14 Filialen will die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge dieses und nächstes Jahr schließen. Das gab der Vorstand bei einer Pressekonferenz kürzlich bekannt. Als Gründe für die Ausdünnung des Filialnetzes wurden von den Sparkassenvorständen Peter Schleich sowie Robert Nernosidie verstärkte Nachfrage am digitalen Service und Zahlungsverkehr und eine seit dem Jahr 2000 gesunkene Kundenfrequenz an den Schaltern der Filialen um 80 Prozent genannt, welche sich durch die Corona-Pandemie noch verschärfe, sowie die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die die Hauptertragsquelle der Sparkassen immer weiter versiegen lasse.
Diese Mitteilung hat in der Region nicht für Freude gesorgt. Die Kritiker gibt es nicht nur in Schweinfurt, sondern auch im Landkreis. In einer Pressemitteilung erklärt Geldersheims Bürgermeister Thomas Hemmerich, in dessen Ort die Sparkassenfiliale schließt: „Dass in einer Gemeinde mit knapp 3000 Einwohnern die Sparkasse nicht mehr vertreten sein soll, ist für uns ein herber Schlag.“
Die Sparkassen hätten als öffentlich-rechtliche Unternehmen in kommunaler Trägerschaft einen Auftrag, sich der Gemeinnützigkeit zu verpflichten, sagt der Bürgermeister: „Die Sparkasse sollte sich nicht nur auf die Städte und großen Gemeinden konzentrieren. Sonst ist sie nichts anderes als eine normale Privatbank.“ Der Rückzug der Sparkasse aus der Fläche sei, so die Mitteilung, ein schwerer Einschnitt in die Grundversorgung von Geldersheim, sowohl für Bürger, als auch für Unternehmen und Vereine.
„Seit Jahren setzen sich die Verantwortlichen in den Gemeinden und im Landkreis für eine Stärkung der ländlichen Räume und eine Belebung der Ortskerne ein. Durch die Entscheidung der Sparkasse werden diese Bemühungen unterlaufen“, findet Hemmerich. Die Sparkasse in Geldersheim sei gerade für die älteren Menschen eine wichtige Einrichtung. „Deshalb haben wir erwartet, dass die Filiale zumindest tageweise – mit eingeschränkten Öffnungszeiten – eine Grundversorgung vor Ort aufrechterhält.“
Die Sparkasse müsse "ihrer Verantwortung für die Region und die Menschen auch weiterhin gerecht werden“, fordert der Bürgermeister. Deswegen erwarte die Gemeinde, dass die Entscheidung noch einmal überdacht werde. Zumindest sollten in Geldersheim ein Geldautomat und ein Kontoauszugsdrucker der Sparkasse erhalten bleiben. „Wir sind gerne bereit, die Sparkasse bei der Suche nach einer guten Lösung zu unterstützen“, so Hemmerich.
Auch der Linke-Kreisverband kritisiert die Schließungs-Pläne
Auch der Linke-Kreisverband Schweinfurt findet klare Worte: „Nun missbraucht ausgerechnet die Sparkasse die Corona-Krise zum Abbau von Serviceleistungen für ihre Kunden. Das gefällt uns gar nicht, weil darunter insbesondere Menschen leiden, die wenig mobil sind“, so Kreisvorsitzender Sinan Öztürk.
Sollte es tatsächlich die strategische Ausrichtung der Sparkasse sein, ihr Filialnetz auszudünnen, gehe damit ein Alleinstellungsmerkmal verloren, was die Attraktivität der Bank nicht steigere. Die außerdem beschlossene Erhöhung der Kontoführungsgebühren auf 8 Euro/Monat treffe besonders Menschen mit geringen Einkommen. „Der Service wird verschlechtert und gleichzeitig werden die Preise erhöht. Dabei hat die Sparkasse im Jahr 2019 mit allen Filialen immerhin einen Gewinn von sieben Millionen Euro ausgewiesen“, erklärt die Bezirksrätin und stellvertretende Kreisvorsitzende Angelika Strobel. Sie hat kein Verständnis für die Schließung von Filialen außerhalb des Stadtbus- und Bahnnetzes. Gerade im Landkreis werde es in den betroffenen Orten für ältere Menschen, die wenig mit dem digitalen Zahlungsverkehr anfangen können, schwierig ihre Bankgeschäfte zu erledigen.
Die Zusicherung der Sparkasse, vor Ort beim Lebensmittelhändler Bankgeschäfte erledigen zu können, setze voraus, dass es überhaupt einen Lebensmittelhändler gebe, so die Linken. Außerdem befürchten sie weitere Gebühren für einen derartigen Service. Wenig überzeugend sei es auch die Schweinfurter Stadtteile Gartenstadt und Deutschhof von der Versorgung mit einer Sparkassenfiliale zu nehmen. Ebenso das Augustinum. „Wie es scheint, setzt OB Remelé darauf, dass die bisherigen Nutzer der betroffenen Filialen mangels anderer Angebote die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge nicht verlassen. Wertschätzend ist das nicht“, wird der Linken-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Frank Firsching, zitiert.
Die meisten Filialen schließen in Stadt und Landkreis Schweinfurt
Die sieben derzeit bereits wegen der Corona-Krise geschlossenen Filialen der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge im Wohnstift Augustinum (Schweinfurt), in Eßleben, Greßtahl, Hesselbach, Oberwerrn, Sulzheim und Wipfeld werden nicht wieder öffnen. Geschlossen werden im Jahr 2021 zudem die sieben Filialen am Deutschof, in der Segnitzstraße und in der Gartenstadt (alle Schweinfurt) sowie in Geldersheim, Oberschwarzach, Obertheres und Röthlein. Die Aufgaben der Filialen Deutschhof und Segnitzstraße werden nach einem Umbau der Filiale Gottesberg dort gebündelt.
Mit über 40 Standorten wird die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge im bayernweiten Vergleich weiterhin nach eigenen Angaben überdurchschnittlich gut aufgestellt sein. Dass von den anstehenden Schließungen der Landkreis Haßberge kaum betroffen ist (nur Obertheres), liegt an einer Reduzierung um dort sechs Filialen bereits im Jahr 2016. Betriebsbedingte Kündigungen soll es durch die Anpassung im Filialnetz nicht geben und zumindest vorerst bleibt der Personalstand bei 730.