Ja, es gibt sie noch die politisch interessierten jungen Leute. Interessiert, aber in den meisten Fällen noch zu jung um wahlberechtigt zu sein bei den kommenden Kommunalwahlen. "Leider dürfen die Jugendlichen, die noch lange mit den Entscheidungen der Kommunalpolitik konfrontiert sein werden, auch dieses Mal nicht wählen", so Christian Starodub, Vorsitzender des Stadtjugendringes Schweinfurt. Aber wer noch nicht wählen darf, hat vielleicht dennoch etwas zu sagen. Zum Beispiel zum Zustand seiner Stadt und wie es sich anfühlt, darin und mit ihr zu leben.
Befragungen da, wo die junge Leute sind
Um Herauszufinden, wo junge Schweinfurter der Schuh drückt, hat der Stadtjugendring den SJR-Xpress auf die Reise geschickt. Ein E-Lastenfahrrad samt Anhänger, in dem ein kleines Sofa untergebracht ist. Ein Sofa, das überall dort Station macht, wo Jugendliche etwas zu sagen haben. Schulen, Fußgängerzone, Einrichtungen, in denen Jugendliche zusammenkommen, oder auch einmal die Stadtgalerie sind die Kulisse für diese Art der mobilen Demokratie.
297 junge Menschen haben seit der SJR-Xpress-Kick-Off-Veranstaltung am 2. Oktober moderiert auf dem Sofa Platz genommen und ihre Meinung geäußert, teilt Mia Vierengel, derzeit Praktikantin beim Stadtjugendring, mit. Ideen und Wünsche junger Schweinfurter wurden seither nicht nur digital im Internet gesammelt, sondern nun auch in Papierform dokumentiert. "Zukunft in der Stadt – Was 2020 bis 2026 interessieren sollte", so der Titel des Heftchens, in dem man nachlesen kann, wie die jungen Leute ihre Stadt sehen. Die Broschüre ist ein Zwischenstand, denn das SJR-Xpress-Projekt wird als rollende Möglichkeit jungen Menschen eine Stimme zu geben, fortgesetzt.
Starten wir mit dem, was die befragten Jugendlichen gut fanden: Gute Noten gibt es für Mainpromenade, Stadtstrand und Stadtmauer. "Viele Möglichkeiten sich mit Freunden zu treffen, ohne gleich Geld ausgeben zu müssen", findet der Nachwuchs. Dazu kommt "dort verbreitet Schweinfurt beinahe mediterranes Urlaubsfeeling". Aber, und das ist für die Jugend die Schattenseite, fehlt dort ein öffentlicher Internetzugang.
Internet – Frei und flächendeckend wo die jungen Leute sind
Auch Innenstadt, Altstadt und Stadtgalerie kommen gut weg. "Spötter behaupten, die Stadtgalerie sei Schweinfurts größtes Jugendzentrum". Kein Wunder, so heißt es im Bericht, findet man dort doch Sitzmöglichkeiten, eine immer trockene Flaniermeile und freies WLAN. Mehr Mülleimer, mehr Sauberkeit und mehr Licht auf schlecht erleuchteten Plätzen, wünscht sich die Jugend dagegen in Innenstadt und Altstadt.
Wildpark, Eishalle, Kinos, Kletterhalle und Silvana, alles beliebt bei jungen Leuten, doch die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV ist für viele Befragte ein Manko – vor allem in Zeiten nach 17 Uhr. Jugendliche haben nicht viel Geld, deshalb wünschen sie sich dauerhafte Vergünstigungen für Kletterhalle, Eisbahn, Silvana & Co. "Wäre so etwas wie der Ferienpass nicht ganzjährig möglich?", fragen sie die dafür Verantwortlichen.
Auch die enorm hohe Gastronomie-Dichte in der Innenstadt kommt gut an. Wo viel Licht ist, ist auch Platz für Schatten. So bekommt das Erscheinungsbild der (Innen)Stadt nur durchwachsene Noten. Freundlichere Gestaltung, mehr Grün, mehr ÖPNV in die Innenstadt von Pendlerplätzen wie dem Volksfestplatz aus, damit die Leute leichter von den Rändern in die Stadt kommen. Und wenn mehr ÖPNV, dann mit umweltfreundlichem Antrieb.
Beim Busverkehr ist Luft nach oben
Beim ÖPNV, das merken die jungen Leute immer wieder an, ist Luft nach oben. Zuverlässig, regelmäßig und günstig soll er sein. Auch Schüler ab der 11. Klasse, die bislang die Kosten selber zahlen müssen, sollten wie die Jüngeren den ÖPNV künftig kostenlos nutzen dürfen. Am Wochenende und Werktags ab 17 Uhr sollte der Bus häufiger fahren. Auch wer Rad fährt, hat es nicht immer leicht. Nicht jeder Radweg sei eindeutig gekennzeichnet, manche ständig zugeparkt oder in keinem besonders guten Zustand.
Der Skatepark unweit der Stadtmauer ist ein beliebter Aufenthaltsort, aber er ist zu klein, die Lichtverhältnisse verbesserungswürdig. Skaten ist "In", deshalb wird auch im neuen Stadtteil Bellevue ein Skatepark gewünscht. Mehr Grün, mehr Abfalleimer an den Hotspots der Jugendlichen, gepflegte öffentliche Toiletten und natürlich freier Internetzugang. Das steht alles auf der Wunschliste des Nachwuchses. Mehr Möglichkeiten, frei Fußball spielen zu können, ein Wasserspielplatz und mehr Mitsprache bei der Gestaltung solcher Neuerungen – all dies wünscht sich die Jugend. Auch eine Trampolinhalle und eine Festivalwiese würden gerne genommen. Plätze an denen man sich treffen und Erfahrungen machen kann.
Positiv überrascht von den Ergebnissen der Befragung
Die Schweinfurter Jugend lebt gerne hier, vieles ist gut, noch mehr ist ausbaufähig. Die gute Nachricht bei all diesen Erkenntnissen ist – den jungen Leuten ist ihre Stadt nicht egal, sie wollen sich einbringen, mitgestalten, Teil der Entwicklung sein. "Die Wünsche und Forderungen der Jugendlichen haben uns positiv überrascht und waren durchweg konstruktiv", fasst Christian Starodub zusammen. Der SJR-Xpress rollt weiter.