Es wird immer leerer in der Schweinfurter Innenstadt. Schilder mit unerfreulichen Botschaften wie "Wir schließen" oder "Alles muss raus" sind an manchem Schaufenster zu sehen. Andere sind schon "ein Stück weiter", haben ihre Auslagen mit Tüchern oder Paketpapier verhängt. Nicht immer lässt ein "Nachmieter gesucht-Schild" hoffen, dass sich dort demnächst wieder etwas rührt.
"Bleiben oder gehen?", vor dieser Frage stand auch der junge Zahnarzt Julian Hirschfeld (35), der in der Spitalstraße 30, über einem asiatischen Restaurant, seine Praxis hat. Und er hat sich, entgegen der auch bei Ärzten zu beobachtenden Tendenz, die Innenstädte aus verschiedenen Gründen zu verlassen, nicht nur zum Bleiben, sondern zur citynahen Erweiterung entschlossen.
"Nach dem Examen 2014 war mir völlig klar, dass ich als Schweinfurter wieder nach Schweinfurt zurückkehren würde", sagt Julian Hirschfeld. 2017/18 bot sich ihm im fließenden Übergang die Chance, die alteingesessene Zahnarztpraxis Faust (seit 1982) zu übernehmen. Eine Traditionspraxis zwar, aber eine, die nicht barrierefrei ist, weil sie sich im 1. Stock befindet und der Einbau eines Aufzuges in dem denkmalgeschützten Haus (Baujahr 1884) nicht möglich ist.
2020 kam seine Frau, Leonie Steinmann-Hirschfeld, ebenfalls Zahnärztin und Zahntechnikerin, dazu. Da stellte sich die Frage wie es weitergeht. Und da komme es dann schon zu Überlegungen, die für die Abwanderung in Praxisräume außerhalb der Stadt oder in ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) sprechen. Parkplätze vor der Haustür, Barrierefreiheit, die auf die Platzbedürfnisse einer Praxis zugeschnittenen Räumlichkeiten eines Neubaus – Gründe, die dafür sprechen, einem Altbau in der Innenstadt den Rücken zu kehren, räumt Julian Hirschfeld ein. Auch Elektronik und Digitalisierung ließen sich im Neubau auf der grünen Wiese leichter umsetzten, als in einem Altbau mit viel Aufwand die Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Ich wollte ganz einfach, dass es mit dieser Traditionspraxis weitergeht
"Ich wollte aber einfach nicht aus der Stadt heraus, weil es mir hier gefällt, weil mir wichtig ist, dass es mit dieser Traditionspraxis weitergeht", positioniert sich Hirschfeld. In den vergangenen drei Jahren hätten ohnehin fünf Zahnärzte im stadtnahen Umfeld ihre Praxen geschlossen, weil sich keine Nachfolger fanden. Ärztliche Angebote gehören für Julian Hirschfeld zur City, weil "viele Patienten sich weniger an fehlenden Parkplätzen stören, als vielmehr den Arztbesuch mit ihren Besorgungen verbinden". Trotzdem, so seine Beobachtung, nehme die Ärztedichte direkt in der Innenstadt eher ab.
Nicht erst seit dem Einstieg der Gattin in die Praxis stellte sich für die Hirschfelds die Frage der fehlenden Barrierefreiheit. Die Lösung dafür wurde im wahrsten Sinn des Wortes "outgesourced". Mit der Übernahme der auch citynahen Räumlichkeiten von Zahnarzt Bartsch in der Schultesstraße im Januar 2021, entstand eine zweite Praxis Hirschfeld, die nicht viel weiter als die berühmte Steinwurfweite von der Praxis in der Spitalstraße entfernt ist. Und dieses Haus verfügt über einen Aufzug, ist somit barrierefrei. Dort werden vorzugsweise Patientinnen und Patienten behandelt, die Schwierigkeiten haben, über eine Treppe in den ersten Stock zu kommen, oder die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.
