
Rupert Benkert ist Gärtner voller Leidenschaft. In dritter Generation leitet er den von seinem Großvater 1927 in Waigolshausen gegründeten Betrieb. Er ist ein Schaffer, wie man das im besten Sinne nennt. Ein Mann, der seinen Beruf mit Leidenschaft lebt und seine Meinung sagt, wenn Dinge aus seiner Sicht in die falsche Richtung gehen. Auch und besonders, wenn es um politische Weichenstellungen in Berlin und Brüssel geht.
Die Schwebheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber weiß das, sie hat die Kritik am eigenen Leib erfahren. Doch anstatt sie auszusitzen, sucht sie den Kontakt. Benkert freute sich über das Gesprächsangebot und so führte er mit seiner Frau Hildegard Weisgerber während deren Sommertour durch den Betrieb.
Neben ihm und seiner Frau arbeiten hier vier weitere Halbtagskräfte. Auch während der durch die Corona-Pandemie bedingten Schließung blieben alle Mitarbeiter, Kurzarbeit nahm die Firma bisher nicht in Anspruch. A propos Corona: Das erste Thema, bei dem Rupert Benkert der Bundestagsabgeordneten Probleme spiegelte, die man als Politiker in der Hauptstadt vielleicht so nicht wahrnimmt.

"Grundsätzlich halte ich die Maßnahmen der Regierung für richtig und bin für die Maskenpflicht", betont Benkert. Doch warum seine Gärtnerei in Bayern zunächst schließen musste, in Supermärkten und Baumärkten aber Blumen verkauft wurden und in angrenzenden Bundesländern Gärtnereien offen waren, kann er immer noch nicht verstehen.
Das Hin und Her der verschiedenen behördlichen Anweisungen schildert Benkert lebhaft. Er wandte sich schon Ende März an Weisgerber, die verschiedene Briefe an die zuständigen Minister in München schrieb. Teilweise verschenkten die Benkerts Ware, die sie sonst hätten wegschmeißen müssen. Schließlich durften die Gärtnereien wieder öffnen, "doch das Ostergeschäft ist total ausgefallen und ohne Wiederöffnung hätte es uns das Genick gebrochen", so Benkert.
Rupert und Hildegard Benkert sind stolz auf das, was sie seit 1992, als er den Betrieb übernahm, aufgebaut haben, vor allem auch in ökologischer Hinsicht. Die 4500 Quadratmeter Hochglas, wie die Gewächshäuser für die Pflanzen, die direkt an den Endverbraucher verkauft werden, genannt werden, sind gedämmt, es wird nur mit Regenwasser aus einer Zisterne gegossen. Das spart Geld und schont die Umwelt, auch beim Heizen, wo man heute nur ein Viertel des Gasverbrauchs von Anfang der 1990er Jahre hat.
Ein weiteres Corona-Thema ist die Mehrwertsteuer-Senkung, die Anja Weisgerber verteidigt und beschreibt, warum die Bundesregierung sie als Teil des Konjunkturpaketes für wichtig hält. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die es umsetzen müssen. "Für uns ist das ein enormer Aufwand, alles zu ändern und deswegen kauft niemand einen Strauß Blumen oder ein Kilo Tomaten mehr", sagt Hildegard Benkert.
Bürokratischer Aufwand für korrekte Umsetzung der Mehrwertsteuersenkung ist hoch
Ihr Mann schildert die konkrete bürokratische Auswirkung neben der Änderungen im Kassensystem: Mit vielen Kunden hat man Jahresverträge zur Friedhofspflege. Die müssen nun vom 1. Juli bis 31. Dezember neu berechnet, neu ausgedruckt und verschickt, die Einzugsermächtigungen für die Konten geändert werden, etc. "Das alles für ein halbes Jahr", so Rupert Benkert, denn zum 1. Januar ändert sich die Mehrwertsteuer ja wieder auf die alten Werte.

Lange diskutieren die Benkerts, die sich gerade von der Kommunalpolitik in Werneck bei der damaligen Ansiedelung eines Blumen-Marktes im neuen Gewerbegebiet ungerecht behandelt und mit ihren Einwänden nicht ernst genommen fühlten, mit Weisgerber über grundsätzliche Fragen der modernen Landwirtschaft und des Einkaufverhaltens der Bevölkerung. "Es gibt keine Fairness und Augenhöhe mit Großhändlern", weiß Rupert Benkert aus Gesprächen mit Kollegen, die an große Handelsketten liefern. Weisgerber ist sich des Problems bewusst, präsentiert den Entwurf eines Gesetzes, mit dem gegen unlautere Praktiken des Handels in der Lebensmittellieferkette vorgegangen werden soll. Ende September soll das Gesetz im Bundeskabinett behandelt werden.
Der Besuch bei den Benkerts war die siebte Station der Sommertour Anja Weisgerbers, immer mit dabei auf der Straße vor dem jeweiligen Betrieb ein großer Heuanhänger des Waigolshäuser Landwirts Stefan Lindner. Darauf große Transparente, gegen SüdLink, für eine Unterstützung der Bauern.
Weisgerber fragte nach, wem der Anhänger gehört, rief Lindner an und der kam auch. Sie diskutierten über SüdLink und die weiteren geplanten Stromtrassen sowie die grundsätzliche Zukunft der Landwirtschaft in Zeiten der Globalisierung. Bezüglich der Stromtrassen-Thematik erklärte Weisgerber, sie habe noch einmal ein Gespräch mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier, bei dem auch Landrat Florian Töpper dabei sein solle. Dabei wolle man noch einmal dafür kämpfen, dass die Region bei der Frage der Stromtransporte von Nord nach Süd nicht über Gebühr belastet wird.