Laut Kultusminister Michael Piazolo kommen derzeit täglich 500 zusätzliche Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine an die bayerischen Schulen. "In den letzten knapp zwei Monaten hat sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler verdreifacht, die an unseren Schulen angekommen sind", sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Wie schaut die Lage an den Schweinfurter Schulen aus? Dieser Frage ist die Redaktion kürzlich nachgegangen.
In Schweinfurt werden die ukrainischen Kinder in fünf Schulen, in den sogenannten "pädagogischen Willkommensgruppen", beschult. Das Bayernkolleg Schweinfurt betreut 28 Jugendliche und junge Erwachsene, die 17 und älter sind, so die Schulleiterin Gabriele Seelmann. "Am Montag kommen noch weitere sechs hinzu, dann haben wir 34 Schülerinnen und Schüler, die in zwei Willkommensgruppen beschult werden".
Am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium werden zurzeit 13 Schülerinnen und Schüler betreut, Tendenz steigend, sagte die stellvertretende Schulleiterin Maria Vollmuth und ergänzte, dass es bereits Anfragen aus dem Landkreis gäbe. Die Walther-Rathenau-Schulen unterrichten derzeit 19 Schülerinnen und Schüler, so Schulleiter Roland Eirich gegenüber dieser Redaktion. Er erwartet keine stark ansteigende Schülerzahlen bei den ukrainischen Kinder in Schweinfurt, "die meisten Flüchtlinge zieht es in die Ballungsgebiete".
An der Frieden-Mittelschule – das war die erste Schule in Schweinfurt, die Mitte März ihre Arbeit in der Willkommensgruppe aufgenommen hat – sind es derzeit 27 Kinder zwischen 10 und 12 Jahren, geteilt in zwei Willkommensgruppen, so Schulleiterin Martina Rottmann. Die kleinsten Schülerinnen und Schüler werden in der Körner-Grundschule unterrichtet. Hier sind es zurzeit 12 Kinder. Die Schulleiterin Ute Schöder sieht aber auch eine steigende Nachfrage.
Wie werden die Kinder den Schulen zugewiesen?
Die Kinder werden den Schulen schulartunabhängig und nach Geburtsjahrgängen zugeteilt, so Schulleiter Eirich. Auf Nachfrage ergänzt er, dass von den Walther-Rathenau-Schulen die Geburtsjahrgänge 2008 und 2009 beschult werden. Das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium unterrichtet die Jahrgänge 2006 und 2007, so die stellvertretende Schulleiterin Vollmuth. Bei steigenden Schülerzahlen werden wohl auch die anderen Schweinfurter Schulen involviert.
Das Celtis-Gymnasium hatte zum Zeitpunkt der Umfrage keine ukrainischen Schülerinnen und Schüler, aber stellt sich grundsätzlich darauf ein, so der stellvertretender Schulleiter Andreas Maier. Wir haben zum Beispiel Schülerinnen und Schüler identifiziert, die geeignet und auch willens sind, bei der Beschulung der ukrainischen Kinder zu unterstützen. Da aber noch nichts Konkretes anstehe, plane man zunächst ein ganz normales Schuljahr, so Maier.
Wie läuft der Unterricht und wird es die Willkommensgruppen auch im neuen Schuljahr geben?
Alle befragen Schulen konstatieren, dass der Unterricht in den Willkommensgruppen gut funktioniere. Die Schulen hatten auch die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung zu beantragen und haben zum Beispiel die genehmigten Gelder in Zusatzlehrkräfte investiert. Am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium wurden beispielsweise eine Deutschlehrerin aus Mariupol, Ukraine und eine Englischlehrkraft mit polnischer Herkunft eingestellt, so Vollmuth.
Auch die Frieden-Mittelschule konnte eine ukrainische Grundschullehrerin engagieren, so Martina Rottmann. "Geeignete Lehrkräfte zu finden, ist aber nicht einfach ", so die Schulleiterin des Bayernkollegs, Gabriele Seelmann. "Der Großteil unserer Schülerinnen und Schüler bereiten sich bei uns auf ihr Hochschulstudium vor. Wir haben bis jetzt keine geeigneten Lehrkräfte einstellen können, die unsere Anforderungen erfüllen. Zur Zeit bewerkstelligen die Bestandslehrkräfte die Zusatzaufgaben", so Sellmann.
Fast alle Schulen unterrichten die Willkommensgruppen sowohl in Englisch als auch in Deutsch. Am Bayernkolleg werden die jungen Erwachsenen zusätzlich in russischer Sprache unterrichtet. Und zwar sowohl mit regulären Schülerinnen und Schülern – hier geht es in erste Linie um den Austausch – als auch in den Willkommensgruppen selbst. Im letztgenannten Teilnehmerkreis ist auch eine Sozialarbeiterin anwesend, um besser auf die persönlichen Anliegen der jungen Erwachsenen eingehen zu können, so die Schulleiterin des Bayernkollegs. Einige Schülerinnen und Schüler nehmen auch im Heimatland am Onlineunterricht teil um ihr Abitur Ende Mai von dort zu erhalten.
Mit Ausnahme der Frieden-Mittelschule und der Körner-Grundschule, findet der Unterricht in allen anderen Fächer, zum Beispiel Mathematik, in den Regelklassen statt. "Hier geht es in erster Linie nicht um die Vermittlung des Schulstoffs, sondern um die Sozialisierung der ukrainischen Kinder. Viele von ihnen haben Traumata. Gleichwohl steht aber die Erlernung der deutschen Sprache im Vordergrund, denn damit schaffen wir Voraussetzungen, um die Gastschüler in eine Regelklasse überführen zu können", so der Schulleiter der Walther-Rathenau-Schulen, Roland Eirich.
Die Schülerinnen und Schüler müssen als Gastschüler, wie alle anderen Gastschüler, eine Aufnahmeprüfung schaffen, um an eine weiterführende Schule übergeführt zu werden. Das ist auch wichtig, denn das Konzept der Willkommensgruppen ist auf den 31. Juli 2022 begrenzt und wird wohl nicht weitergeführt, so Eirich. Gabriele Seelmann würde sich hier noch nicht festlegen wollen, "nach den Pfingstferien wird entschieden wie es weiter geht." Ute Schröder sieht es ganz ähnlich und ergänzt "die Schülerinnen und Schüler werden sicher in irgendeiner Form unterrichtet werden".