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Schweinfurt
Stadthalle Schweinfurt: Warten auf das Publikum
Die traditionsreiche Stadthalle in Schweinfurt steht seit Monaten leer. Was die Betreiber dagegen unternehmen und wie sie zu den Plänen des Oberbürgermeisters stehen.
Stadthalle in Coronazeiten: Wo sonst über 700 Menschen Platz finden, dürften aktuell nur 140 Zuschauer sitzen.
Foto: Nicolas Bettinger | Stadthalle in Coronazeiten: Wo sonst über 700 Menschen Platz finden, dürften aktuell nur 140 Zuschauer sitzen.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:21 Uhr

Selten war Warten so anstrengend. Die Kulturszene wartet aufgrund der Corona-Pandemie seit Monaten auf die erlösenden Veranstaltungen, auf Künstler und vor allem auf ein größeres Publikum. Veranstaltungsstätten dürfen zwar wieder Events organisieren, jedoch schränken die zahlreichen Hygienebestimmungen diese immens ein. Auch die Stadthalle in Schweinfurt wartet seit dem Lockdown vergeblich auf eine Rückkehr zum Alltagsbetrieb. Der Betreiber der Location, die Kolping-Schweinfurt-Service GmbH, blickt deshalb nur vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Die Verantwortlichen sprechen nun über anstehende Veranstaltungen und äußern sich zu den Plänen des Oberbürgermeisters, die Stadthalle als wichtige Location grundlegend sanieren zu wollen.

"Alle Veranstaltungen, die von März bis Ende dieses Jahres geplant waren, fallen aus", sagt Janina Geßner, zuständig für Verwaltung und Organisation der Stadthalle. Die Festangestellte steht in ihrem Büro vor dem längst nicht mehr aktuellen Jahreskalender. 25 Veranstaltungen sind der Coronapandemie in diesem Jahr zum Opfer gefallen. "Man kann sich also ausrechnen, was das an Einbußen bedeutet", bedauert Geßner. Pro Event erhalte man normalerweise, vor allem durch die Saalmiete, rund 1000 bis 1300 Euro. Doch trotz der diesjährigen Ausfälle könnte das noch größere Problem 2021 warten.

Hoffnungsvolle Geschäftsführung: Maria Kraft und Adi Schön hoffen auf bessere Zeiten für die Stadthalle.
Foto: Nicolas Bettinger | Hoffnungsvolle Geschäftsführung: Maria Kraft und Adi Schön hoffen auf bessere Zeiten für die Stadthalle.

2021 wird problematischer als dieses Jahr

"Die wichtigen Veranstaltungen, vor allem die ganzen Faschings-Geschichten, haben wir Anfang dieses Jahres zum Glück noch mitnehmen können", erklärt Geschäftsführer Adi Schön. Deshalb könne man die Defizite aus 2020 noch gerade so verkraften. Derzeit fielen außerdem die ohnehin eher ruhigeren Sommermonate weg. Ebenso habe man durch das Kurzarbeitergeld einiges abfedern können. Jedoch müsse man nun damit rechnen, dass auch der wichtige Herbst und Winter in der anstehenden Saison wegbricht. "Nochmal so ein Jahr aus eigener Kraft zu überstehen, wird dann natürlich schwieriger", so Schön.

Gerade für die Stadthalle komme die Pandemie zur absoluten Unzeit. Maria Kraft, ebenfalls Geschäftsführerin, betont, dass die Geschäfte seit 2018, also seitdem Kolping als Betreiber übernommen hat, deutlich gestiegen seien. "Die Stadthalle hat Potential, Charme und Tradition." Deshalb, so Kraft, habe man mit der Location grundsätzlich ein sehr gutes Gefühl gehabt. Corona hat nun aber dazu geführt, dass man seit März keine einzige Veranstaltung mehr abhalten konnte.

Open-Air-Konzert  musste abgesagt werden

Um die Durststrecke zu beenden, haben die Verantwortlichen frühzeitig versucht, Alternativen zu finden. "Wir haben beispielsweise die Schulen angeschrieben, ob diese unsere Räumlichkeiten nutzen wollen", sagt Kraft. Doch diese hatten durch das veränderte Unterrichten selbst Kapazitäten in ihren Räumen frei. So sagte etwa auch die FOS/BOS, die ihre Prüfungen gewöhnlich in der Stadthalle durchführt, in diesem Jahr ab. Nun hoffe man darauf, die Stadthalle für Tagungen oder Mitgliederversammlungen vermieten zu können.

"Nochmal so ein Jahr aus eigener Kraft zu überstehen, wird dann natürlich schwieriger."
Adi Schön, Geschäftsführer der Stadthalle

Die größte Herausforderung ist jedoch der kulturelle Bereich. "Die Menschen sind zurückhaltender, einfach vorsichtiger geworden", erklärt Adi Schön. Dies zeigte sich beispielsweise an einem von der Stadthalle organisierten Open-Air-Konzert Anfang September. Nachdem nur 22 von 200 möglichen Karten verkauft wurden, musste die Veranstaltung abgesagt werden. Dennoch, erklärt Adi Schön, will man gerade auch in die Stadthalle zeitnah wieder Leben bringen. Den Anfang soll eine vielversprechende Kooperation mit der Kulturwerkstatt Disharmonie machen. Diese wird innerhalb der nächsten Wochen 15 Veranstaltungen in der Stadthalle durchführen. So kann die Disharmonie deutlich mehr Karten verkaufen, die Stadthalle indes nimmt endlich wieder Mietkosten ein.

