
Licht. Jeder braucht es, jeder nutzt es. Für Stefan Lang ist Licht aber weitaus mehr: Eine Familiensache. Stefan Lang führt in vierter Generation die Firma SIS-Licht. Licht ist für ihn eine Familiensache. Licht ist für ihn aber auch ein Teil seines Lebens.
Wieso, das beschreibt er in der Chronik, die er zum 100-Jährigen des Familienbetriebs zusammengestellt hat. "Mein Vater hat einen Wäschekorb voller Material hinterlassen, das habe ich nächtelang durchgeschaut." Prospekte, Fotos, Konstruktionszeichnungen, Urkunden waren darin. Und jede Menge Erinnerungen.
"Der Vater als Geschäftsführer, die Mutter im Büro, Onkel und Tante, ebenfalls wichtiger Teil der Firma, wohnen unten im gleichen Haus. Und der Großvater als Seniorchef wohnt im Anbau nebenan, er liebt seine alten Geschichten von der Walz, von der Gründung, mehr 'SIS' ging kaum", schreibt er in der Chronik.
Schon als Kind tauchte er in das Thema Leuchten und Telefonträger ein. Vom Kuvertieren von Werbematerial über Lackieren von Reflektoren, bis zum Aufbau von Messeständen: Lang hat zusätzlich zum BWL-Studium die Firma in allen Details kennengelernt. "Die ganz harte Schule", sagt er. Seit 1988 ist er in der Firma, seit 2000 Geschäftsführer.

Dass ein mittelständischer Betrieb mit jetzt rund 25 Mitarbeitern 100 Jahre überlebt, sei eher die Ausnahme als die Regel, ist sich Stefan Lang bewusst. 1924 gründeten der Uhrmacher Erich Lang und sein Vater Karl Lang, ein Industriemeister, die Firma. Schwerpunkt waren von Anfang an "Lenkleuchten", Arbeitsplatzleuchten mit beweglichen Armen.
Ausstatter für Büros, Praxen, Kliniken und Werkstätten
In vielen Büros, Praxen, Kliniken und Werkstätten kommt das Licht von SIS. Früher mit Glühbirne, jetzt mit LED. Das Verbot von Glühlampen und Leuchtstoffröhren hat bei der Schweinfurter Firma für Aufträge gesorgt, sagen Lang und Vertriebsleiter Hans Jürgen Neupert. "LED war der Gamechanger", sagt Stefan Lang.

Auch das zunehmende Energiebewusstsein von Firmen sorgt für Aufträge. Mit neuen Lampen könne man bis zu 30 Prozent Energie sparen, sagt Hans Jürgen Neupert. Die Kunst sei es, aus wenig Watt viel Licht herauszuholen. Die Ressource Strom soll möglichst effizient eingesetzt werden. "Die gestiegenen Energiekosten spielen uns in die Hände", beobachtet Stefan Lang.

Industrie benötigte Licht für die Arbeitsplätze
Mit Leuchten für die Industrie fing die SIS-Geschichte an. Schnell wurden die Lichtquellen verstellbar, schwenkbar. Die Firma ist sozusagen ein Kind der Industrialisierung. Ohne Lampen kamen die Betriebe nicht weit, schildert Lang. Besseres Licht wurde gebraucht. Der Legende nach ist Firmengründer Karl Lang die Idee zu einer Lampe mit Zug gekommen, als er daheim am Küchentisch saß und dringend mehr Licht brauchte, erzählt Stefan Lang.

Konzentration auf bestimmte Felder
Das Erfolgsgeheimnis der Firma? "Wir haben uns auf kleine, bestimmte Felder konzentriert." SIS arbeitet mit Arbeitsplatzausstattern zusammen. Lichtquelle, Arbeitsplatz und die Arbeitsschritte an diesem Platz werden punktgenau aufeinander ausgerichtet.
Leuchten für Dentallabore produzieren laut Lang drei Hersteller. "Wir sind da vorn dabei." Ein neues Feld habe sich im Bereich Pharmazie ergeben. Für die Prüfstationen von bestimmten Medikamenten werden spezielle Gelenkleuchten gebraucht. "Ein richtig spannendes Projekt", sagt Lang. Ein neues Gebiet sind auch Leuchten für Arbeitsplätze im Elektrobereich, die ESD-tauglich sein müssen. ESD-Leuchten beugen Spannungsentladungen und damit vermeidbaren Schäden an elektronischen Bauteilen vor.
Eine SIS-Lampe war vor einigen Jahren im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) in der Sonderausstellung "100 Jahre lenkbares Licht – Ursprung und Aktualität beweglicher Beleuchtung" zu sehen. Die Lampe ist eine Version der 1935 entwickelten SIS-Werkstattleuchte Nummer 68.

Lang hat sich kurz überlegt, ob er zum 100-Jährigen vielleicht wieder eine der klassischen Schreibtischleuchten produziert. Er hat sich aber dagegen entschieden: "Wir sind in die Zukunft orientiert. Wir sind ein Anbieter von Industrieleuchten. Fertig."
Die Tradition ist aber lebendig im Firmengebäude in der Rudolf-Diesel-Straße. In seinem Büro hat Lang einen dieser Klassiker stehen. Er hat sie im Bahnhof in Haßfurt entdeckt, geschafft, sie zu bekommen.
Ein weiterer Klassiker steht in einem anderen Büro. In den 1930er-Jahren hat SIS-Licht eine Schreibtischlampe gebaut, die in der Firma einen Ehrenplatz hat. "Das ist mein Schatz", sagt Lang und stellt sie liebevoll in die Mitte zum gemeinsamen Foto mit Hans Jürgen Neupert.
In einer früheren Version wurde die Firma SIS-Licht als Lampenhersteller bezeichnet. Korrekt ist Leuchtenhersteller.