
Wäre der Arbeitsmarkt in der Region Main Rhön ein Corona-Patient, dann hätte er einen sehr milden Verlauf. "Im ersten Pandemiejahr zeitweise einen Schnupfen, im zweiten Jahr der Pandemie weitgehend symptomlos", so Thomas Stelzer, Leiter der Bundesagentur für Arbeit in Schweinfurt über die Situation am Arbeitsmarkt. "Das Instrument der Kurzarbeit war dabei der Impfstoff, der dafür sorgte, dass der Verlauf so milde blieb", ergänzt er.
Tatsächlich zeigte sich der Arbeitsmarkt im Zuständigkeitsbereich der Schweinfurter Arbeitsagentur (Stadt Schweinfurt und die Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge) auch 2021 weitgehend unbeeindruckt von der Pandemie, wie Stelzer bei der Vorstellung des Jahresberichtes bilanzierte.
Trotz erfreulich guter Zahlen bei Arbeitslosigkeit und Beschäftigten habe ihn die Sorge umgetrieben, der fragile Arbeitsmarkt könne einen massiven Einbruch erleiden, so Stelzer. Das ist nicht eingetreten. Im Gegenteil: 2021 endete mit einem Allzeithoch bei der Zahl der offenen Stellen (6027 im Dezember – im Jahresdurchschnitt 5072).
Auch die Arbeitslosenquote ist weiter zurückgegangen: 3,3 Prozent, oder in Zahlen 8110 Menschen, das sind im Vergleich zu 2020 noch einmal 0,3 Prozent weniger. Ein Trend, der sich fortsetzt, denn im Januar 2021 waren noch 3,8 Prozent arbeitslos gemeldet, im Dezember drei Prozent.
Stadt Schweinfurt mit der höchsten Arbeitslosenquote
Die höchsten Arbeitslosenzahlen hatte auch 2021 wieder die Stadt Schweinfurt zu verzeichnen (6,2 Prozent), gefolgt von Bad Kissingen (3,3), Haßberge (2,9), Rhön-Grabfeld (2,8) und dem Landkreis Schweinfurt (2,5). Die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen im Zuständigkeitsbereich verfehlte mit 177 309 nur knapp das Vorkrisenniveau von 2019, als es 177 795 waren.
Zahlen, die vor allem wegen der umfänglichen Nutzung des Instrumentes Kurzarbeit erreicht wurden. Im Vergleich mit 2020, als der Arbeitsmarkt nach Ausbruch der Pandemie zunächst empfindlich einbrach, habe die Kurzarbeit 2021 aber deutlich abgenommen, so Stelzer. Vor allem Kleinstbetriebe (bis 19 Beschäftigte) waren noch am stärksten von Kurzarbeit betroffen. Zum Vergleich: Im Mai 2020 befanden sich 21,6 Prozent aller Arbeitnehmerinnern und Arbeitnehmer in Kurzarbeit (Höchststand).
Ohne Kurzarbeit wäre die Arbeitslosigkeit sehr viel höher gewesen
Die Arbeitslosigkeit wäre ohne die Überbrückung durch Kurzarbeit zeitweise zwei bis dreimal so hoch gewesen, so Stelzer. Nach einer langen Phase der Erholung übers Jahr kam der Arbeitsmarkt im Schlussquartal 2021 angesichts der vierten Welle zwar erneut unter Druck, aber bei weitem nicht so stark wie noch 2020. Vor allem in Teilen der Industrie entwickle sich die Auftragslage sehr positiv.
Starke Zuwächse bei den Beschäftigtenzahlen gebe es im Vergleich zum Vorjahr vor allem im Baugewerbe (plus 4,2 Prozent), im Gesundheits- und Sozialwesen (plus 1,1 Prozent) und in der öffentlichen Verwaltung (plus 3,7 Prozent). Auf der anderen Seite sind Beschäftigungsrückgänge im Gastgewerbe (minus 4,9 Prozent) und im verarbeitenden Gewerbe (minus 0,4 Prozent) zu verzeichnen.
Langzeitarbeitslose kommen nicht gut durch die Krise
Auffällig sei, dass es während der Krise vor allem für Langzeitarbeitslose (länger als ein Jahr ohne Job) schwerer war, wieder eine Arbeit zu finden. Deren Zahl ist im zweiten Krisenjahr um 25,2 Prozent gestiegen. Der Schlüssel für die Tür aus der Arbeitslosigkeit sei hier die Qualifizierung. Demgegenüber steht die niedrige Arbeitslosenquote junger Menschen von 15 bis 25 Jahren. In dieser Altersgruppe waren nur 2,5 Prozent arbeitslos gemeldet. "Die niedrigste Zahl seit der Wiedervereinigung 1990", betont Stelzer.

Während die Arbeitslosigkeit abnahm, habe sich der Fachkräftebedarf erhöht, der Fachkräftemangel zugespitzt. Der hohe Bedarf an Fachkräften sei eine immer größer werdende Herausforderung. "Der limitierende Faktor für wirtschaftlichen Erfolg wird sein, ob es den Unternehmen gelingt, die notwendigen Fachkräfte zu gewinnen", so Stelzer. Immer wichtiger werden dabei qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland.
Weniger Arbeitslose und mehr Beschäftigte, falls keine neuen Einschränkungen kommen
Und wie ist der Ausblick auf 2022? Thomas Stelzer, der gemeinsam mit Bereichsleiter Mario Fürst den Arbeitsmarktbericht für 2021 vorstellte, rechnet mit einem weiteren moderaten Rückgang der Arbeitslosigkeit in fast allen Branchen und einer Zunahme der Beschäftigungszahlen. Dies alles freilich unter der Annahme, dass es wegen der Pandemie zu keinen weiteren Einschränkungen kommt.