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Schweinfurt
Silvester-Böller: Geldverschwendung oder Kulturgut? Wir fragen zehn Menschen, was sie an Silvester machen
Heuer gibt es keine Auflagen mehr beim Silvester-Böller-Verkauf. Wie viel geben die Menschen aus? Wollen sie überhaupt böllern? Eine Umfrage in der Stadt.
Ist Silvester-Feuerwerk ein Kulturgut oder Geldverschwendung? Zehn Menschen aus dem Raum Schweinfurt haben uns dazu ihre Meinung gesagt.
Foto: Silvia Gralla | Ist Silvester-Feuerwerk ein Kulturgut oder Geldverschwendung? Zehn Menschen aus dem Raum Schweinfurt haben uns dazu ihre Meinung gesagt.
Fotografen Termine
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:22 Uhr

Dieses Jahr kann zu Silvester wieder geknallt und geböllert werden. Die Feuerwerk-Industrie hofft auf gute Umsätze, während sich Gegner ein Ende von Raketen und Böllerei wünschen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa hat sich eine Mehrheit der Deutschen für ein generelles Böllerverbot zu Silvester ausgesprochen. Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert gemeinsam mit Umwelt-, Ärzte- und Tierschutzverbänden ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk. Ebenso die Polizeigewerkschaft, die sich für zentral organisierte Feuerwerke ausspricht.

Die Debatte um ein Verbot ist nicht neu. Immer wieder betonen Feuerwerksgegner die Gefahren für Menschen, Tiere und Umwelt. Rund 2050 Tonnen Feinstaub werden nach Angaben des Umweltbundesamts zufolge jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - der größte Teil davon in der Silvesternacht. Das Einatmen von Feinstaub gefährde die Gesundheit und beeinträchtige beispielsweise die Atemwege, warnt das Amt.

Silvesterfeuerwerk über dem Himmel von Schweinfurt. 
Foto: Josef Lamber | Silvesterfeuerwerk über dem Himmel von Schweinfurt. 

Wir fragten Passanten in Schweinfurt, was sie vom Böllern an Silvester halten. Wie viel Geld geben sie für Silvesterrakten aus? Wollen sie überhaupt böllern oder nehmen sie Rücksicht auf Tiere und Umwelt? Die Antworten fielen unterschiedlich aus.

Nedine Sesver (27) aus Schweinfurt

Nedine Sesver, Krankenschwester aus Schweinfurt
Foto: Silvia Gralla | Nedine Sesver, Krankenschwester aus Schweinfurt

"Ich finde es schön, dass Feuerwerk dieses Jahr wieder erlaubt ist, weil es das Leben lebenswerter macht. Die Leute haben einfach Spaß dabei und das sollte man ihnen auch lassen. Ich selbst gebe zirka 20 bis 30 Euro für Feuerwerkskörper aus. Wir übertreiben es da nicht. Ich finde, ein Feuerwerk gehört an Silvester einfach dazu."

Patrick da Silva (32) aus Bamberg

Patrick da Silva, Schreinermeister aus Bamberg
Foto: Silvia Gralla | Patrick da Silva, Schreinermeister aus Bamberg

"Ich bin Silvester meistens in meiner Heimat in Rheinland-Pfalz. Die Leute haben sich das dort die letzten Jahre nicht nehmen lassen und es wurde trotz Verboten geböllert. In meinem Freundeskreis haben sich Menschen verletzt, die böllern jetzt nicht mehr. Ich selbst hatte auch schon eine Verletzung am Auge, war aber nicht so schlimm. Ich finde ein Feuerwerk ist Tradition und gehört dazu. Es ist ein schöner Abschluss fürs alte und ein schöner Start ins neue Jahr. Ohne Feuerwerk fehlt dann was. Dann ist es ein Tag wie jeder andere auch. Ich selbst gebe etwa 50 bis 60 Euro für Feuerwerkskörper aus, aber auch nicht jedes Jahr."

Walter Süß (74) aus Schweinfurt

Walter Süß, Arzt aus Schweinfurt
Foto: Silvia Gralla | Walter Süß, Arzt aus Schweinfurt

"Das Silvesterfeuerwerk braucht kein Mensch. Es wäre schön, wenn es ein organisiertes Feuerwerk von der Stadt gäbe. Aber wenn jeder einzelne Raketen steigen lässt, dann finde ich es unsinnig. Ich habe lange Zeit im Krankenhaus gearbeitet, von daher weiß ich, es gibt viele Verletzte nach dem Feuerwerk. Früher, als meine Kinder noch klein waren, haben wir auch ein paar Raketen steigen lassen, aber jetzt schon lange nicht mehr. Dafür gebe ich kein Geld mehr aus, und für die Kinder ist es auch nicht wichtig."

