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Oberwerrn
Sparkassen-Filialschließung: Kritik wächst weiter
Bis Ende 2021 will die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge 14 Filialen schließen. Warum sich in der Region Widerstand formiert und auch die CSU Oberwerrn kein Verständnis hat.
Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge will 14 Filialen in der Region schließen. Diese Pläne stoßen auf massive Kritik.
Foto: Julian Stratenschulte | Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge will 14 Filialen in der Region schließen. Diese Pläne stoßen auf massive Kritik.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 13.02.2024 02:41 Uhr

14 Filialen will die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge dieses und nächstes Jahr schließen. Das gab der Vorstand bei einer Pressekonferenz kürzlich bekannt. Die Kritik an dieser Entscheidung wird immer größer. Jetzt meldete sich der CSU-Ortsverband Oberwerrn mit klaren Worten, zuvor äußerten der Geldersheimer Bürgermeister Thomas Hemmerich und der Linken-Kreisvorsitzende Sinan Öztürk ihr Unverständnis.

Als Gründe für die Ausdünnung des Filialnetzes wurden von den Sparkassenvorständen Peter Schleich und Robert Nernosi die verstärkte Nachfrage am digitalen Service und Zahlungsverkehr und eine seit dem Jahr 2000 gesunkene Kundenfrequenz an den Schaltern der Filialen um 80 Prozent genannt, welche sich durch die Corona-Pandemie noch verschärfe, sowie die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die die Hauptertragsquelle der Sparkassen immer weiter versiegen lasse.

„Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge unterliegt dem Regionalprinzip. Dabei berücksichtigt sie die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Region.“ So zitiert Michael Theiss, Ortsvorsitzender der CSU Oberwerrn, den deutschen Nachhaltigkeitskodex 2018 der Sparkasse. Die Sparkasse genieße bei ihren Kunden und in der Bevölkerung eine "besondere Vertrauensstellung", heißt es in dem Kodex weiter, stelle den Kunden in den Mittelpunkt. Theiss findet: "Weit gefehlt!"

Die Sparkasse in Schweinfurt.
Foto: Karl-Heinz Körblein | Die Sparkasse in Schweinfurt.

Durch die Schließung der Sparkassenfilialen wirke diese Festlegung wie Ironie. "Im Oberwerrner Gemeindeteil mit 2300 Einwohnern ist das Argument der Rentabilität nicht nachzuvollziehen. Die Filiale wird stark frequentiert, auch von Bürgern umliegender Gemeinden", so Theiss.

Mit der Schließung der Oberwerrner Filiale gehe "ein tiefer Eingriff in die Selbstständigkeit unserer älteren Bürger/innen einher“, so Theiss. „Jahrelang waren sie stolz darauf, Kunde der (Kreis-) Sparkasse zu sein, ihre Bankgeschäfte noch selbst am Schalter regeln zu können. Gerade in heiklen Dingen wie Geldangelegenheiten wollen Sie ihre Selbstständigkeit behalten. Alles vorbei. Nicht einmal Bargeld können sie sich selbst holen. Es müssen Kinder, Enkel oder Bekannte gefragt werden, die hierdurch wiederum einen zusätzlichen Zeitaufwand haben. Auch ein so genannter Bürgerbus löst das Problem nicht, denn dieser fährt nur zu bestimmten Zeiten“.

"Die Schließung der Filiale geht mit einem tiefen Eingriff in die Selbstständigkeit unserer älteren Bürger/innen einher.“
Der Oberwerrner CSU-Ortsvorsitzende Michael Theiss kritisiert den Plan der Sparkasse, die örtliche Filiale zu schließen.

Die jüngere Bevölkerung nutze darüber hinaus die Dienste der Sparkasse, insbesondere Geldautomat und Kontoauszugsdrucker, sehr stark. Theiss bezweifelt, dass wie von der Sparkasse angegeben die Kundenfrequenz in Oberwerrn um 80 Prozent zurückgegangen sei, davon "ist in Oberwerrn nichts zu spüren." Gemeinsam haben die CSU-Ortsverbände in Ober- und Niederwerrn eine Unterschriftenaktion in beiden Ortsteilen in die Wege geleitet.

Die Christsozialen aus Niederwerrn, heißt es in der Pressemitteilung, weisen auf ein Parkplatzproblem vor ihrer Filiale hin, da weder die Sparkasse noch die Gemeinde ausreichend Parkplätze anböten. In der engen Flemingstraße, wo die Filiale liegt, parken auch Anwohner. "Ärger ist vorprogrammiert", wenn Sparkassenkunden deren Parkplätze oder die des nahen Getränkemarktes, Arztes oder der Apotheke nutzen. Michael Theiss schlägt deshalb vor, in einem der Gemeinde gehörenden Haus, das bereits eine Bank früher nutzte, "zumindest einen Geldautomaten und einen Kontoauszugsdrucker aufzustellen." Parkplätze für Kurzzeitparker gebe es ebenfalls, die in dem Haus auch geplanten Jugend-Räume seien trotzdem uneingeschränkt nutzbar.

