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Schweinfurt
Kirchenmaler sanieren im Zürch das "Erste Haus am Platz"
Unter dem Putz in der Burggasse 17 zeigen sich Fachwerk und Malereien. In zwei, höchstens drei Jahren soll das rundum erneuerte Wohn- und Geschäftshaus bezugsfertig sein.
Nach einem Vierteljahrhundert ist ein Käufer für die Burggasse 17 gefunden.
Foto: Anand Anders | Nach einem Vierteljahrhundert ist ein Käufer für die Burggasse 17 gefunden.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:27 Uhr

Sebastian Remelé freute sich beim Ortstermin als Oberbürgermeister und "ganz persönlich sehr", dass die Stadt mit Philomena und Peter Müller Käufer für die Burggasse 17 gefunden hat, die eines und vielleicht sogar das älteste Schweinfurter Bürgerhaus sanieren. Aufatmen kann Hans Hatos von der Sanierungsstelle im Rathaus. Mit dem Projekt in Nachbarschaft zur Salvatorkirche endet die Erneuerung des Stadtteils Zürch, die im Herbst 1985 mit der förmlichen Festlegung des Sanierungsgebiets begonnen hatte.     

Gaststätte und Kutschenstation

Remelé sprach von einem "wunderschönen Haus" in einem der schönsten Stadtteile, für das man lange nach einem Liebhaber gesucht habe, der nicht nach dem kommerziellen Nutzen bei der sicherlich schwierigen Aufgabe schaue und sich den hohen Anforderungen stelle. Doch der Einsatz lohne sich, denn aus der Burggasse 17 werde jetzt das "Erste Haus am Platz", so der OB.

Der Putz ist weg. Malereien kamen zum Vorschein.
Foto: Anand Anders | Der Putz ist weg. Malereien kamen zum Vorschein.

Die frühere Kutschenstation ist denkmalgeschützt und gilt als einzigartiges Gebäude mit bemerkenswerten Gewölbekellern. Ab 1894 war das Haus Betriebssitz des Lohnkutschers Leonhard Bandel. In seiner Substanz stammt das Einzeldenkmal aus der Zeit um 1600. Seit den Bombenangriffen im II. Weltkrieg ließ sich die ursprüngliche Fassade nicht einmal mehr erahnen. Im Gebäudeinneren sind noch Teile eines Vorgängerhauses aus der Zeit vor dem Stadtverderben von 1554 zu finden.

Viele Umbauten in vielen Jahrhunderten

Der Hausbau begann 1563. Es entstand ein zweigeschossiger und lang getreckter Fachwerkbau mit Tordurchfahrt. Etwa 100 Jahre später war in den Gemäuern die Wirtschaft "Zum grünen Baum" untergebracht. Bauliche Veränderungen gab es durch die Jahrhunderte immer wieder. In den Besitz der Familie Cramer kam die Immobilie Ende des 18. Jahrhunderts (bis 1870). Die Familie Bendel verkaufte 1996 an die Stadt, die seither nach einem neuen Nutzer Ausschau hielt. Mehrere Interessanten fanden sich, sprangen aber wieder ab, auch noch, nachdem bereits erste Unterschriften geleistet waren.

Die Aufnahme zeigt den ehemaligen Renaissancegiebel, der wieder aufgerichtet wird.
Foto: Löwen-Restaurierung | Die Aufnahme zeigt den ehemaligen Renaissancegiebel, der wieder aufgerichtet wird.

Einst schmückte das Haus ein prächtiger Renaissancegiebel. Nach dem letzten Weltkrieg wurde dieser nicht mehr aufgebaut. Mit Dachpappe und einem Pultdach wurde eine weit kostengünstigere Lösung verwirklicht. Auch wurde der ehemals große Hof mit Nebengebäuden bestückt, die den Fachwerkbau verdeckten. Diese sind mittlerweile abgerissen. Zum Vorschein kam "tolle fränkische Renaissance mit farbigen Fachwerk", informierte beim Ortstermin Architekt Friedrich Staib.  

Beim Rundgang zeigten die Bauherrn, dass das Kernhaus nicht nur schön, sondern auch massiv erbaut worden ist. Während die bei Fachwerk zumeist eingesetzten Balken eine Stärke von 16 Zentimetern aufweisen, übernehmen hier Eichenbalken mit bis zu deutlich über 30 Zentimeter tragende Funktionen. Verdeckt waren auch diese in den letzten Jahrzehnten durch Lehmmörtel. Bereits abgefahren seien fast 50 Kubikmeter von den Decken und Wänden abgeklopfter Lehm, so Bauherr Peter Müller, der das Alter der Keller auf 400 bis 500 Jahre vor dem Neubau aus der Renaissance datiert.

OB Sebastian Remelé (rechts) mit den Investoren Philomena und Peter Müller.
Foto: Anand Anders | OB Sebastian Remelé (rechts) mit den Investoren Philomena und Peter Müller.

Philomena und Peter Müller sind Kirchenmaler und führen die Firma "Löwen-Restaurierung" in Erlenbach bei Marktheidenfeld. Beider Traum sei es schon immer gewesen, eine "besonderes Haus" herzurichten – insbesondere die Malereien, die in der Burggasse 17 zahlreich unter dem Putz gefunden wurden.

Sanierung in nur zwei Jahren

Viel Lob für die Planungen gab es nicht nur aus dem Rathaus. Auch Hans-Christof Haas vom Landesamt für Denkmalpflege zeigte sich begeistert: "Die Richtung stimmt!" Anpassungen werde es mit dem jeweiligen Baufortschritt geben müssen. Entscheidungen, was aus welcher Epoche zu erhalten ist und zu sehen sein wird, werden die neuen Eigentümer alsbald zu treffen haben. In zwei, höchstens drei Jahren soll das restaurierte Wohn- und Geschäftshaus bezugsfertig sein.

Die großen und hohen Räume waren im 16. Jahrhundert Ausnahme und nicht Regel.
Foto: Anand Anders | Die großen und hohen Räume waren im 16. Jahrhundert Ausnahme und nicht Regel.

Bei der Umsetzung des anspruchsvollen Zeitplans setzen die Bauherrn auf die Unterstützung durch den Architekten, den Denkmalschutz, die "vorbildliche" Sanierungsstelle des Bauamts und auch auf die "mega netten Nachbarn".

 
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