mehrheit einem fraktionsübergreifenden Antrag folgte, Willy Sachs die Ehrenbürgerwürde zu entziehen.
Das Willy-Sachs-Stadion, in dem der Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt spielt, wird nach dem Beschluss des Stadtrates in Sachs-Stadion umbenannt.
Foto: Oliver Schikora | Das Willy-Sachs-Stadion, in dem der Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt spielt, wird nach dem Beschluss des Stadtrates in Sachs-Stadion umbenannt.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Der Zweite Weltkrieg, angefangen vom nationalsozialistischen Terrorregime unter Adolf Hitler, endete am 8. Mai 1945. Mehr als 76 Jahre ist das nun her. Ist das heute noch wichtig, welche Gräueltaten damals im Namen von Nazi-Deutschland verübt wurden? Aus der Vergangenheit lernen, heißt für die Zukunft die Weichen stellen. Das Widererstarken rechtspopulistischer Regierungen in Europa und weltweit alleine ist schon Grund genug, ständig zu mahnen, was Faschismus und Nationalsozialismus bedeuteten und wie viel Leid und Millionen Tote sie brachten.

Dabei geht es für heutige Generationen nicht um Schuld, es geht um unsere Verantwortung für das, was im Namen Deutschlands damals passiert ist. Und diese Verantwortung war auch gemeint, als die SPD-Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek und Freie-Wähler-Stadtrat Adi Schön ihren Antrag formulierten, die Stadt solle den Industriellen Willy Sachs, der 1958 starb, aus der Liste der seit 1822 insgesamt nur 32 Namen umfassenden Liste der Ehrenbürger streichen. Der Stadtrat hat das nun getan, gegen den Willen des Oberbürgermeisters, aber in einer bemerkenswert sachlichen und fundierten Debatte. Eine historische Entscheidung und eine, die gerechtfertigt ist.

Willy Sachs ist kein Vorbild für junge Menschen, man setze sich nur mit seinem sehr gut dokumentierten Verhalten gegenüber Frauen auseinander. Er vertrat darüber hinaus keine demokratischen Werte. Es ist unstrittig, dass er ein überzeugter Nationalsozialist war, der schon 1933 Mitglied der SS geworden war. Wer seinen 40. Geburtstag mit Nazi-Größen und Kriegsverbrechern wie Hermann Göring, Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich feiert und mit ihnen privat verkehrt, dem kann man nicht politische Naivität als Entschuldigung durchgehen lassen. Willy Sachs setzte in seiner Firma mehrere tausend Zwangsarbeiter ein, er war mehr als nur ein Mitläufer, von denen es angeblich Millionen gab.

Gerade bei Mitläufern ist es wichtig, genau hinzuschauen. Haben sie während der Diktatur den Machthabern die nötigsten Zugeständnisse gemacht, um sich und ihre Familie zu schützen? Oder haben sie sich den Machthabern aktiv angedient und sind ihnen aus Überzeugung gefolgt? Willy Sachs ist aufgrund dessen, was man heute über sein Leben weiß, kein Ehrenbürger, der diesen Titel verdient hätte.

 
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Kommentare
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  • E. B.
    Die Anwesenden der Sitzung wissen ganz genau, zu wem die 2 fehlenden Stimmen gehören. Mit diesen Stimmen wäre der Antrag nicht durchgegangen. Das sollte man auch bedenken.
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  • H. E.
    Die Nähe allein ist freilich schon verwerflich. Das Handeln zweifelhaft!
    Aber wo waren die Gutmenschen und der Redakteur in den letzten 76 Jahren?
    Man hat geschlafen!
    Um sich jetzt wie Phönix aus der Asche zu präsentieren!
    Das ist ebenso heuchlerisch!
    Die braune Brut muss verurteilt werden und es darf sich nichts wiederholen!
    Aber was wäre seine Alternative gewesen?
    Was wäre die Stadt ohne ihn gewesen?
    Nichts! Ein bedeutungsloses Kaff!

    SPD-Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek und Freie-Wähler-Stadtrat Adi sind jedoch ebensolche Mitläufer, die persönlich Profit aus der Sache schlagen wollen! Weil sie ansonsten völlig bedeutungslos wären! Sie suchen Strohhalme um Jeden Preis!
    Und die Zeitung??
    Hat mega geschlafen um sich jetzt zu brüsten!
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  • C. R.
    Es geht doch vielmehr um ein Zeichen, dass wir uns als Stadt damit setzen. Das wir uns vom Nationalsozialismus distanzieren und nicht noch hochhalten !
    Allein die Tatsache, dass der Stadtrat mal gegen den OB gestimmt hat ist schon eine tolle Leistung. Weiter so !
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  • R. S.
    Ja okay, Willy Sachs war kein guter Mensch oder kein Vorbild.
    Aber er hat das Stadion gebaut und der Stadt gestiftet.
    Das alleine würde für eine Würdigung schon reichen meine ich. Die Ehrenbürgerwürde muß das nicht zwingend sein aufgrund seiner Nähe zum Nationalsozialismus.
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  • K. S.
    Sehr guter Kommentar.
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