Eine Baustelle der Superlative hat die SKF im Werk III im Schweinfurter Süden für das künftig leistungsfähigste Großlager-Prüfzentrum der Welt eingerichtet.
17 Stunden lang wurden ab Mittwoch 19 Uhr im Sechs-Minuten-Takt 3000 Tonnen Beton (Firma Glöckle) in 150 Fahrzeugen angeliefert, nachdem zuvor in neun Wochen und teilweise bei Doppelschichtbetrieb 600 Tonnen Stahl verbaut worden waren.
Der jetzt gegossene Betonsockel für den größeren der zwei neuen Prüfstände ist sechs Meter tief, 22 Meter lang und neun Meter breit und steht in einer Grube so groß wie zwei Einfamilienhäuser. Im Einsatz war von Mittwoch auf Donnerstag die größte Betonpumpe, die aufzutreiben war.
Eine zweite mit einem Ausleger von ebenfalls 40 Metern stand als Ersatz bereit, um Verzögerungen auszuschließen, denn die 1200 Kubikmeter Beton sollten sich möglichst schnell zu einer homogenen, massiven und damit stabilen Einheit verbinden, wobei der obere Bereich, der den höchsten Belastungen ausgesetzt sein wird, gegenüber dem Material an der Sohle des Sockels die doppelte Güte aufweist.
Der reibungslose sowie unfallfreie Ablauf geht auf eine logistische Meisterleistung zurück. Über ein Jahr dauerte die Planung für die 17 Stunden dauernde Aktion, in die mehrere Büros einschließlich der Maschinenhersteller, der Statiker und der Ingenieure verschiedener Fachrichtungen eingebunden waren.
Ein bahnbrechendes Projekt
Die SKF nennt den neuen Prüfstand ein bahnbrechendes Projekt, das das eigene Image und das der beteiligten Baufirmen Strabag Köln und Heil (Bad Kissingen) aufpolieren wird.
„Ganz offensichtlich haben sich unsere detaillierten Überlegungen im Vorfeld ausgezahlt“, meinte am Donnerstagmorgen auf der Baustelle Armin Schaab von der Bau- und Fabrikplanung bei SKF. Alles sei „wie am Schnürchen“ gelaufen.
Als „Superman“ unter den Testständen soll der elektrohydraulische Kraftprotz insbesondere der Erprobung von riesigen Wälzlagern für die Windenergie dienen und neue Maßstäbe setzen. „Er wird der weltweit erste Prüfstand sein, der nicht nur ein einzelnes Hauptlager, sondern gleiche eine komplette Lagereinheit testen kann“, so der Technologie-Entwicklungschef der SKF, Bernd Stephan. Die Lager können einen Außendurchmesser von bis zu sechs Metern aufweisen (für Turbinen in der Zehn-Megawatt-Klasse).
40-Millionen-Investition
„Wir betreiben diesen Aufwand, weil die derzeit verfügbaren rechnerischen Simulationsmodelle nicht imstande sind, realitätsnahe Prognosen zu treffen“, meint Martin Göbel, Leiter des Prüfzenrum-Projekts bei SKF.
Letztendlich soll die 40-Millionen-Investition helfen, Großlager präzise und effizient auf ihre Aufgaben einzurichten. Für die SKF stellt das neue Testcenter den letzten Puzzlestein dar, der die bereits vorhandenen Großlager-Kompetenzen am Standort Schweinfurt komplettiert.
Die gigantischen Sockel und neuen Prüfstände kommen mit zwei bereits vorhandenen Prüfständen in einem leicht, offen und futuristisch anmutenden Zwillingsgebäude unter. Der Komplex, der über 3000 Quadratmeter umfasst, ist über die Sven-Wingquist-Straße zu erreichen. Eröffnet werden soll das Testzenrum im Sommer 2017.
Per Lichtprojektion sollen dann auf den bis zu 17 Meter hohen Gebäuden die Buchstaben SKF in einer Größe von sechs auf 25 Metern erstrahlen.