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Schweinfurt
Schweinfurt tritt auf die Sparbremse, auch in Sachen Kultur
Zehn Prozent einsparen – das Motto gilt für alle Referate der Stadt, auch für das Kulturamt. Die scharfe Kritik der SPD an den Etatplänen für 2020 galt aber etwas anderem.
Schweinfurts Kulturprogramm wird zu großen Teilen auch von der freien Kultur mitgestaltet. Höhere Zuschüsse wird es von der Stadt aber auch im nächsten Jahr vermutlich nicht geben. Unser Bild entstand bei der Nacht der Kultur.
Foto: Anand Anders | Schweinfurts Kulturprogramm wird zu großen Teilen auch von der freien Kultur mitgestaltet. Höhere Zuschüsse wird es von der Stadt aber auch im nächsten Jahr vermutlich nicht geben.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:02 Uhr

Sparen ist angesagt in der Stadt Schweinfurt. Die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln schon jetzt nicht mehr so wie in den vergangenen Jahren. Auf 70 Millionen Euro hatte Finanzchefin Anna Barbara Keck gesetzt, jetzt rechnet man mit einem Ergebnis von 60 Millionen für 2019, maximal. Wenn nicht weniger. Die Sparvorgabe von zehn Prozent trifft auch das Kulturamt. Was geplant ist, stellte Kulturreferent Christian Kreppel im Schul- und Kulturausschuss vor. Und: trotz Sparens wird die Stadt für 2020 voraussichtlich rund 240 000 Euro mehr im Etat für die Kultur einstellen als noch für 2019, nämlich 13,5 Millionen Euro. Doch hat man auch viel vor. Stichwort Kulturforum, das trotz der abgespeckten Pläne, die nur noch einen kleinen Veranstaltungssaal vorsehen, mit Mehrkosten von 300 000 Euro Auswirkungen hat.

Auch andere Mehrkosten, beispielsweise für den Sicherheitsdienst im Theater, oder die geplante Investition von 42 000 Euro für neue Medien für die Stadtbücherei schlagen zu Buche. Knapp kalkulieren will man nicht nur bei den festen Kultureinrichtungen der Stadt, sondern auch bei der Förderung der freien Kultur. Dort will die Stadt nach dem Haushaltsentwurf 30 000 Euro weniger ausgeben. Was sich laut Kreppel etwas relativiert, nachdem ein Chor aufgehört hat und drei andere Chöre keine Zuschüsse bekommen können, weil sie zu hohe Rücklagen besäßen.

Die Liste der Zuschüsse, die der Schul- und Kulturausschuss in seiner jüngsten Sitzung befürwortet hat, ist fast identisch mit der aus dem vergangenen Jahr. Rund 17 900 Euro gibt es für die Musikpflege, also Chöre und Orchester; 1000 Euro für die Rückertgesellschaft; 512 Euro für den Historischen Verein; 9500 Euro für den KulturPackt für die Nacht der Kultur und den Pflasterklang sowie weitere 13 000 Euro für dessen allgemeine Arbeit und 50 000 Euro für die Disharmonie.

Hofmann: "Strategisches Versagen auf ganzer Linie"

Nach dem letzten Punkt war es Ralf Hofmann (SPD) endgültig genug. Der Haushaltsentwurf gleiche sich seit Jahren wie ein Ei dem anderen. Das sei reines "Copy and Paste", und das obwohl man ein fertiges Kulturprofil in der Hand habe. Das sollte Handlungsempfehlungen aufzeigen, wo sich die Kulturlandschaft in Schweinfurt hin entwickeln solle. Doch umgesetzt werde davon nichts. Für alle der vielen Beteiligten, die sich hier engagiert hätten, sei daraus ein "Demotivationsprogramm" geworden. Man mache weiter den selben, alten Stiefel. Für Hofmann ein "strategisches Versagen".

Das sture Festhalten an dem Fördersatz für die Disharmonie sei da ein gutes Beispiel. Dass der Betrieb laufe, auch wirtschaftlich einigermaßen, sei nur dem Einsatz der Beteiligten, allen voran dem von Jürgen Dahlke, zu verdanken. Die Disharmonie brauche aber eine zweite Stelle, konkret 40 000 Euro mehr. Der entsprechende Antrag der SPD, den Grüne und proschweinfurt unterstützt hatten, wurde mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt.

Als personell "etwas grenzwertig" hatte Klaus Rehberger im Namen der CSU die Situation in der Disharmonie zuvor beschrieben. Man erkenne die sehr gute Arbeit dort an, aber: finanziell passe es, die Situation sei nicht kritisch. Die Stadt unterstütze die Disharmonie auch anders, beispielsweise will man einen Aufzug einbauen, um die Kulturwerkstatt barrierefrei zu machen. Die Mittel dafür, so Bürgermeisterin Sorya Lippert, seien in den Haushalt 2020 eingestellt. Man sei sich bewusst, so Lippert, dass die Disharmonie eine wichtige Institution sei, die man in die nächste Generation hinüber retten müsse. Aber: Man müsse grundsätzlich klären, wie man mit Ehrenamt in der Stadt umgehen wolle.

 
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  • F. R.
    "Strategisches Versagen auf ganzer Linie". Das gilt nicht nur für Kultur, sondern die gesamte Stadtentwicklung. Statt neue Baugrundstücke für junge Familien und für Industrie die zu schaffen (beides nicht mehr vorhanden!) bindet man Kräfte in der Bauverwaltung für Millionen teure Bremsklötze in der Stadtentwicklung: LGS & Carus-Allee als "Hain".
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