Disharmonie kommt in die Stadthalle

Am 19. September geht es los mit dem Komiker Matthias Egersdörfer. "Statt 30 Besuchern kann die Disharmonie bei uns unter Coronabedingungen 140 Menschen unterbringen", erklärt Schön. Auch Jürgen Dahlke, Geschäftsführer der Disharmonie, freut sich über die Zusammenarbeit. "Die Kooperation ist für uns natürlich gut. Mit allen Veranstaltungen, die rappelvoll werden könnten, gehen wir jetzt in die Stadthalle." Hilfe für die Übernahme der Saalmiete hat die Disharmonie von der Stadt bekommen. Doch auch Dahlke weiß, dass größere Räumlichkeiten kein Selbstläufer sind. Für alle in die Stadthalle ausgelagerten Veranstaltungen stünden nämlich noch Karten zum Verkauf.

Darüberhinaus können sich sowohl Dahlke als auch die Geschäftsführung der Stadthalle auch in Zukunft eine Zusammenarbeit bei größeren Veranstaltungen vorstellen. Schließlich passen in die Stadthalle abseits von Corona über 700 Besucher. Nun müsse man aber erst mal abwarten, wie die 15 Veranstaltungen – natürlich unter strengen Hygienevorschriften – vom Publikum angenommen werden. Sollte dies gut anlaufen, erklärt Adi Schön, denke man sogar darüber nach, Veranstaltungen zweimal nacheinander anzubieten, um noch mehr Besucher erreichen zu können.

Stadthallen-Geschäftsführer Adi Schön demonstriert die sehr alte Technik, 'die dennoch noch funktioniert'.
Foto: Nicolas Bettinger | Stadthallen-Geschäftsführer Adi Schön demonstriert die sehr alte Technik, "die dennoch noch funktioniert".

Großer Sanierungsbedarf im Bereich der Technik 

Neben allen aktuellen Sorgen blicken die Betreiber der Stadthalle grundsätzlich optimistisch in die Zukunft. Nicht zuletzt deshalb, weil Oberbürgermeister Sebastian Remelé betont, auf die Stadthalle als wichtige Location in Schweinfurt setzen zu wollen. Zuvor forderten Kulturschaffende immer wieder einen neuen Veranstaltungssaal für Schweinfurt. Doch für Remelé sei dies nicht notwendig. Jedoch müsse die Stadthalle für das Vorhaben grundlegend saniert werden. "Der Austausch mit der Stadt ist hier sehr gut, und wir freuen uns natürlich über die Pläne der Verwaltung", sagt Schön. Bislang gebe es zwar noch keine konkreten Pläne, die Stadthalle sei aber grundsätzlich gut für das Vorhaben, dort noch viel mehr zu veranstalten, geeignet.

Den Anfang habe bereits die Erneuerung der Saaldecke gemacht. Doch Modernisierungsbedarf bestehe an vielen weiteren Stellen, so die Betreiber. "Es kommt zum Ausdruck, dass die Stadt am Stadthallenkonzept festhält", freut sich Geschäftsführerin Maria Kraft. Sie würde sich wünschen, dass man die jetzige Zeit für diverse Ertüchtigungsmaßnahmen nutzen könnte. Sanierungsbedarf bestehe demnach etwa an Fenstern, Bühne, sanitären Anlagen oder an der Haustechnik. Wichtigste Baustelle jedoch, die gerade für "Künstler mit Zugkraft" entscheidend ist, sei die Technik. "Vor allem Ton und Licht sind entscheidend", betont Schön. Derzeit nutze man eine geliehene Soundanlage. Perspektivisch sei allerdings eine eigene, wenn möglich fest installierte Einrichtung sinnvoll. "Auch in diesem Fall habe die Stadtverwaltung angekündigt, die schrittweise Sanierung der Stadthalle vorantreiben zu wollen.

Adi Schön: Stadthalle hat großes Potential

Adi Schön betont, dass die Stadthalle ungeachtet des Sanierungsbedarfes ein großes Potential besitzt. "Sie ist als Theatersaal konzipiert, wir haben dort auch Umkleide- und Nebenräume sowie Bewegungsmöglichkeiten um die Bühne herum." Zudem sei die Besucherkapazität ein großer Vorteil. Großveranstaltungen mit noch mehr Zuschauern fänden in Schweinfurt ohnehin selten statt.  "Die Lage der Stadthalle ist sehr gut und sie passt super in das sich stetig entwickelnde Quartier", ergänzt Maria Kraft. Deshalb will man die Stadthalle, auch für die Zeit nach Corona rüsten. "Unser langfristiges Ziel ist es, neben den ohnehin gut besuchten Wochenendveranstaltungen, mehr und mehr unter der Woche anzubieten", sagt Schön. Dafür will man beispielsweise auf Kooperationen, wie die mit der Disharmonie, setzen. Auch den Bereich der Tagungen will man mehr in Angriff nehmen. Sollte dies gelingen, so steht die für Verwaltung und Organisation zuständige Janina Geßner vielleicht bald schon wieder vor einem gut gefüllten Jahreskalender.

Seit März stimmt das, was auf dem Veranstaltungskalender steht, nicht mehr.
Foto: Nicolas Bettinger | Seit März stimmt das, was auf dem Veranstaltungskalender steht, nicht mehr.
 
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