Nur wer seine Wurzeln kennt, kann die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen, heißt es ja. Auf dem Weg, die Wurzeln der Schweinfurter Stadtgeschichte zu erkunden, muss man sich in den Untergrund begeben, sprich in die vielen Gewölbekeller und Gänge, die es unter der Schweinfurter Altstadt gibt. SPD-Stadtrat Peter Hofmann, der auch die wohl umfangreichste Internetseite zur Schweinfurter Historie,www.schweinfurtfuehrer.de, ehrenamtlich betreibt, hatte wieder einmal mit seinem Team zu einer so genannten EkSPDition geladen. Dieses Mal ging es in Keller am Zeughaus, in der Metzgergasse und am Rathaus.
Das Interesse der Bürger an diesen schon seit längerem angebotenen Führungen ist nach wie vor groß. Über 500 hätten sich gemeldet, erzählt Peter Hofmann, man hatte aber nur Platz für 120. Die wurden auf sechs Führungen aufgeteilt und bekamen spannende Details über Schweinfurts Unterwelt, die sie in dieser Form wahrscheinlich noch nicht kannten.
Erste Station war Am Zeughaus 30, der Keller des Sudhaus-Gasthauses, der im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller diente und bis zur Neuen Gasse reicht. Von eins bis 150 sind die Zahlen für die Sitzplätze derjenigen, die in diesem Keller bei den Bombenangriffen zwischen 1943 und 1945 während des Zweiten Weltkriegs ausharrten, noch zu lesen. Peter Hofmann erklärte, die Hausbesitzerin habe ihm erzählt, sie sei als Kind in diesem Keller gewesen, als ein Bombentreffer das Haus daneben zerstörte und sie nicht mehr herauskamen. Sie wurde durch einen schmalen Luftschacht in der Mitte des langen Ganges herausgezogen wie die anderen Bürger, die im Keller Zuflucht gesucht hatten. Eine beklemmende Vorstellung, die durchaus Eindruck auf die Gäste machte.
Der Bereich am Zeughaus war früher die Bauerngasse. Ihren Namen bekam sie quasi vom Volk, das damit auf die Ansiedelung von Bauern aus dem Jahr 1437 anspielte, als die Siedlung Hilpersdorf aufgelöst wurde und die Menschen in der sich nach Norden und Westen erweiternden Stadt wohnen sollten. In der frühen Neuzeit waren hier vor allem Wiesen und Weideflächen.
"Eines der wichtigsten Denkmäler Schweinfurts", so beschreibt Peter Hofmann die Bedeutung des Gebäudes in der Metzgergasse 16. Die Hofanlage aus dem 16. Jahrhundert wurde einst von der Familie Rüffer gekauft. Das Haus in seiner heutigen Form mit einem schönen Innenhof mit einem herrlich knarzigen Baum in der Mitte wurde 1732 unter Hofrat Fehr umgebaut. Das Haus ist deswegen von so großer baugeschichtlicher Bedeutung, weil es als eines der wenigen beim zweiten Stadtverderben im Markgräfler Krieg 1554 nicht zerstört wurde.
Mindestens so beeindruckend wie die Stuckdecken in den Obergeschossen, ist der rund 100 Quadratmeter große Gewölbekeller mit einer Höhe von über sechs Metern. Seit 1897 ist das Haus im Besitz der Familie, die auch heute noch hier wohnt. Ausgelegt mit Steinplatten, wurde er auch im 20. Jahrhundert noch lange als Weinkeller benutzt, weswegen auch ein Lastenaufzug noch erhalten ist. Besonders spannend für die Besucher war der heute zugemauerte Ausgang im hinteren Bereich des Kellers. Es gibt Gerüchte, dass sich hier ein Gang bis nach Sennfeld anschloss, zumindest war es so, dass man im Zweiten Weltkrieg noch bis zum Nachbarskeller kam.
Zwei Keller zu besichtigen gab es bei der Stadtapotheke, der mit 607 Jahren ältesten Apotheke Schweinfurts, am Rathaus. 1572 wurde die Apotheke mit dem Rathaus gebaut und ist bis heute dort. Der Apotheker und Stadtphysikus Lorenz Bausch war einer der Gründer der Lepoldina Schweinfurt, der bis heute ältesten noch bestehenden wissenschaftlichen Gesellschaft Europas.
In den Kellern gibt es viel zu erkunden. Historische Apotheken-Gläser in den Regalen mit Bezeichnungen darauf, bei denen man sich fragt, wofür dieses Mittel gebraucht wurde. Oder der Kohlenkeller, von dem aus man früher auch zu den Rathauskellern kam, was heute nicht mehr möglich ist.
Eine zwar nur kurze, aber dennoch interessante Station war die letzte: der Keller unter dem Türmle-Weinlokal an der Stadtmauer. Der Turm ist einer von dreien (es stehen nur noch zwei), die beim Stadtmauerbau 1371 bis 1402 entstanden. Der aufsteigende Gang, den man besichtigen konnte, führte früher zur Wallbräu und von dort weiter bis zum Rathaus. Für Peter Hofmann im übrigen ein Traum, den er noch nicht aufgeben hat zu verwirklichen: die Öffnung der unterirdischen Gänge von Keller zu Keller der Schweinfurter Innenstadt.
Auch im Stadtrat hat sich SPD-Rat Hofmann im übrigen immer wieder für die Schweinfurter Keller eingesetzt. Auf seine Initiative hin wurde das so genannte Kellerkataster eingeführt und nun auch sichergestellt, dass es weitergeführt wird. Dabei bekam Hofmann bei den Haushaltsberatungen im November letzten Jahres sogar Schützenhilfe von CSU-Fraktionschef Stefan Funk. Aus Hofmanns Sicht zeigen die Keller wichtige Details zur Stadtgeschichte mehrere hundert Jahre zurück, was man vor allem bei den schon erforschten Bereichen Krumme Gasse/Oberer Wall erkennen könne. Hofmann möchte, dass neben der Zürch auch das Sanierungsgebiet Neue Gasse/Bauerngasse/Zeughaus erforscht wird.