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Schweinfurt
Stadt Schweinfurt will gesperrte Fußgängerbrücke am Bahnhof abreißen: SPD und Grüne machen da nicht mit
Seit Monaten ist der Fußgängerüberweg gesperrt, müssen Pendler lange Umwege laufen. Jetzt bringt die Stadt einen Vorschlag auf den Tisch. Kostenpunkt: sechsstellig.
Seit einem Jahr ist der Fußgängersteg über den Schweinfurter Hauptbahnhof gesperrt.
Foto: Anand Anders | Seit einem Jahr ist der Fußgängersteg über den Schweinfurter Hauptbahnhof gesperrt.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 19:12 Uhr

Vor knapp einem Jahr ist der Steg über den Schweinfurter Hauptbahnhof aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Die Folge: Lange Umwege für Fußgänger, darunter viele Pendler, deren Weg zu SKF und ZF nun viel weiter war. Jetzt legt die Verwaltung einen Vorschlag vor, was mit dem Steg passieren soll. Und sorgt damit schon im Vorfeld für Ablehnung und ein ungewöhnliches Bündnis.

Die Stadtratsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen (eigentlich Koalitionspartner der CSU) setzen sich gemeinsam für den Erhalt des Fußgängerstegs ein. Einem Antrag der Verwaltung, den Steg zurückzubauen, also abzureißen, würden sie nicht folgen, so eine gemeinsame Pressemitteilung, unterzeichnet von Peter Hofmann und Holger Laschka.

Beide Fraktionen würden in der Sitzung des Bauausschusses des Stadtrates am Donnerstag, 13. Oktober, den Vorschlag der Verwaltung ablehnen, kündigen sie an. Und: In den Haushaltsberatungen für das Jahr 2023 würde man im Gegenteil Mittel für eine Sanierung der "der wichtigen und einzigen direkten Verbindung zwischen Nord- und Südseite des Hauptbahnhofs" beantragen.

"Schweinfurt ist in der glücklichen Lage, eine Querverbindung über den gesamten Gleiskörper quasi geerbt zu haben", unterstreicht Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka in der Pressemitteilung. "Dass die Stadtverwaltung dieses Erbe in den letzten Jahren dem Verfall preisgegeben hat, ist eine Schande. Dies darf aber nicht der Anlass sein, dieses wichtige Stück Infrastruktur jetzt komplett aufzugeben."

Wie teuer der Abriss des Fußgängerstegs am Hauptbahnhof werden könnte

Für die SPD betont Peter Hofmann die Bedeutung eines  "funktional und optisch attraktiven Hauptbahnhofs". "Die notwendige Verkehrswende kann nur rund um eine gern und gut genutzte Schienenanbindung funktionieren. Dazu zählt eine Querungsmöglichkeit direkt zu den großen Industriewerken von SKF und ZF ebenso wie ein zeitgemäß gestalteter Hauptbahnhofsvorplatz mit optimierten Umsteigebeziehungen ins Umland und in die wichtigsten Stadtviertel.“

Holger Laschka und Peter Hofmann kritisieren in ihrer Mitteilung den Aktionismus der Bauverwaltung, die es nach jahrelangem Nichtstun in Sachen Hauptbahnhofsteg jetzt eilig habe, das stabile und mit vergleichsweise geringem Aufwand wieder zu ertüchtigende Bauwerk dem Erdboden gleichzumachen. "Es ist vollkommen absurd, jetzt schnell eine halbe Million Euro in die Hand zu nehmen, um das Thema Hauptbahnhofsteg zu beerdigen", kritisiert Holger Laschka, "wenn wir für rund eine Million Euro eine für alle nutzbare Schienenquerung für Jahrzehnte haben können!"

Peter Hofmann geht in diesem Zusammenhang angesichts des guten Zustands der Hauptkonstruktion von möglicherweise noch geringeren Sanierungskosten aus. Man habe ein "Bleistift-Gutachten" eines renommierten Architekturbüros, das Sanierungskosten von unter einer Million Euro für möglich halte, da alle tragenden Teile in stabilem Zustand seien und nicht erneuert werden müssten. "Es geht hier wohl in erster Linie mehr um das Wollen, als um die Kosten!", so Hofmann.

