
Der Stadtrundgang mit den Stadtsanierern unterstrich, was Baureferent Ralf Brettin gleich zu Beginn des Treffens gesagt hatte. Wohnraum zu schaffen und Leben und Einkaufen attraktiver zu machen, hat aktuell oberste Priorität innerhalb des einst durch wehrhafte Mauern begrenzten Stadtzentrums.
Vor drei Jahrzehnten wurde der Abschluss der Erneuerung des ersten Sanierungsgebiets am Schrotturm gefeiert. Auf die Südliche Altstadt zwischen Spitalstraße und Rusterberg (vier Hektar) folgten der Zürch (5,2 Hektar), die Krumme Gasse und der Obere Wall (8 Hektar) sowie die Neue Gasse und das Zeughaus (9,5 Hektar), ehe jetzt Keßlergasse und Lange Zehntstraße in den Fokus gerückt sind. Außer am Schrotturm ist die Sanierung noch in keinem Quartier offiziell beendet, auch nicht im Zürch, was spätentschlossenen Eigentümern die Chance auf öffentliche Förderung erhält.

Vom Start am Rathaus führten die drei Stadtsanierer Hans Hatos (Leitung), Karin Fuchs und Stefan Jopp in den Zürch und dort zur Rittergasse 16. Nach einem Eigentümerwechsel werden in dem eher unscheinbaren Haus fünf kleine Apartmentwohnungen in den Obergeschossen entstehen. Das Gebäude bekommt auch wieder einen Giebel, nachdem das alte Dach im Zweiten Weltkrieg Opfer eines Bombenangriffs geworden war. Für das Erdgeschoss ist ein Café angedacht, von dem der Gast dann einen Blick auf das wohl letzte Großprojekt im Zürch hat: die Burggasse 17 an der Kirche St. Salvator.
Prächtiger Renaissancegiebel in der Burggasse
Philomena und Peter Müller sind beide Kirchenmaler und sanieren mit der Burggasse 17 eines oder gar das älteste Schweinfurter Bürgerhaus. Im Inneren gibt es zahllose Malereien aus längst vergangener Zeit (ab 1563), die freigelegt und aufgefrischt werden. Auch dieses Haus bekommt wieder einen (Renaissance-)Giebel. In nur zwei Jahren soll das restaurierte Wohn- und Geschäftshaus das "Erste Haus am Platz" sein, so Oberbürgermeister Sebastian Remelé bei Beginn der Bauarbeiten im Juni.

Die Burggasse 4 hat eine schmucke Fassade, doch außer dieser ist am und im Gebäude in der Mitte der Gasse nichts hergerichtet. 30 Jahre stand das Haus leer. Jetzt ist es verkauft. Wohnungen entstehen. Ums Eck steht in Richtung Rathaus die Rückertstraße 18. Vor der Baustelle waren wochenlang Bauschuttmulden abgestellt. 17 dieser Großcontainer haben Frank Hofmann und seine zwei Söhne gefüllt– Sperrmüll nicht mitgerechnet. Einziehen werden die Söhne, eine große Wohnung (erstes Obergeschoss) ist noch frei und wird vermietet. Das Erdgeschoss wird für Gewerbe oder Gastronomie (ohne große Küche) ausgebaut.
Unterstützung aus dem Rathaus für den Bauherrn
Beim Gang durch das Haus bis hoch ins Dach gibt es viel Lob für den Baureferenten und noch mehr für Hans Hatos und seine Mitarbeiter. Ohne deren Hilfe (Denkmalschutz, Auftreiben von Fördermitteln, Erfahrung in baulichen Fragen) hätte das Projekt ihn wohl überfordert, sagt Hofmann, den Hatos bei der Suche nach einem Pächter für den Gewerberaum (60 Quadratmeter) unterstützen will. Mit ins Boot wird der Sanierer dazu auch den Citymanager holen.

Der nächste Stopp ist am Markt, wo in den Nummern 22 und 24 (ehemals Porzellanhaus Weitzel) in den Obergeschossen ebenfalls für das Wohnen saniert wird. Mit der Ecke Lange Zehntstraße/Spitalstraße ist ein Ort erreicht, der schon fast symbolhaft für die Leerstände in bester Lage steht – jedoch nicht mehr lange. Die Spitalstraße 22 und 24 haben einen neuen Eigentümer. Unten bleibt es bei den Ladenflächen, in den Obergeschossen sollen fünf moderne Wohnungen entstehen.
In einem Hof an der Bauerngasse zeigt Hatos, dass Balkone und Terrassen das Wohnen aufwerten und und in der Neuen Gasse 15, dass auch in einem kleinen Haus an der Stadtmauer mehrere Studentenwohnungen möglich sind – wenn man nur nach Lösungen sucht und wie hier das Treppenhaus in einen Anbau verlegt.