40 Millionen Euro investiert SKF in ein Großlager-Prüfzentrum in Schweinfurt. 2017 soll die weltweit leistungsfähigste Anlage dieser Art in Betrieb gehen, für die am Werk 3 ein futuristischer Komplex entsteht.
„Es war gar nicht so einfach, das Prüfzentrum nach Schweinfurt zu bekommen“, erinnert sich Manfred E. Neubert, Vorsitzender der Geschäftsführung der SKF GmbH, beim Spatenstich an die Vorgeschichte. Mit „Tom, sag mal“ – gemeint ist der ehemalige CEO Tom Johnstone – fing ein Gespräch in Göteborg an. Und das endete damit, dass Schweinfurt jetzt zur Großlager-Metropole wird.
Bund und Land geben drei Millionen Euro Zuschuss, auch das war ein Grund für die Entscheidung, das Projekt nach Schweinfurt zu holen, sagt Neubert. Damit sind dann am Standort Schweinfurt alle Kompetenzen und Einrichtungen vertreten.
Windenergie ein Schwerpunkt
Die Augsburger Firma Renk Test System baut die beiden Prüfstände. Der größere der beiden wird schwerpunktmäßig für den Bereich Windenergie eingesetzt, erläutert Bernd Stephan, Senior Vice President Technology Development. Nicht nur das Lager, die gesamte Lagerungseinheit, kann überprüft werden. Ziel der Prüfstände: Großlager individueller für die jeweilige Anwendung entwickeln, Robustheit und Zuverlässigkeit steigern. Prüfzentrum-Leiter Martin Göbel spricht von einem bahnbrechenden Instrument.
Transport der Bauteile wird eine logistische Herausforderung
Beeindruckend wird sicher auch das Bauprojekt als solches: 120 Tonnen wiegt das größte Bauteil, das einen Durchmesser von sechs Metern hat. Der Transport wird eine logistische Herausforderung. Die nehmen die SKFler gerne an. Schließlich will man Einblicke erhalten, die es bis jetzt nicht gibt. Um dann realitätsnahe Prognosen zu treffen.
Enorme Kräfte werden bei den Prüfständen wirken, SKF spricht im Pressetext sogar vom „entfesseln“ von Kräften. Neubert macht das in einem Vergleich klar: „Stellen Sie sich vor, Sie drücken hier einen Hebel – und spüren die Bewegung in Würzburg.“ Für die Prüfstände werden daher isolierte Fundamente gebaut, das größere wiegt mehrere Tausend Tonnen. Für die neuen und zwei bestehenden Prüfstände baut das Hamburger Architekturbüro nps tschoban voss ein Zwillingsgebäude, passenderweise an der Sven-Wingquist-Straße. Wingquist ist der schwedische Firmengründer von SKF.
Sparpotenzial bei Energie und Material ermitteln
Die beiden Teststände reduzieren aber auch den Energie- und Materialverbrauch, das freut besonders Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU). Rund 160 Tonnen Rohstahl, 12 500 Megawattstunden lassen sich durch mehr Effizienz sparen.
„Wir haben unsere Rolle als der Wälzlagerstandort in der Mitte Europas behauptet“, so Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé: Wieder habe man einen Superlativ in der Stadt gesetzt.
War gar nicht so einfach, das Prüfzentrum nach SW zu kriegen, sagt Manfred E. Neubert.
Posted by Schweinfurter Tagblatt on Dienstag, 14. Juli 2015
Sonst hätte man dieses Projekt in Schweinfurt - trotz allen lobenswerten politischen Einsatzes - gar nicht ansiedeln können.
Denn die einzig noch vorhandenen Industriegebietsflächen im Maintal sind nach wie vor wegen der Reservierung für das völlig unsinnige Gaskraftwerkprojekt nicht nutzbar für andere Ansiedlungen.
Schweinfurt ist wohl die einzige Industriestadt in Deutschland, die keine Flächen mehr für Industrieansiedlungen oder Erweiterungen vorrätig hat.