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Schweinfurt
"Schweinfurt ist bunt": Willy Sachs soll kein Ehrenbürger sein
Das Bündnis "Schweinfurter ist bunt" unterstützt die Forderung, Willy Sachs die Ehrenbürgerwürde zu entziehen und das Stadion umzubenennen. Was die Bündnispartner sagen.
Das Willy-Sachs-Stadion soll umbenannt werden, fordert die Initiative 'Schweinfurt ist bunt'.
Foto: Oliver Schikora | Das Willy-Sachs-Stadion soll umbenannt werden, fordert die Initiative "Schweinfurt ist bunt".
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 12.02.2024 20:15 Uhr

Der Antrag der Stadträte Julia Stürmer-Hawlitschek und Adi Schön, unterstützt von einer breiten Mehrheit des Gremiums, dem Industriellen Willy Sachs posthum die Ehrenbürgerwürde zu entziehen und das von ihm 1936 der Stadt gestiftete Willy-Sachs-Stadion umzubenennen, wurde in den vergangenen Wochen von vielen Seiten stark diskutiert.

Diese Redaktion erreichte eine ungewöhnliche hohe Zahl an zumeist kritischen Leserbriefen, in den so genannten sozialen Medien gibt es hunderte Kommentare dazu. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) gab kürzlich bekannt, dass der Antrag erst im Januar oder Februar im Stadtrat diskutiert werden soll, wenn eine Zusammenstellung der historischen Fakten durch Stadtarchivar Uwe Müller dem Stadtrat vorliegt. 

Derweil hat sich das Bündnis für Demokratie und Toleranz "Schweinfurt ist bunt" mit einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet und unterstützt die Initiative, Willy Sachs die Ehrenbürgerwürde zu entziehen. Sprecher Frank Firsching schreibt, in der Vollversammlung des Bündnisses Anfang Oktober habe man das Jahr 2021 zu unserem "Jahr gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rassismus" ausgerufen.

"Die nationalsozialistische Ideologie, die Willy Sachs vertrat, war und ist zu tiefst menschenfeindlich. Weil Rassismus und Antisemitismus nicht nach Schweinfurt passen, stärkt die Streichung der Person Willy Sachs aus der Ehrenbürgerliste die Stadt Schweinfurt", so Wolfgang Günther vom Bund für Geistesfreiheit und Gründungsmitglied des Bündnisses. Günther dankt der Initiative gegen das Vergessen für ihren Einsatz und ihre Arbeit. Für ihn sind die über Jahre recherchierten Belege eindeutig, und daraus müsse man Konsequenzen ziehen.

Belegt sei, dass Sachs "aus einem roten einen brauen Betrieb" machen wollte. Das sei seine Gesinnung gewesen. "Am 2. Mai 1933 haben SS und Gestapo die freien Gewerkschaften gewaltsam zerschlagen. Auch in Schweinfurt. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen wurden in die Gefängnisse und KZ gesteckt. Fritz Soldmanns Leidensweg ist ein Schweinfurter Beispiel", so Katharina Christa von der IG Metall Jugend Schweinfurt.

In den Betrieben, so Christa, habe es danach keine Möglichkeiten mehr gegeben, sich frei in Gewerkschaften zu betätigen. Auch bei Sachs nicht. Betriebsratswahlen wurden ausgesetzt, Mitbestimmung durch das Führerprinzip ersetzt. "Aus Mitarbeitern wurden Untertanen. Diese Ideologie vertrat Willy Sachs", so Christa. Dennoch seien es die "Sachser", also die Mitarbeiter der Firma, gewesen, die das Geld erarbeiteten, das für den Stadionbau verwendet wurde. Umso richtiger sei es, den Namen "Sachs- Stadion" zu wählen. Lob gibt es von "Schweinfurt ist bunt" auch dafür, dass der das Stadion nutzende Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt, der auch Mitglied im Bündnis "Schweinfurt ist bunt" ist, die Umbenennung begrüßt.

Babs Günther, Sprecherin des Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft, ergänzt in der Mitteilung: "Im Kern ist Willy Sachs kein Ehrenbürger der Stadt. Dafür gab es im Gegensatz zu weiteren Ehrenbürgern und Ehrenbürgerinnen keinen demokratischen Beschluss. Wie auch. Der Oberbürgermeister Pösl wurde ebenso wie der Stadtrat von den Nazis eingesetzt, nicht gewählt."

Demokratische Parteien waren im Nationalsozialismus verboten, viele ihrer Mitglieder wurden in Konzentrationslager verschleppt, gefoltert und getötet. "Wir müssen auch hier vor Ort klar benennen, wer hat Überragendes für eine freie Gesellschaft, für demokratisches Zusammenleben und eine friedliche Entwicklung der Stadt getan. Diese Menschen haben die Würde der Ehrenbürgerschaft verdient. Willy Sachs nicht", so Babs Günther abschließend.

 
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  • Funkenstern
    Die Wichtigtueer, die sich zu dieser Aktion mittlerweile äussern, haben in ihrem Leben nichts geleistet, was für die Geschichtsbücher taugen wird. Hinterbänkler, die sich mit diesen Argumenten wichtig machen wollen.
    In der NS Zeit musstest du als Firmenchef von Firmen kriegsrelevanter Güter mit den Wölfen heulen, sonst gabs Repressalien. Die Zwangsarbeiter wurden vom Regime verteilt und zugewiesen, ein Ablehnen war schier unmöglich, das hätte weitere Aktionen nach sich gezogen. So war es auch ein Stückweit notwendig, um da durchzukommen. Was wäre denn geschehen, wenn er sich geweigert hätte? Zack und weg, Enteignung, noch schlimmere Personen aus dem Regime? Fragen, die keiner stellt und keiner hören will. Für mich bleiben diese Leute ein Meilenstein in der Entwicklung der Region, egal ob nun mit entzogener Ehrenbürgerwürde oder Umbenennung des Stadions. Es ist lächerlich, was aus dieser geschichtsträchtigen Zeit veranstaltet wird. Es ist ein Teil unserer Nation und wird es bleiben.
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  • simonhard
    Babs Günther.....ist das jetzt auch schon eine Expertin für die NS Zeit, oder gibt sie hier nur ihre Meinung wieder?
    Wer hat sie um ihre Meinung gefragt?
    Hat sie sich ungefragt bei dem Redakteur gemeldet?
    Könnte man nicht auch am umbenannten, dann Sachs Stadion eine Tafel anbringen mit der unbestritten Lebensleistung von Willy Sachs? Oder rückt das alles wegen seiner NS Vergangenheit ins Hintertreffen?
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  • ra.kellermann@gmx.de
    lächerlich, wenn dann hätte man das gleich in den 50/60-Jahren machen sollen, aber jetzt pressierts offenbar auf einmal...
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  • eboehrer@gmx.de
    Warum wird das immer wieder verschwiegen, dass nach 1945 sehr wohl ein demokratischer Beschluß hierzu vorliegt?
    Man ist klar im Vorteil, wenn man korrekt recherchiert.
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