Die Invasion des Buchsbaumzünslers erreichte Schweinfurt Stadt und Land 2015/16, sagt Stadtgärtner Manuel Ortloff. Auf öffentlichen Flächen der Stadt aber gilt ein generelles Verbot von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Ortloff hat in den beiden letzten Jahren, in denen sich der Rüsselzünsler (Familie der Crambidae) im Schweinfurter Land festgesetzt hat, Erfahrungen mit dem Schädling und insbesondere mit dessen Bekämpfung in seinem eigenen Garten gesammelt. "Tadellos erfolgreich" war der Gärtner erstmals 2020 nach dem Spritzen des biologischen Insektizids Bacillus Thuringiensis. Die Redaktion sprach mit Manuel Ortloff aber auch über den Einsatz von Netzen, Laubsaugern, Hochdruckreinigern oder etwa von Lockstoffen zum Schutz des in Südwest-sowie Mitteleuropa, in Nordafrika und in Westasien heimischen Buchsbaums.
Als nach Ostern 2020 die Buchskugeln im Garten von Ortloff anfingen grau zu schimmern, hatte der Gärtner die Ursache schnell ausgemacht: Die erste von in den meisten Jahren vier Generationen der gelbgrün bis dunkelgrünen und bis fünf Zentimeter langen Raupen des Buchsbaumzünslers, die nicht nur die Blätter, sondern auch die grüne Rinde des Buchsbaums fressen und damit das Kambium, die Wachstumsschicht mit den Nährstoffbahnen und der Wasserversorgung der Pflanze, freilegen und austrocknen lassen. Mit dem Ablesen der schwarz und weiß gestreiften Raupen mit schwarzen Punkten und weißen Borsten ("bis zu 1000 an einem Sonntag") war die Plage genauso wenig in Griff zu kriegen wie mit dem heftigen Schlagen gegen den Buchs und dem anschließenden Aufsammeln der auf eine Folie gefallenen Raupen.
Während auf den öffentlichen Flächen der Stadt die Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln generell untersagt ist, griff der Privatmann Ortloff für seinen Garten zu dem einzig in Deutschland zugelassenen Mittel gegen den Buchsbaumzünsler – dem biologischen Insektizid Bazillus Thuringiensis, das mehrere Hersteller im Angebot haben. Noch im Juni 2020 kam die Spritze aus dem Baumarkt (etwa 30 Euro) zum Einsatz. "Tropfnass" wurden Blätter und Zweige eingesprüht, denn das Weibchen des Falters legt die Eier auch noch tief im Buchs ab. Es hat braune, zumeist aber weiße Flügel mit schwarzbraunem Rand und um die vier Zentimeter Spannweite. Der Falter lebt acht Tage lang. Zwar bevorzugt das Weibchen bei der Eiablage noch nicht heimgesuchte Exemplare, doch Verlass ist darauf nicht. Zu einer zweiten Spritzung kam es im August 2020 im Garten von Ortloff auch deshalb, weil die Eier in einem Gespinst vor äußeren Einflüssen weit besser als die Raupen geschützt sind und erst Tage nach der Behandlung schlüpfen. In Kokons überwintert übrigens die letzte Generation eines Jahrgangs.
Ein Totalschaden muss nicht sein. Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle von März bis Oktober. Nach einer Bekämpfung (bei reichlich Regen öfters wiederholen) empfiehlt sich neben dem ausreichenden Gießen eine Stärkung des Buchs durch flüssigen Dünger, da dieser sofort wirkt und auch über die Blätter aufgenommen wird. Bei einem Kahlfraß besteht wenig Hoffnung für den Buchsbaum, wenn selbst bei einem kräftigen Zurückschneiden kein Grün an den Zweigen zu finden ist.
Auch der kräftige Strahl des Hochdruckreinigers erwischt nicht alle Raupen, Larven und Eier. Der Laubsauger entlastet ebenfalls nur, beendet die Invasion jedoch nicht. Lockstofffallen zeigen nur die Intensität eines Befalls und in der Nacht aufgestellte Leuchtfallen unterscheiden nicht zwischen Nütz- und Schädlingen. Netze, die den Ausflug der Falter verhindern, werden für Vögel zu tödlichen Fallen. Die Bestäubung mit Algenkalk gilt aus Maßnahme zur Vorbeugung. Das Überstülpen von Plastiksäcken bei hochsommerlichen Temperaturen bekommt zwar dem Zünsler durch das Ansteigen der Temperatur auf 45 und mehr Grad Wärme nicht, doch dabei leidet auch der Buchs. Zudem überstehen die Eier die Hitze.
Wo bleiben die natürlichen Feinde?
Da die Larven die Gifte des Buchsbaums einlagern, galten diese noch vor wenigen Jahren als für die Fressfeinde unattraktiv. Das hat sich anscheinend geändert, und auch Manuel Ortloff hat festgestellt, dass verschiedene Vogelarten und vor allem die Spatzen die Larven auf ihre Speisekarte gesetzt haben.