Der Verwaltungsleiter der Musikschule, Thomas Barisch, hatte eine zweigeteilte Aufgabe zu erfüllen. Er verabschiedete Rainer Vollmann in den wohlverdienten Ruhestand und stellte die Nachfolger vor. Er sprach einige Stationen aus dem Leben von Rainer Vollmann an.
1979 nahm die Musikschule Schweinfurt ihre Arbeit im Landkreis Schweinfurt auf. Ein Lehrer der ersten Stunde war Rainer Vollmann, der im September 1979 seine Tätigkeit an der Musikschule begann. 38 Jahre prägte er die Musikschularbeit hier in Gerolzhofen. Über einen „Schlenker“ als Vermessungstechniker und examinierter Rettungsassistent kam er zur Musik und Pädagogik und fand da seine Berufung – zum Glück für den Zweckverband Musikschule und seine Schüler.
Den Zweckverband groß gemacht
Rainer Vollmann war einer der Kollegen, der diesen Zweckverband großgemacht hat, zur zweitgrößten Musikschule Bayerns mit zeitweise 4200 Schülern in den geburtenstarken 1990er-Jahren. Die Außenstelle Gerolzhofen war und ist die größte Außenstelle im Landkreis – mit über 500 Schülern in fast allen Instrumentalfächern eine mittelgroße bayerische Musikschule für sich.
Jährlich unterrichte Vollmann über 100 Schüler, ein paar Jahre lang waren es fast 150: Früherziehung, Gitarre, Spielkreise, Zupfensemble und das Gerolzhöfer Zupforchester – eine Art One-Man-Musikschule.
Das funktioniert nur, wenn man bestens organisiert und ein hervorragender Pädagoge ist. Die stete Gratwanderung zwischen Spaß und Anforderung – Knackpunkt jeder guten Pädagogik – ist ihm stets gelungen: Alle Schüler hatten ihre Freude am Unterricht, alle wurden nach ihrem Leistungsstand gefördert und gefordert.
Jährlich 100 glückliche Gitarristen, wenig Abmeldungen, nie Beschwerden bei der Schulleitung – das muss man erst einmal hinbringen.
Dazu regelmäßig Preisträger beim Wettbewerb Jugend musiziert bis hinauf zum Bundeswettbewerb, also der Bundesliga der Jugendmusik.
„Ich erinnere mich an Bundespreisträger, die ohne großes Tamtam in einer Zweiergruppe unterrichtet wurden“, sagte Barisch. Darauf basiere die wirklich einzigartige Ensemblearbeit: Schon 1980 wurde das Zupforchester Gerolzhofen gegründet, mit dem beziehungsreichen Namen „Vielsaitig“ sowie das Ensemble der Top-Schüler die „Insaiter“.
Dazu wurden schon ganz junge Schüler in das Orchester integriert, so dass immer ein großer Stamm an Spielern beteiligt war.
Die Phrase „er bereicherte das kulturelle Leben der Gemeinde“ wurde wirklich mit Inhalten gefüllt: zahllose Konzerte, auch in den Gerolzhöfer Kulturtagen, die Adventskonzerte, Konzertreisen bis nach Österreich, die 150 Spieler beim Festkonzert 1997 im Schweinfurter Theater und viele weitere unvergessene Momente.
Aber auch im Kleinen wirkte die Gitarrenklasse Vollmann: Spielaufträge, Schulveranstaltungen, kirchliche Veranstaltungen – immer waren Rainer Vollmanns Zupfer präsent.
Darüber hinaus ist er auch überregional bekannt, als langjähriger Dozent des Bundes deutscher Zupfmusiker, als Komponist und Autor von Gitarren-Lehrwerken: „gut spielbar, klingt gut und kommt gut an“. Viele erinnern sich an seine „Traumbilder“ – ein musikalischer Tag am Gardasee, und auch die Musik zu einem Hörbuch von Pater Anselm Grün ist von ihm.
Rainer Vollmann hinterlässt große Fußstapfen, deshalb wird seine Arbeit auf vier Musiklehrer aufgeteilt, alle mit viel Erfahrung, die seine Arbeit in seinem Sinne weiterführen. Carmen Thiergärtner wird die musikalische Früherziehung übernehmen, Roland Eckert leitet schon seit einiger Zeit das Zupforchester und wird die Ensemblearbeit weiterführen, Johannes Wagner ist in Gerolzhofen auch schon ein guter Bekannter und wird einen Teil der E-Gitarren übernehmen.
Neu dabei ist Eddie Hürdler aus Kulmbach, er ist am dortigen musischen Gymnasium weiterhin noch tätig und verlagert jetzt sein zweites musikalisches Standbein nach Schweinfurt. Er ist klassischer Gitarrist, aber auch Flamenco-Spezialist und mit der E-Gitarre am Puls der Zeit.