Pascal Weigand (25) aus Dittelbrunn

Pascal Weigand, Erzieher aus Dittelbrunn
Foto: Silvia Gralla | Pascal Weigand, Erzieher aus Dittelbrunn

"Von mir aus könnte man das Feuerwerk abschaffen. Ich sehe es aus dem Umweltaspekt. Sehr viele Tiere haben deswegen Angst. Ich könnte mir eine Drohnenshow stattdessen vorstellen. In größeren Städten gibt es schon Drohnenshows statt Feuerwerk. Das stelle ich mir wunderschön und interessant vor, und es hat denselben Effekt. An Silvester passieren auch sehr viele Unfälle, was unnötig ist. Ich wäre auch dafür, dass die Stadt selbst ein Feuerwerk organisiert, dann wäre es kontrolliert und es würde weniger passieren. Ich selbst habe als Kind Feuerwerkskörper für zirka 50 Euro gekauft, und das hat sehr viel Spaß gemacht. Jetzt kaufe ich nichts mehr. Im Alter geht man bewusster mit dem Thema um. Ich spare mir jetzt das Geld."

Isabella Guhr (13) aus Schweinfurt

Isabella Guhr, Schülerin aus Schweinfurt
Foto: Silvia Gralla | Isabella Guhr, Schülerin aus Schweinfurt

"Ich habe das Feuerwerk die letzten Jahre nicht vermisst. Wir haben einen Hund daheim, und der hat sehr viel Angst davor. Wir kaufen keine Feuerwerkskörper und böllern nicht. Ich brauche das nicht. Es ist mir auch zu laut. Bei uns in den Straßen liegt danach immer sehr viel Müll rum. Ich mag Wunderkerzen total gerne. Ich könnte mir vorstellen, dass man sich draußen mit der Nachbarschaft und Wunderkerzen in der Hand zusammen auf der Straße trifft."

Samuel Sharma (25) aus Schweinfurt

Samuel Sharma, Versicherungsfachmann aus Schweinfurt 
Foto: Silvia Gralla | Samuel Sharma, Versicherungsfachmann aus Schweinfurt 

"Das Feuerwerk an sich finde ich sehr schön. Wenn der Himmel erleuchtet ist zum neuen Jahr, dann ist das ein Highlight. Das Rumgeballere allerdings müsste nicht sein. Ich selbst gebe kein Geld für Feuerwerkskörper aus, weil wir Hunde haben und zwei kleine Kinder. Wir schauen lieber nur zu."

Jessica Hofmann (30) aus Bad Neustadt

Jessica Hofmann, Lageristin aus Bad Neustadt
Foto: Silvia Gralla | Jessica Hofmann, Lageristin aus Bad Neustadt

"Silvesterfeuerwerk ist immer ein Highlight. Ich selbst bin damit aufgewachsen. Ich fände es für meine Tochter schade, wenn es kein Feuerwerk geben würde. Die Kinder vermissen es. Wir kaufen immer so zwei bis drei Raketen, und danach schauen wir zu. Klar, danach ist immer eine Sauerei auf den Straßen, und der ganze Müll ist natürlich auch nicht schön."

Michaela Fenn (39) aus Schweinfurt

Michaela Fenn, Zahnmedizinische Fachangestellte aus Schweinfurt
Foto: Silvia Gralla | Michaela Fenn, Zahnmedizinische Fachangestellte aus Schweinfurt

"Grundsätzlich habe ich nichts gegen ein Feuerwerk an Silvester. Wir persönlich haben eine lange Zeit nicht geballert, aber ich denke für die Kinder in gemäßigten Dimensionen ist es ein Spaß. Es sollte nicht zu ausschweifend sein, aber in kleinem Rahmen finde ich es okay. Wir geben nicht so viel für die Raketen aus, in der Regel so 40 bis 50 Euro. Und das war's dann auch. Schließlich ist es Geld, das gegen den Himmel knallt. Aber so ganz ohne Feuerwerk ist es ja auch nichts."

Susanne Ossiander (55) aus Mainberg

Susanne Ossiander, selbstständig, aus Mainberg
Foto: Silvia Gralla | Susanne Ossiander, selbstständig, aus Mainberg

"Es ist schön, wenn man feierlich das alte Jahr abschließt und ins Neue startet. Jeder sollte sehr rücksichtsvoll sein und wegen des Themas Umwelt und Nachhaltigkeit nicht übertreiben. Vielleicht könnte man ein Feuerwerk an einer Stelle im Ort bündeln oder sich mit Nachbarn zusammentun, um es in einem gewissen Rahmen zu halten. Ich selbst gebe kein Geld für Feuerwerkskörper aus. Als Tierhalterin bin ich wegen des Geräuschpegels eher vorsichtig. Visuell hat das Feuerwerk etwas Stimmungsvolles, deswegen kann ich verstehen, dass es Menschen gibt, denen es am Herzen liegt. Aber ich denke, man kann es in gewissem Maße reduzieren, und dann ist auch jedem geholfen."

