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Schweinfurt
Schweinfurter Geheimnisse: Die grausige Wahrheit des "Seelenvaters"
"Schweinfurter Geheimnisse" heißt ein neues Buch mit 50 Geschichten von Insidern aus der Stadt. Peter Hofmann erzählt die entsetzliche Geschichte der Linden Richtung Maibach.
Im neuen Buch 'Schweinfurter Geheimnisse' erzählt Peter Hofmann die grausige Geschichte hinter dem 'Seelenvater', den drei Lindenbäumen Richtung Maibach.
Foto: Eva Maria Bast | Im neuen Buch "Schweinfurter Geheimnisse" erzählt Peter Hofmann die grausige Geschichte hinter dem "Seelenvater", den drei Lindenbäumen Richtung Maibach.
Eva-Maria Bast
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:05 Uhr

Was für eine Idylle! Ein kleiner Hügel, darauf zwei mächtige Linden und ein Baumstumpf, der davon kündet, dass dort eine dritte Linde gestanden hat, eine vierte wurde neu gepflanzt. Peter Hofmann allerdings schaudert stets, wenn er sich hier aufhält.

Denn viel zu wissen – und Hofmann weiß eine Menge über das historische Schweinfurt – ist zwar einerseits ein ungemeiner Reichtum, andererseits verhindert es manchmal, dass man Orte unbeschwert genießen kann, weil man ihre traurige oder grausame Geschichte kennt.

Und das ist auch bei den Bäumen so: „Früher nannten die Schweinfurter diesen Platz 'Das Rad', denn das war der Ort, an dem gerädert wurde. Verurteilte Verbrecher wurden auf ein Rad geflochten und zur Warnung an gut sichtbaren Stellen aufgestellt. So geschah dies hier im Jahre 1633 mit drei auf dem Haardtberg Geräderten. Ihre Leichname wurden an den Straßen nach Maibach, Hesselbach und Würzburg 'ausgestellt'“, erzählt der Schweinfurt-Kenner.

Das Rädern war eine der grausamen Hinrichtungsformen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Besonders grausam deshalb, weil den Delinquenten zunächst bei lebendigem Leib alle Knochen gebrochen wurden. Meist begann der mit dieser Aufgabe betraute Scharfrichter bei den Beinen, auf die er ein schweres Rad warf, und arbeitete sich dann langsam bis zu den Armen vor.

Grausame Todesstrafe mit unvorstellbaren Schmerzen

Wenn alle Knochen gebrochen waren, wurde der Verurteilte auf das Rad gebunden und selbiges an einem Pfahl ausgestellt. Lebte der Hingerichtete noch, wurde er nun entweder enthauptet, erdrosselt oder verbrannt. Manchmal aber, wenn die Strafe besonders hart ausfallen sollte, ließ man ihn auf das Rad geflochten leben, bis er schließlich an seinen Schmerzen oder an Kreislaufversagen starb. Hatte der Betroffene „Glück“, kam er mit einer „milderen“ Strafe davon: In diesem Fall wurde er erst getötet und dann gerädert, sodass er zumindest die entsetzlichen Qualen nicht erleiden musste.

Bekannt ist das zum Beispiel von dem bayerischen Matthias Klostermayr, auch Hiasl genannt, der 1771 als Bandenführer zum Tode verurteilt und dann zunächst erdrosselt, dann gerädert, dann enthauptet und schließlich gevierteilt wurde. In jeder der Städte, in denen er einen Diebstahl begangen hatte, wurde eines der vier Teile seines Körpers öffentlich ausgestellt.

Im Vergleich zu den Geräderten hatte der Schweinfurter „Seelenvater“ noch regelrecht Glück – auch wenn es seltsam anmutet, bei einer Hinrichtung von Glück zu sprechen. „Seelenvater ist der zweite, geläufigere Begriff für diesen Ort“, sagt Peter Hofmann. "Diese Bezeichnung erinnert an einen Waisenvater, auch Seelenvater genannt, der die ihm anvertrauten Waisen in verwerflicher Weise um ihr Eigentum betrog."

Wie der Acker auf grausame Weise vermessen wurde

Als man ihn eines Tages überführte, wurde er zum Tode durch das Henkersschwert verurteilt. Vor seinem Tode gewährte man ihm einen letzten Wunsch. Er antwortete: "Wenn mein Kopf abgetrennt sein wird, so wird mein Körper noch eine gewisse Strecke des Weges weiterlaufen. Diese Strecke soll im Geviert abgemessen und dieses Areal als Acker meinen Hinterbliebenen übergeben werden."

Man habe es dem Seelenvater gewährt, wie Hofmann weiter berichtet. „Als er am heutigen Seelenvater auf der Maibacher Höhe schließlich enthauptet wurde, lief sein Körper tatsächlich noch ein gutes Stück weiter. So wurde der Acker abgemessen und seinen Nachkommen übereignet“, erzählt der Schweinfurter. „So heißt nun dieses Flurstück bis zum heutigen Tag Seelenvater.“ Ob gerädert oder enthauptet: Fakt ist, dass hier oben auf der Höhe unter den drei Linden grausame Hinrichtungen stattfanden. Kein Wunder, dass für Peter Hofmann ein Schatten über dieser vermeintlichen Idylle liegt.

So geht’s zu den Lindenbäumen

Man findet sie an der Straße nach Maibach, dort, wo die Heeresstraße unter ihr durchgeführt wird, in der Rechtskurve auf der linken Seite.

Das Buch „Schweinfurter Geheimnisse“ ist in Kooperation zwischen der Main-Post und dem Bast Medien Verlag erschienen. Das Buch (Hardcover) kostet 19,90 Euro, hat 192 Seiten und ist durchgehend bebildert. Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag: bestellungen@bast-medien.de (versandkostenfrei). ISBN: 978-3-946581-81-9

 
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