In Schweinfurt wird das leistungsfähigste Prüfzentrum für Großlager weltweit gebaut. Der Bau- und Umweltausschuss des Stadtrates genehmigte das 40 Millionen-Euro-Projekt von SKF in seiner jüngsten Sitzung ohne Gegenstimme.
Wenn das Projekt in der Sven-Wingquist-Straße an der Bundesstraße 286 in zwei Jahren eröffnet ist, werden wie beim Verwaltungsgebäude in der Gunnar-Wester-Straße die Buchstaben „SKF“ weithin sichtbar zu erkennen sein. Die Lichtprojektionen am neuen futursitischen Gebäudekomplex haben eine Länge von 25 Meter bei sechs Metern Höhe.
Außergewöhnlicher Baukörper mit zwei röhrenartigen Flügeln
Bauverwaltungsamtsleiter Werner Duske präsentierte den außergewöhnlichen Gebäudekomplex mit zwei röhrenartigen Flügeln. Sie haben eine Höhe von 17 beziehungsweise zehn Metern Höhe bei einer Fläche von 90 Metern Länge auf 20 Metern Breite.
Einer dieser Flügel nimmt technische Hilfseinrichtungen auf; im größeren Bauteil kommen zwei bereits vorhandene SKF-Testeinrichtungen sowie die beiden brandneuen Prüfstände unter.
Auf den neuen Prüfständen lassen sich beispielsweise die dafür notwendigen Lebensdauer-Tests deutlich schneller durchführen als das bisher möglich war. Das spart nicht nur viel Zeit und Geld, sondern auch Energie. Apropos Energie: Die Abwärme der Prüfeinrichtungen sollen per Wärmerückgewinnungsanlage genutzt werden.
Großer Vorteil sind auch Einsparungen beim Materialeinsatz
Experten bei SKF rechnen damit, dass das Testzentrum eine weitere Optimierung der Lagerauslegung ermöglicht: Auf Basis neuer Erkenntnisse aus den Tests dürfte sich die Lagerauslegung genauer an die späteren Betriebsbedingungen anpassen lassen. Aus diesem Grund sieht SKF auch Einsparpotenziale beim Materialeinsatz.
Der gigantische Prüfstand mit Schwerpunkt „Windenergie“ wird der weltweit erste sein, der nicht nur ein einzelnes Hauptlager für Windturbinen, sondern gleich die komplette Lagerungseinheit (inklusive Umbauteilen des Kunden) testen kann, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
Dabei ist der Prüfstand bereits auf Konstruktionen vorbereitet, wie sie beispielsweise für kommende Generationen von Multi-MW-Windturbinen zu erwarten sind. Konkret heißt das: Dieser Prüfstand kann Lager mit einem Außendurchmesser von 4,5 Metern (in einer weiteren Ausbaustufe sogar 6 Meter) aufnehmen.
Der neue Prüfstand für andere Industriebereiche wird der erste sein, der sich für alle denkbaren Großlager-Designs eignet. Auch er erzielt Lasten und Rotationsgeschwindigkeiten, die ein Vielfaches des bis dato Verwirklichten darstellen. So macht die Kombination von hohen Drehzahlen und extremen Lasten selbst den „kleineren“ der beiden neuen SKF-Prüfstände weltweit konkurrenzlos.
Baubeginn für das Millionenprojekt ist noch heuer
Mit dem Bau der Anlage auf dem Gelände von Werk 3 will SKF noch im Sommer 2015 beginnen. Sie wird vom Staat mit drei Millionen Euro gefördert.
Im Bauausschuss wurde das Projekt einhellig begrüßt, zumal es auch ein „erfreuliches Bekenntnis zum Standort Schweinfurt ist“. Auf Nachfragen erfuhr der Stadtrat, dass die Leucht-Buchstaben gedimmt werden können. Die Straßenbaubehörden haben keine Einwände. „Die Verkehrssicherheit ist nicht beeinträchtigt“, erklärte Duske.