Die meisten Filialen schließen in Stadt und Landkreis Schweinfurt

Die sieben derzeit bereits wegen der Corona-Krise geschlossenen Filialen der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge im Wohnstift Augustinum (Schweinfurt), in Eßleben, Greßtahl, Hesselbach, Oberwerrn, Sulzheim und Wipfeld werden nicht wieder öffnen. Geschlossen werden im Jahr 2021 zudem die sieben Filialen am Deutschof, in der Segnitzstraße und in der Gartenstadt (alle Schweinfurt) sowie in Geldersheim, Oberschwarzach, Obertheres und Röthlein. Die Aufgaben der Filialen Deutschhof und Segnitzstraße werden nach einem Umbau der Filiale Gottesberg dort gebündelt.

 
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  • J. B.
    Die verstärkte Nachfrage nach digitalen Angeboten.
    Ha, ha was haben wir gelacht.
    Die Kundenberater drängen doch gerade zum Onlinebanking.
    Ich werde immer wieder darauf angesprochen.
    Wenn ich irgendwann gezwungen werden sollte zum Onlinebanking durch erhöhte Gebühren wechsle ich zu einer reinen Onlinebank.
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  • P. R.
    Da kann ich Werner12 nur zustimmen. Vor einigen Jahren und bis heute wurde man am Schalter zu Online-Banking gedrängt, Buchungen am Schalter kosten extra. Ist doch kein Wunder, dass die Kundenfrequenz am Schalter sinkt. Dieses Argument ist eine Farce!
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  • M. S.
    es scheint wie bei den Kirchen zu sein... immer weniger Mitglieder/Kunden; das bedeutet dann im Gegenzug ein Rückzug in der Fläche sei es mangels Personal oder eben wegen angeblich zu hohen Kosten...

    Die jetztigen Verantwortlichen werden das aussitzen. Das Endergebnis wird sein, dass mittel- bis langfristig diese Institiutionen überflüssig bzw. komplett verschweinden werden da die bestehenden Mitglieder/Kunden zwangsläufig mittelfristig wegsterben und junge Kunden sich anderen zuwenden...

    Es wird ein langer Sterbeprozess der Sparkassen werden. Das Ergebnis wird den nachfolgenden Generationen präsentiert.
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  • G. K.
    Wenn ich keine Sparkasse mehr vor Ort habe, dann habe ich auch keinen Grund mehr, als Kunde bei der Sparkasse zu bleiben. Zu jedem Angebot der Sparkasse finden sich günstigere und/oder bessere Anbieter.

    Die Kundenähe und der persönliche Kontakt waren für die Sparkasse – gerade auf dem Land - schon immer Mittel zur Kundenbindung. Fällt das weg, dann werden sich die Kunden neu orientieren.

    Mit ihren Filialschließungen verwandeln sich die Sparkassen - regional betrachtet – ein Stück weit in eine Direktbank. Aber von der Organisation und den typischen Konditionen einer Direktbank sind sie Lichtjahre entfernt …

    Preise wie eine Filialbank und ein Service-Level wie eine Direktbank – oder teilweise sogar noch darunter?

    Mag sein, dass man damit kurzfristig Geld sparen und das Bilanzergebnis aufhübschen kann. Aber langfristig werden der Sparkasse die Kunden abwandern … aber dann werde viele der Manager, die das jetzt entscheiden haben, schon nicht mehr da sein … 😉
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  • M. Z.
    ... möchte vermuten, dass Dank aufsichtsrechtlicher Vorgaben und Regulatorik (Bafin & Co) in jeder kleinen Bank schon min. 1 Mitarbeiter Vollzeit beschäftigt ist, denen Daten und Fakten zu liefern. Und bei einer größeren Bank / Sparkasse sind das schnell mehrere Personen. Wie in jeder Branche. Zuviel Bürokratie bringt auch nix. Und dann schaut Bafin bei Wirecard nicht genau hin, obwohl schon sehr viele Vermutungen über Betrug seit langer Zeit umher gegeistert sind. Da fehlt die Verhältnismäßigkeit und ich kann ganz gut nachvollziehen, wenn dann Bürger stutzig werden !!!
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  • J. B.
    Es ist schon erschrecken wie alle "Geldinstitute" mit Ihren Kunden umgehen, aber ein Kunde ist scheinbar denen heute nichts mehr wert. Wenn ich so zurück denke, früher ging der Buchhalter bzw Chef mit der Lohntüte durch die Firma + hat diese jedem persönlich mit ein paar netten + anerkenenden Worten übergeben. Dann ist man nach Hause gegangen + hat das Geld in die Schublade getan. Könnte man doch heute wieder genauso einführen. Ob das Geld nun zuhause oder auf der Bank liegt ist doch eigentlich egal, weil auf der Bank bekommt man ja eh keinen Zinsen mehr.
    Satiere an: " wieso müssen die sparen - die haben doch Geld ohne Ende - ok kleiner Scherz - aber wenn die schon sparen müssen wieso werden dann solche "Prachtbauten" hingestellt? - noch ein Spar-Tipp - statt Filialen abzubauen könnte man doch mal in den Chefetagen anfangen abzubauen bzw über deren Gehälter nachzudenken - da wäre bestimmt auch ein gewisses "Sparpotenzial" vorhanden + nicht immer nur bei uns Kunden.
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