Die persönliche geistliche Begleitung und Unterstützung eines Menschen insbesondere in Lebenskrisen ist die Herausforderung, die sich der katholische Krankenhausseelsorger Franz Feineis im Leopoldina-Krankenhaus seit 30 Jahren stellt. Meist handelt es sich dabei um Gespräche unter vier Augen. Der 63-Jährige hat aber auch und nicht erst seit Corona entdeckt, dass im digitalen Zeitalter mit Medien Brücken gebaut werden, dass es der Seele gut tut, Kontakte auf allen gangbaren Wegen zu pflegen.
Über den Dächern von Schweinfurt und dort, "wo der Himmel am nähesten ist", sind das Büro von Franz Feineis und auch die St. Stephanus Kapelle im achten und damit obersten Stockwerk des Leopoldina-Krankenhaus zu finden. Den Besuchern weisen die von Pfarrer Feineis hoch geschätzten "Brückenbauer" an der Rezeption den Weg. Die Patienten, deren Seelsorger und "Anwalt" der Geistliche ist, kommen über die Stationen zu Franz Feineis. Der Pfarrer ist mit dem ganzen Haus vernetzt, besonders intensiv mit dem Sozialdienst, den Pflegenden und auch mit der Geschäftsführung, wobei sich das anfangs "distanzierte Wohlwollen" zur "herzlichen Zusammenarbeit" entwickelt habe.
Die Seelsorge im Leopoldina neu aufgebaut
Im Herbst 1991 wurde Franz Feineis (davor Kilianeum Würzburg) von Weihbischof Helmut Bauer in seine Aufgaben am ehemals städtischen Krankenhaus mit heute 15 bettenführenden Abteilungen, mehreren Instituten, über 2000 Mitarbeitern und 700 Planbetten eingeführt. Sein Auftrag war der Neuaufbau der Krankenhausseelsorge. Das Thema Aufbau und auch Schweinfurt waren Feineis nicht fremd. 1985/86 hatte er in der damals sehr jungen Deutschhofgemeinde St. Maximilian Kolbe mit Pfarrer Reinhold Kargl gewirkt.
Das kleine Büro im Krankenhaus war zugleich Gesprächszimmer, Sakristei, Andachtsraum. Geteilt hat er es sich mit Schwester Clemente, die den Krankenhausseelsorger 15 Jahre lang unterstützte. Nach Schwester Clemente wirkten auf dieser Stelle, die aktuell neu zu besetzten ist, Karl Pöppel und Graziella Augelli-Pöppel.
Der Kontakt endet nicht an der Pforte
Besondere Erlebnisse gab es viele. Zum Beispiel die Begleitung eines jungen Mädchens, "das auf der Intensivstation gelebt hat" und mit 14 Jahren starb, sowie die Geschichte des Mannes, aus dessen verwahrloster Wohnung der Pfarrer ein Fernglas geholt und ins Krankenhaus gebracht hatte. Man einigte sich auf eine Wohnungsrenovierung. Anschließend zog der Patient wieder ein. Als er ein Bild aufhängen wollte, fiel er von der Leiter, blieb drei Tage unentdeckt und verletzt liegen, bis der von einem Nachbarn über merkwürdige Geräusche informierte Franz Feineis ihn fand. Im Krankenhaus starb der Mann. Den Nachlass regelte der Seelsorger.
Gut vernetzt ist er nicht nur im Krankenhaus. Als Teil der Stadtkirche sind Kontakte zu allen kirchlichen Stellen und nicht nur zu denen der eigenen Konfession geknüpft. In der Stadtkirche bringt sich Feineis im Gegenzug bei der Trauerarbeit ein, war Geburtshelfer des Hospizvereins, übernimmt liturgische Vertretungen oder etwa Besuche in den Pflegeheimen und ist in der Weiterbildung von Pflegekräften oder etwa der Stationsleitungen engagiert.
Bei Fort- und Weiterbildungen kann er auf die Unterstützung durch das Krankenhaus wie etwa durch die Bereitstellung von Räumen rechnen. Und die "Leo"-Mitarbeiter können mit dem Seelsorger rechnen, wenn der Pfarrer taufen, Ehe schließen oder Beerdigungen durchführen soll.
Eine besondere Herausforderung brachte das Coronavirus. Vor der Pandemie wurden bei den Gottesdiensten an den Sonntagen in der St. Stephanus Kapelle regelmäßig über 50 Besucher gezählt. Dass die Seelsorge nicht nur über das gesprochene Wort, sondern auch über die Musik (eigene Texte zu Kultsongs aus Rock und Pop) geboten wird, kommt an. Ab 2020 galten durch Covid 19 Kontaktbeschränkungen.
Digitale Angebote auf vielen Kanälen
Feineis baute digitale Brücken, schuf Kontakte über die Medien und mit Rüdiger Wolf wird an den Sonntagen der Gottesdienst ins Netz gestellt. So können Patienten im Krankenhaus mit ihren Verwandten und Bekannten daheim gleichzeitig den Gottesdienst feiern. Ein vergleichbares Angebot gibt es auch über die Region hinaus nicht. Den Facebook-Kanal "St. Stephanus Kapelle im Leopoldina" nutzen jeden Sonntag 150 bis 300 Besucher. Im Krankenhaus ist Franz Feineis auch während Corona ein Teammitglied, unterliegt also nicht den Besuchsregeln.