Als Musikpädagoge, früherer Gitarrenlehrer an der hiesigen Musikschule, aber auch als Verfasser von Song- und Notenbüchern ist Rainer Vollmann vielen sicherlich bekannt. Dass der 70-jährige Gerolzhöfer vor etlichen Jahren bereits einen Lyrik-Band herausgegeben hat, wissen dagegen wohl nur eingefleischte Kenner der Materie. Ganz neu ist die Nachricht, dass Vollmann jetzt auch Roman-Autor ist. Sein Buch "Hollywood in der Kokosnuss" ist noch druckfrisch und ab sofort im Buchhandel erhältlich.
Die Idee zu diesem Buch habe er schon viele Jahre im Kopf gehabt, "eigentlich schon immer", sagt Vollmann. Dies gelte zumindest für die groben Züge des literarischen Inhalts sowie für das dem Buch zugrundeliegenden Konzept. Doch wie bei so vielen Punkten im Leben fehlte ihm einfach die Zeit und Ruhe, sich intensiv damit zu beschäftigen, seine Idee auch umzusetzen und zu Papier zu bringen. Dies änderte sich, als er vor fünf Jahren als Musiklehrer in Rente ging. Seitdem hat er mehr Freizeit – und er hatte auch den Kopf frei für seinen ersten Roman.
Konzentrierter Schaffensprozess von fünf Jahren
Etwa eineinhalb Jahre, so beschreibt er den Entstehungsprozess, habe er intensiv an dem Buch geschrieben. Vor drei Jahren war er mit "Hollywood in der Kokusnuss" schon so gut wie fertig. Dann folgten noch die restlichen Arbeiten, etwa das Schlusslektorat, die nochmals einiges an Zeit in Anspruch nahmen, allerdings auch notwendig waren, um das 336 Seiten umfassende Buch jetzt in Druck geben zu können.
Nach eigenen Angaben des Autors verspricht der Roman "abwechslungsreiche, hintersinnige und fast philosophische Kost". Die Leserinnen und Leser würden in seinem Buch "Spannendes, Nachdenkliches, Informatives, Lustiges, aber auch Furchterregendes" finden, verspricht Vollmann weiter in einem Pressetext seines Scherenberg-Verlags, bei dem das Buch erscheint.
In Anne verschmelzen Fiktion und Wirklichkeit
Doch worum geht es in dem Roman denn eigentlich? Kurz zusammengefasst lässt sich dessen Inhalt wie folgt beschreiben: In Vollmanns Werk wird eine ehemalige Klassengemeinschaft zur Bühne einer außergewöhnlichen Erzählung. Anlass ist eine faszinierende Frau namens Anne. Diese erlebt ihre Fantasie so realistisch wie eine Wahrnehmung. Offensichtlich kann sie lebenslang und unmittelbar auf Bilder, Filme, Bücher und Musik zurückgreifen, nachdem sie irgendwann damit in Berührung gekommen ist. In ihrem Kopf spielen sich unglaubliche Dinge ab. So, wie ein Gehirn keine Augen benötigt, um Träume, Bilder und Geschichten zu generieren, so erlebt Anne ihre Filme und Geschichten in den Fenstern ihrer eigenen Wirklichkeit.
Indessen wird sie von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern als stark stotternde Lügnerin wahrgenommen. Nach Annes Verschwinden arbeitet sich einer ihrer früheren Mitschüler, Tom, durch die Fragmente ihrer teils minutiösen Aufzeichnungen. Sein damaliger Blick auf Anne erfährt nun in vielen Bereichen eine spannende Wendung. Der nachträgliche Einfluss auf sein Leben und seine Anschauungen sind nicht unerheblich, heißt es in der Inhaltsangabe des Verlags. Manche Geheimnisse würden gelüftet, Tragödien aufgearbeitet, spannende Reisen in die Menschheitsgeschichte unternommen sowie der Kampf eines Genies gegen Intrigen, Willkür und Arroganz aufgezeichnet – das Drama um den englischen Zeitmesser John Harrison.
Ruine im Roman hat Vorbild in der Umgebung von Gerolzhofen
Was den Roman vielschichtig und anspruchsvoll zugleich macht: Alle Ebenen der Erzählung sind miteinander verwoben und steuern unweigerlich auf die große Katastrophe zu. Übrigens, ein Zusammenhang zwischen den mittelalterlichen Ruinenresten im Roman und einem nicht unbekannten Ort in der näheren Umgebung von Gerolzhofen "ist nicht ausgeschlossen", wie es in der Buchbeschreibung des Verlags heißt.
Was damit gemeint ist, verrät der Autor im Gespräch mit dieser Redaktion. "In dem Buch kommt die Burgruine auf dem Zabelstein vor", sagt Vollmann. Natürlich benennt er den Ort nicht bei dessen wirklichen Namen und identifiziert diesen auch nicht näher. Doch wer beim Lesen die Örtlichkeit am nördlichen Rand des Steigerwalds mit den Resten der mittelalterlichen Bebauung sowie der dortigen Holzhütte, dem Lingmann-Haus, und des daneben stehenden Aussichtssturms vor Augen hat, der wird den Roman an bestimmten Stellen nochmals aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Autor verarbeitet eigene Erfahrungen und Begegnungen
In einem auf YouTube veröffentlichten Trailer heißt es, das Buch sei eine "ziemlich wahre Geschichte". Vollmann hat in seinem literarischen Werk durchaus eigene Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen und Ereignisse in seinem Leben verarbeitet beziehungsweise als Vorlage für manche Schilderung hergenommen, berichtet er. Dennoch dürfe das Buch keineswegs als im eigentlichen Sinn autobiografisches Werk verstanden werden. Mit dem Phänomen, dass die Hauptfigur Anne – für die es laut Vollmann übrigens kein Vorbild in Form eines bestimmten Menschen gibt – Bestandteile ihrer Fantasie als reelle Wahrnehmung begreift, hat sich der Autor lange Zeit und intensiv beschäftigt.
Nach Abschluss seines ersten Romans weiß Vollmann noch nicht, ob und wie er als Schriftsteller fortfahren möchte. Auf die Frage, ob er einen zweiten Roman plant, antwortet der Gerolzhöfer nur: "Wer weiß" - und lacht vielsagend.
Der Roman "Hollywood in der Kokosnuss" (ISBN: 978-3-927652-15-6) von Rainer Vollmann, der in dessen eigenen Scherenberg-Verlag erschienen ist, ist im Buchhandel zu einem Preis von 14,80 Euro erhältlich.