Von einem Rekordstart ins Jahr 2018 spricht der Vorstandschef der SKF-Gruppe, Alrik Danielson, im Bericht für das erste Quartal, der am Donnerstag in Göteborg veröffentlich worden ist. Mit zwei Milliarden Euro Quartalsumsatz und einem Betriebsgewinn von 250 Millionen Euro wurden Höchstwerte in der Unternehmensgeschichte erzielt. Die Marge lag bei 12,8 Prozent und hat laut einer Mitteilung die Ziele übertroffen.
In Schweinfurt wird man über diese Zahlen nur bedingt jubeln. Seit 14 Tagen weiß man dort nämlich, dass eine Sparwelle ansteht. Management und Betriebsrat sollen am 4. Juni in Göteborg ein Konzept vorlegen, wie die Renditen am Standort verbessert werden können. Konkrete Forderungen habe es nicht gegeben, sagen der Vorsitzende der Geschäftsführung, Martin Johannsmann, und der Vorsitzende des Betriebsrats, Norbert Völkl.
Zahlen zur deutschen SKF GmbH werden aktuell nicht genannt. Über das Ergebnis 2017 wird am 6. Juni in der Sitzung des Aufsichtsrats berichtet. Über die Marge wird innerhalb des Betriebes spekuliert, dass sie nur einstellig sein soll.
Ersatzprodukte und Investitionen
Management und Betriebsrat sind sich einig, dass es bei den wohl aus Kostengründen nicht zu vermeidenden Verlagerungen – vor allem nach China – Ersatzprodukte und damit verbunden Investitionen in Deutschland geben müsse. Von drei konkreten Feldern hat Johannsmann gesprochen.
Das, was jetzt anläuft, erinnert an die Auseinandersetzungen zwischen Betriebsrat und Management, die 2013 einsetzten und bis zur Lösung zwei Jahre in Anspruch nahmen. Auch damals hieß es, der Standort Schweinfurt sei zu teuer. Der Abbau von 500 Stellen wurde möglich, weil das Unternehmen Altersteilzeitverträge üppig mit Zahlungen von deutlich über 80 Prozent ausstattete.
SKF hat kräftig investiert
Wenn der Betriebsratsvorsitzende Norbert Völkl jetzt durch das Spargebot sogar den gesamten Standort als gefährdet sieht, dürfte dies vor allem Rhetorik sein. Fakt ist, dass die Mutter kräftig in den Standort investiert. In der Betriebsversammlung wurde beispielsweise verkündet, dass Göteborg einen dritten Produktionskanal der technologischen Spitzenklasse für Schweinfurt genehmigt hat. Das dürfte ein zweistellige Millionensumme ausmachen.
Zwei vergleichbare Bereiche für die Fertigung von Zylinderrollen- und Kegelrollenlagern mit einem Volumen von jeweils 15 Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in Betrieb gegangen. 40 Millionen Euro hat das größte Test-Center der Welt für Großlager gekostet, das im vergangenen Jahr in Betrieb ging. Aktuell fließen 6,6 Millionen Euro in die Modernisierung der Logistik. Schweinfurt soll für SKF damit logistische Drehscheibe für Deutschland und Osteuropa werden.
Völkl hofft auf eine Lösung ähnlich wie in den Jahren 2006/07. Damals wurde die Produktion für Kegelrollenlager verlagert und durch hochwertige Linien für Großlager, die vor allem in der Windkraft ihre Kunden haben, ersetzt.
IG Metall spricht von ernster Situation
Peter Kippes von der IG Metall spricht von einer ernsten Situation, „die wir nicht auf einer Backe absitzen“. Wenn von Kostenproblemen die Rede sei, müsse man über Strukturen reden. Wenn es seitens des Managements heiße „Region für Region“ müsse man schon einmal die Frage stellen, ob es in China Überkapazitäten gebe. Die jetzt geforderten Konzepte hält er für zu komplex, um schon bis Juni Ergebnisse vorlegen zu können.
Widerstand angekündigt
Eins sei klar, so Kippes: Ein Arbeitsplatzabbau werde auf Widerstand stoßen. Bei den Streiks im März, als es um Lohn ging, sei die Beteiligung bei SKF sehr gut gewesen.
SKF in Schweinfurt
SKF, die Schwedischen Kugellagerfabriken, gelten vor der Schaeffler AG als größter Wälzlagerhersteller weltweit. Das Unternehmen wurde 1907 in Göteborg gegründet und produziert seit 1914 auch in Deutschland. 1929 wurden unter Führung der SKF die Vereinigten Kugellager Fabriken (VKF) gegründet, zu der auch das Schweinfurter Unternehmen Fries & Höpflinger gehörte. 1931 wurde die Hauptverwaltung der VKF von Berlin nach Schweinfurt verlegt. Aus den VKF wurde 1953 die SKF GmbH.
Schweinfurt ist der größte Produktionsstandort der Gruppe mit rund 4200 Mitarbeitern. Insgesamt beschäftigt SKF 45 700 Menschen. Bei Schaeffler sind in Schweinfurt rund 5400 Menschen tätig. Größter Arbeitgeber am Standort ist der Automobilzulieferer ZF mit 9200 Mitarbeitern. kör