Aus zwei Zahnarztpraxen wurde eine – in zwei Gebäuden
Im August und September dieses Jahres wurde die Praxis in der Spitalstraße umfangreich modernisiert und digital mit der Praxis in der Schultesstraße verknüpft, sodass vom Terminkalender bis zum Röntgenbild alles gleichermaßen in beiden Räumlichkeiten mit zusammen sieben Behandlungsstühlen einsehbar ist. Inzwischen ist auch noch Julian Hirschfelds jüngerer Bruder Jannis, als angestellter Assistenz-Zahnarzt eingestiegen.
"Ein gutes Konzept", findet Julian Hirschfeld, denn es sei gelungen, zwei Praxen mit zusammen 20 Angestellten in der Innenstadt zu halten, zu modernisieren und zusammenzuführen. Ein Konzept aber auch, das gegenüber dem Umzug auf die grüne Wiese die aufwendigere und teurere Alternative gewesen sei. Dennoch würde er sich wieder so entscheiden.
Die Adreßbücher des Jahres 1879 und 1886 haben für die Spitalstr. 30 als Eigentümer folgendes eingetragen: Faust Martin, Bäcker. Vielleicht wurde 1904 nur etwas verändert? Erkundigen Sie sich doch beim städt. Denkmalamt, dort gibt es die Akten mit Quelle. Ansonsten empfehle ich das Staatsarchiv in Würzburg.
Warum steht dann in dem Giebel "Erbaut von Martin Faust 1904" ?
Wolfgang Rücknagel
Max-Reger-Strasse 3
97421 Schweinfurt
Woran liegt's?
> Schweinfurt hat kein Flair
Warum?
> SW ist keine Residenzstadt (i. Ggs. zu WÜ, BA, MGN, AB, FD, AN, ER, BT)
> SW ist keine Universitätsstadt (i. Ggs. zu WÜ, BA, ER, BT, Ilmenau)
> SW ist keine Touristenstadt (i. Ggs. zu KG, WÜ, BA)
> SW hat kein Theater-Ensemble (i. Ggs. zu WÜ, MGN)
> SW hat kein Orchester (i. Ggs. zu BA, WÜ, MGN)
Es fehlt das entsprechende Klientel!
> SW hat weder Burg, Schloss, Dom, Alleen, Orangerie, Hofgarten, etc.
So ist eben das 21 Jh.:
Standortfaktoren sind nicht mehr Kohle & Stahl, sondern chic, Image & das Publikum einer Stadt
Was tun?
G. Grieser (MGS & Kunsthalle) und FH-Präsident Grebner (i-campus) gingen genau in die richtige Richtung!
Fazit einer Studie für die Stadt war: SW braucht eine Uni mit mindestens 10.000 Studenten
Bei so einer eleganten Nachbarschaft, wie auch Konkurrenz, sind Bestandsaufnahme & Selbstkritik gefragt! Grieser & Grebner machten den unbedingt nötigen Anfang! Wo bleibt die Fortsetzung? Eine biedere LGS am Stadtrand bringt der Innenstadt weder ein besseres Stadtklima noch eine weitere, nötige (Image)Aufwertung! Leute fahren heute nicht mehr nur zum Einkauf in die Stadt, sondern sie wollen auch flanieren und ein Publikum. aber man sieht viel zu wenig junge Leute - Studenten fehlen an jeder Ecke! Tiefste Provinz!
Eine gute Möglichkeit wäre, statt der neuen TU Nürnberg eine TU Nürnberg-Schweinfurt; wäre auch für die örtl. Industrie wichtig! Eine FH im Endausbau mit 5.600 Studenten ist gut aber immer noch viel zu wenig für ein Oberzentrum für eine Region mit 430.000 Einw.
Auf einen Studenten kommen in der
Region WÜ 14
und in der Region SW/Main-Rhön 140 Einwohner...
...katastrophal! Pure Provinz!