Sven Ganzinger (45) aus Haßfurt

Sven Ganzinger, Außendienstmitarbeiter aus Haßfurt
Foto: Silvia Gralla | Sven Ganzinger, Außendienstmitarbeiter aus Haßfurt

"Grundsätzlich schaue ich mir das Feuerwerk gerne an. Geld dafür ausgeben tue ich nicht mehr. Das ist für mich rausgeschmissenen Geld. Als Jugendliche haben wir immer geböllert und haben um die 25 Euro dafür ausgegeben."

 
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  • Eos123456
    Bei uns böllern einige intellektuell Herausgeforderte bereits jetzt rum.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Jahrzehntelange Erfahrungen an verschiedenen Orten haben mir gezeigt das:

    - das Ungleichgewicht zwischen "Kindern eine Freude machen in der Familie" und ungehemmter, gefährlicher Böllerei unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sich eindeutig in die letztgenannte Richtung bewegt.

    - am meisten von Leuten geböllert wird denen sonst das Geld für alles mögliche fehlt, je prekärer die eigene Situation umso ungehemmter wird oftmals geböllert.

    - mittlerweile der Umweltgedanke zu Recht eine Rolle spielt.

    Aus Umweltschutzgründen, aus Selbstschutzgründen, aus Gebäudeschutzgründen und aus Tierschutzgründen sollte die Böllerei komplett verboten werden bzw. stark reglementiert werden und Zuwiderhandlungen streng bestraft werden (z.B. Verbot der Nutzung unter Alkoholeinfluss).

    Gerade Innenstädte entwickeln sich an Silvester teils zu rechtsfreien Räumen. Polizei hab ich in den vergangenen 20 Jahren nur einmal an diesen Brennpunkten gesehen. Mittlerweile meide ich sie!
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  • Oreus
    Das Böllern, und Raketen, gehört in vielen Kulturen zum Jahreswechsel einfach dazu.
    Wenn das nicht allzu sehr ausufert, und die Protagonisten verantwortlich damit umgehen, habe ich nichts dagegen.
    Ich selbst gebe dafür schon seit Jahrzehnten keinen einzigen Cent mehr aus, und finde es gut dass das Ganze durch Corona mal etwas eingehegt wurde. Die Zeit wird weisen, ob das wieder mal die früheren Ausmaße annehmen wird.
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  • fw@widdi.de
    die meisten haben ja echt ne vernünftige / abgeklärte Meinung zu.

    das heisst.. nur die echten Gegner si d extremst verpicht...

    Leben und Leben lassen .. so fasse ich mal zusammen
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  • klafie
    böllern ist für mich rein rausgeschmissenes Geld! Einerseits jammert man weltweit wegen des stark steigenden Klimawandels und da werden in einer Nacht alleine in Deutschland 100e von Millionen euros in die Luft gejagt. Verletzungen sind auch in diesem Jahr wieder vorprogramiert!!
    Und was schon der/die winnem schrieb: möchte nicht wissen, wie sich die Tiere egal was für welche in dieser Nacht fühlen, wenn es bereits ab 22.00 zu krachen beginnt, da man sich ja nicht an die Uhrzeit 24.00 hält, sondern schon in den Abendstunden losböllern muß. Da hat sich bestimmt nach Coronaverbot nichts geändert. Ich hab noch nie für solch einen Krampf auch nur 5 Euro ausgegeben. Da spende ich lieber was, dort kommt dasGeld auch vernünftig an! Wers aber trotzdem braucht - bitte schön. euch allen einen guten Rutsch bei plus 20 Grad!
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  • a.neinh79@gmx.de
    Leider wird es ja schon ab Donnerstag/Freitag mit dem geböller wieder los gehn sobald die ersten Chaoten sich eingedeckt haben
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  • jebusara@web.de
    Böllern als Kulturgut? MP, ist das ernst gemeint?

    Es ist so viel schützend wertendes Kulturgut verschwunden - allen voran das Kruzifix das zu unserem christlichen Land gehört und vielerorts abgehängt wurde. Brauchtümer sind verschwunden. Aber Feuerwerk und Böller, gefährlich und umweltschädlich und für Tiere oftmals tödlich, sollen als Kulturgut erhalten werden?
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