Wichtig für die Industrie, wichtig für den Verkehr der Zukunft

Stadträte von SPD und Grünen hätten immer wieder Bürgeranfragen zum Thema Hauptbahnhofsteg erreicht. Vor allem Beschäftigte und Auszubildende der Industrie, die von ihren Betrieben zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel angehalten würden, beklagten die weggefallene Querungsmöglichkeit. "Das wird in Zukunft noch mehr ins Gewicht fallen, wenn öffentlicher Verkehr zunehmend den Individualverkehr ersetzen wird", glauben Hofmann und  Laschka.

Der Erhalt des Stegs sei deshalb "ein Signal in Richtung Industrie, dass die Stadt deren Arbeitsangebot und – über die Gewerbesteuern – Beitrag zur Finanzierung des städtischen Haushalts wertschätzt und weiter eine gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaft anstrebt".

 
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    Da wird auf der einen Seite groß von "Verkehrswende" geredet, und sobald es an konkrete Maßnahmen geht, versagt die Politik -bzw. Teile der Politik- total: man muss schon sehr einfach gestrickt sein (oder es muss einem vollkommen gleichgültig sein), um nicht zu begreifen, dass eine dauerhafte Beseitigung des Stegs gleichbedeutend mit fast schon dem Zwang zur Benutzung des Autos für Industriebeschäftigte ist. Wir stricken mühsam an einem Verkehrsverbund, die BEG nimmt Eisenbahnhaltepunkte wieder in Betrieb - und der CSU geht das am A.... vorbei, ob man dann vom Bahnhof noch zu den Arbeitsplätzen kommt. Hauptsache, weiter Straßen bauen - fürwahr, CSU, das ist "nachhaltige" Verkehrspolitik vom Feinsten...!!
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  • S. F.
    Wenn die Stadt schon 5 Mio. € übrig hat für ein Geisterparkhaus in der Mainberger Strasse, dann sollte die Stadt auch Geld übrig haben für einen barrierefreien Übergang.
    Anscheinend sind Autofahrer wichtiger.
    Kann die CSU wirklich nur Auto?
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  • A. K.
    Die Kollegen der ZF bzw. SKF, die früher die Bahn und den Steg für den Arbeitsweg genutzt haben, fahren zwischenzeitlich notgedrungen wieder mit dem Auto zur Arbeit. Die zusätzlichen 35 min Fußweg zur Arbeit sind dann doch zuviel. Die Stadtbuslinie die die Haltestelle Ernst-Sachs-Straße und Steg bzw. ins Maintal abgedeckt hat, wurde ja freundlicherweise eingestellt. Mobilitätswende geht anders.
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  • B. S.
    Ich wünsche den beiden Fraktionen um Herrn Laschka und Herrn Hofmann viel Erfolg bei der Rettung des Stegs! Ich selbst habe als Bahnreisende beruflich wie privat den Überweg genutzt und vermisse ihn seit der Sperrung. Zu einem zeitgemäßen ÖPNV in Schweinfurt gehört auch eine ordentliche fußläufige Erreichbarkeit. Außerdem gehört die Barrierefreiheit heutzutage selbstverständlich dazu! Welche Fußgängerbrücke Esch, eine kleine Stadt von nicht einmal 35 000 Einwohnern in Luxemburg, über seine Bahngeleise gebaut hat, lässt sich auf der folgenden Seite bewundern:
    https://structurae.net/de/bauwerke/fussgaengerbruecke-esch-sur-alzette
    Den politischen Entscheidern der Stadt Schweinfurt sollte eine zukunftsweisende Lösung in Richtung klimafreundliche Mobilität etwas wert sein. Vom Haushalt her gönnt man sich doch sonst auch einiges ...
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  • G. K.
    Was ich mich immer frage, wenn eine Brücke aus „Sicherheitsgründen“ gesperrt wird: Zwar läuft dann ja keiner mehr drüber, für den es gefährlich werden könnte … aber was ist mit denen, die sich darunter aufhalten?
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  • B. S.
    People Mover oder Gleisunterführung bis in die Ernst-Sachs-Straße, dann ist der Aufzug zur Barrierefreiheit auf Bahnhofseite schonmal gemacht
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  • H. V.
    Man bekommt (wieder mal) gezeigt, wie weltfremd unsere
    Stadt-Granden geworden sind.
    Für die Bürger kein offenes Ohr - aber dafür Projekte die kein Mensch braucht.(LGS)
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  • M. K.
    Schade um den Übergang! Er muss uns erhalten bleiben! Barrierefrei wäre schön, aber bezahlbar.
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  • N. S.
    Bei deser Gelegenheit sollte in Betracht gezogen werden den Steg barrierefrei umzubauen. Was In den Niederlanden funktioniert sollte bei uns ebenfalls machbar sein. In Holland sind solche Übergänge mit Aufzügen versehen um die Nutzung für Gehbehinderte wie Nutzer von Rollatoren und Rollstühlen zu ermöglichen.

