"Nix ist fix", sagte Kulturamtsleiter Christian Federolf-Kreppel vor wenigen Tagen, zeigte sich aber dennoch äußerst optimistisch. Der Schul- und Kulturausschuss beriet in seiner jüngsten Sitzung über den diesjährigen Kultursommer. Trotz Corona-Zahlen, die derzeit mehr Sorgen als Euphorie hervorrufen, war das Thema unter den Gremiumsmitgliedern mit Spannung erwartet worden. Nun steht fest: Wenn es die Umstände zulassen, soll eine Freilichtbühne auf dem Kessler Field in Schweinfurt errichtet werden. Auf Kosten der Stadt, zugunsten der Kulturszene.
"Wir haben viele Ideen", sagte Federolf-Kreppel, der viele Gespräche geführt und sich mit Vertretern der Kulturszene konstruktive Gedanken gemacht hat, wie er sagt. Letztlich habe Oberbürgermeister Sebastian Remelé eine Auftaktveranstaltung für den Sommer 2021 initiiert, so Federolf-Kreppel. Damit soll dem kulturellen Leben nun "sukzessive auf die Beine geholfen werden". Die Veranstaltung soll einen Impuls setzen, getragen von den kulturellen Einrichtungen der Stadt unter Einbeziehung und Mitarbeit der freien Kultur, so der Kulturamtsleiter.
Spagat zwischen Begegnung und Abstand
Laut Stadtverwaltung sollen die Kriterien "dezentral", "kleine Formate" und "im Freien" den Umständen der Pandemie Rechnung tragen. "Den Spagat zwischen Begegnung und Abstand müssen wir finden", betonte Federolf-Kreppel die Herausforderungen des Vorhabens. Dennoch setze der Kultursommer "ein Signal für die Kultur und die Öffentlichkeit". Sicher sei noch nichts, generell plane man für die Veranstaltung aber einen Zeitraum von Juli bis Anfang September. Konkret plane man Veranstaltungen vom Wochenende um den 9./10. Juli oder den 16./17. Juli bis einschließlich 3./4. September. Ein Auftakt schon am 11./12. Juni sei derzeit aber auch noch denkbar.
Als Veranstaltungsort ist das Grundstück am Kessler Field neben dem "DDC-Gebäude" angedacht. Dort hatte die DDC-Tanzgruppe bereits im letzten Jahr ein Openair geplant. Laut Federolf-Kreppel werde dort eine Freilichtbühne mit technischer Grundausstattung und einer LED-Leinwand sowie notwendiger Infrastruktur wie einem Toilettenwagen, Bestuhlung, Strom- und Wasseranschlüssen installiert. Der entscheidende Hinweis: "Die Kosten soll dabei die Stadt tragen." Auf dieser Bühne soll der kulturellen Szene dann die Möglichkeit gegeben werden, Auftritte zu absolvieren, so Federolf-Kreppel.
OB Remelé: "sehr hohe Realisierungschance"
Ob Chöre, Poetry-Slammer, Tänzer, Musiker oder Kulturveranstalter. Sie alle sollen dort von der Möglichkeit profitieren, die die Stadt zur Verfügung stellen will. Wie genau das Programm aussehen soll und in welcher Form dort Veranstaltungen stattfinden sollen, darüber will der Kulturamtsleiter im nächsten Ausschuss im Mai informieren. Bis dahin sollen weitere Themen wie Organisation, Konzept, Programmkoordination, Bestuhlungsplan, Ticketing oder auch Werbung weiter angegangen werden. "Grundsätzlich ist es so gedacht, dass die Stadt die Hardware stellt, für die Software sollen dann andere zuständig sein und etwas davon haben", so Federolf-Kreppel.
Er habe ein wirklich gutes Gefühl und freue sich, für die Menschen dieser Stadt etwas sinnvolles auf die Beine zu stellen. Auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé sieht bei dem Vorhaben eine "sehr sehr hohe Realisierungschance". Gerade weil man noch lange mit dem Coronavirus leben müsse und nicht wisse, wie sich das Impfgeschehen entwickle, "gehen wir nach draußen, wo wir Platz haben und wo trotz Pandemie relative viele Menschen kommen können", so Remelé. Wenngleich das bewusste Verlassen der Innenstadt sich auch auf Kritiker stoßen werde, so Remelé.
CSU schlägt weitere "Spielstätten" vor
Im Schul- und Kulturauschuss stieß der Plan der Stadt auf viel Zustimmung. So begrüßte etwa die CSU-Stadtratsfraktion die Maßnahmen der Kulturverwaltung für einen Kultursommer in diesem Jahr. Aufgrund der ungewissen Situation durch die Pandemie sollten sich die Planungen für dieses Jahr auf kulturelle Angebote unter freiem Himmel konzentrieren, bekräftigte Stadtrat Oliver Schulte. Ein erster Schritt sei die Open Air-Bühne auf dem Kessler Field. Weitere solcher "Spielstätten" könnten nach Auffassung der CSU Innenhöfe, Schulhöfe, Außengelände der Sportvereine, Wehranlagen, Baggersee, Maininsel, Rathausinnenhof oder auch der Marktplatz sein, die ebenso als Plattform für Angebote seitens der Kulturverwaltung sowie der freien Kultur dienen sollten.
Auch eine Weiterentwicklung des Nachsommers als weitere Konstante des Schweinfurter Kulturlebens könne man als "Chance für neue Impulse" betrachten. Vielleicht, so die CSU, gelingt es hier auch die lokalen Akteure der freien Kultur in eine neue Konzeption zu integrieren. Wie auf der ganzen Welt leide auch in Schweinfurt die Kultur in einem hohen Maße an den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Gepaart mit der sanierungsbedingten Schließung des Theaters müsse es daher die gemeinsame Aufgabe von Kulturverwaltung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein, sich gegen ein Kultursterben zu stemmen und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, Leidenschaft und Kreativität Schweinfurts Ruf als Kulturstandort zu sichern.