"Es ist kein Haushalt, mit dem wir große Sprünge machen können", sagte der neue Jugendamtsleiter Thorsten Schubert bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses, in dem über die finanziellen Mittel für 2022 diskutiert wurde. Immerhin wird es dieses Mal keine coronabedingten Kürzungen für freiwillige Leistungen der Stadt, den oft zitierten Rasenmäher aus dem vergangenen Jahr, mehr geben. Und so genehmigte das Gremium zahlreiche Zuschüsse für Projekte der Familien- und Jugendarbeit, die seit Jahren etabliert sind. Schubert stellte jedoch auch ein neues Projekt namens "ElternChanceN" vor.
Mit diesem Projekt will das Diakonische Werk Schweinfurt benachteiligte Familien stärken und ein niederschwelliges Angebot liefern. Laut Schubert sei dabei die Elternbegleitung ein präventives Angebot und ziele auf die Stärkung der Familie als zentralen Ort der frühen Bildung und Förderung der Kinder. "Die Bildungsbegleitung von Familien leistet einen wesentlichen Beitrag zur Bildungszukunft und sozialen Chancengleichheit aller Kinder", so Schubert.
Was steckt hinter dem neuen Projekt?
Laut Schubert existiert bereits ein ähnliches Projekt, welches "sehr erfolgreich" in den Mainbogen-Gemeinden mit Unterstützung des Landkreises Schweinfurt umgesetzt werde. Hierbei stünden Fachkräfte, die zu Elternbegleitern qualifiziert wurden, Familien bei Fragen zu Entwicklung und Bildungsverläufen ihrer Kinder zur Seite. Zudem entwickelten sie Angebote "zur Stärkung von Erziehungskompetenz". Die Fachkräfte seien Bindeglied zwischen Eltern und Bildungsinstitutionen und kooperierten mit anderen Einrichtungen und sozialen Diensten. Dabei bestehe die Zielgruppe in erster Linie aus Familien mit Migrationshintergrund.
Nun, so Schubert, werde das Fördermodell mit den zugrundeliegenden Rahmenbedingungen im Jahr 2022 neu definiert. Schwerpunkt soll zukünftig die Ansprache generell benachteiligter Familien sein, unabhängig vom Migrationsstatus. Das Programm soll deshalb künftig "in Sozialräume mit einem besonders hohen Anteil benachteiligter Familien entwickelt werden". Dabei denke man insbesondere an die Schweinfurter Innenstadt, das Gründerzeitviertel und den Stadtteil Bergl, so Schubert.
Grundlegender Unterschied zum Programm in den Mainbogen-Gemeinden: Statt Fachkräften sollen nun Ehrenamtliche als Anlaufstelle gelten. "Sie sollen vor allem zuverlässig und vertraulich sein und damit ein niederschwelliges Angebot bieten." Laut Schubert sei man in vielen Bereichen offener für Ehrenamtliche aus dem eigenen Umfeld als für das Jugendamt selbst.
Schweinfurter Stadtjugendamt will Projekt fördern
Die Förderrichtlinien für ein entsprechendes Projekt seien noch nicht umfassend bekannt. Das Diakonische Werk Schweinfurt geht jedoch davon aus, dass bei berücksichtigungsfähigen Kosten in Höhe von rund 112 000 Euro und einem Fördersatz von 90 Prozent der volle Zuschussbetrag in Höhe von 100 000 Euro abgerufen werden kann. Die Projektkosten entstünden in erster Linie bei Personal- und Honorarkosten. Um die Finanzierungslücke zu schließen, ist ein Zuschuss seitens der Stadt Schweinfurt in Höhe von 6000 Euro erforderlich. Das Diakonische Werk Schweinfurt selbst bringt ebenfalls Eigenmittel von 6000 Euro auf.
Aus Sicht des Stadtjugendamtes fördern diese Maßnahmen die Erziehungsfähigkeit von Familien und seien ein wichtiger Bestandteil des präventiven Beratungs- und Betreuungsangebotes in Schweinfurt. Gerade in Bezug auf die aktuelle Situation benachteiligter Familien stelle das vorliegende Programm einen wichtigen Baustein dar, über den diese sonst nur schwer erreichbaren Familien niederschwellig angesprochen werden können, erläutert Schubert.
Der Jugendhilfeausschuss genehmigte den Zuschuss von 6000 Euro und beschloss, dass das Stadtjugendamt eine Kooperationsvereinbarung mit dem Diakonischen Werk abschließt. Der Stadtrat wird im November endgültig über die Förderung entscheiden.