    Norbert Sandmann
    Fachberater für Inklusion und Barrierefreiheit.
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  • K. B.
    wie aus dem damaligen MP-Bericht zu entnehmen ist, soll die barrierefreie Erneuerung über 11.Mio Euro kosten... (ob's wirklich soviel sein werden glaub ich auch nicht) ABER, wenn auch dafür kein Geld da ist, dann ist die Sanierung ohne Barrierefreiheit die beste Lösung, statt Abriß. Sorry, aber bei allem Respekt, man kann nicht alles barrierefrei machen. Da sie aber, was Barrierefreiheit betrifft, Fachberater sind, vielleicht haben Sie für die Stadt ja eine Idee, ob es dafür irgendwelche Fördergelder gibt.
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  • N. S.
    Und genau hier beginnt die Diskriminierung!
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  • W. B.
    @alnotalk. Ich würde sagen, hier beginnt die Realität. Es ist schlicht und einfach nicht finanzierbar. Da braucht man nicht gleich mit dem Totschlagargument "Diskriminierung" ankommen.
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  • N. S.
    Nein, woher nehmen sie Quiddje, die Erkenntnis, das die Barrierefreiheit zu teuer sei? Wie ich bereits oben erwähnte, funktioniert es in anderen Regionen ebenfalls. Zudem ist es mehr als schändlich, wenn auch indirekt Behinderte als Kostenfaktor hinzustellen.
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  • W. B.
    @alnotalk. Schändlich sind nur ihre Totschlagargumente! Es ist nun einmal so, dass ein barrierefreier Umbau der Brücke teurer ist als eine Instandsetzung. Ist das jetzt Diskriminierung oder Realität? Und offensichtlich ist bereits die Instandsetzung der Bauverwaltung zu teuer.
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  • N. S.
    @ Quiddje, in dem Moment wo Fußgängern die Möglichkeit gegeben wird, per Steg über die Gleise zu gehen und Nutzern von Rollatoren und Rollstühlen zugemutet wird einen weiteren Umweg zu nutzen, ist das eine Benachteiligungen und somit eine Diskriminierung von Menschen mit Behinderung ( siehe Art. 3 Grundgesetz, Benachteiligungsverbot). Zudem gehört Barrierefreiheit zu den Menschenrechten.
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  • M. W.
    @alnotalk: Ja stimmt, das ist Diskriminierung. Und weil weil wir niemanden ausschließen wollen, bauen wir die Brücke lieber ganz zurück. Das ist dann eine gerechte Lösung für ALLE.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Barrierefreiheit muss der nächste Schritt sein nach Substanzerhaltung und neuerlicher Nutzbarmachung. Der erste Schritt ist, den Abriss zu verhindern.
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  • K. B.
    Richtig Herr Laschka!
    Bitte setzen Sie sich dafür ein und holen weitere Stadtratskollegen mit ins Boot.

    Die Brücke ist, bis auf paar Holzplanken, garnicht "EINSTURZGEFÄHRDET"
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  • A. K.
    Mittlererweile komme ich mir als „Nichtbehinderter Mensch“ diskriminiert vor, wenn eine funktionierende Brücke für die Summe von einer Million nicht saniert werden soll, da sie ja barrierefrei saniert werden muss und die dafür notwendigen zusätzliche 19 Millionen man nicht aufbringen kann oder will.
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  • M. S.
    Absoluter Wahnsinn, Schweinfurt halt... Bin mittlerweile froh wenn ich die Stadt im Rückspiegel sehe.
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