
Die evangelische Kirche in Schweinfurt setzt ein Zeichen gegen die Corona-Proteste: Dekan Oliver Bruckmann lädt am Sonntagabend um 18 Uhr zum Friedensgebet in die St.-Johanniskirche am Martin-Luther-Platz ein. Hier will er sich mit Blick auf den gewalttätigen Protestmarsch am Abend des zweiten Weihnachtsfeiertags in Schweinfurt auch zum Thema gesellschaftlicher Friede angesichts Corona äußern.
"Die Proteste sind völlig zu verurteilen", sagt der Dekan des evangelisch-lutherischen Dekanats Schweinfurt. Die skandierten Parolen "Friede, Freiheit und Demokratie" oder "Wir sind das Volk" nennt er "dummes, blödes Zeug". Denn die Demonstrierenden bemühten damit einen Kontext, der in keinster Weise gegeben sei. Entsetzt ist der Dekan über den "krassen, rauen Ton", mit dem die Parolen gerufen werden. Als Anwohner des Martin-Luther-Platzes habe er die sogenannten "Corona-Spaziergänge" an den vergangenen Sonntag hautnah mitbekommen. "Das ist keineswegs harmlos", meint Oliver Bruckmann, das seien Aufzüge in "militaristischer Art und Weise".

Die evangelische Kirche in Schweinfurt stellt sich auch hinter die "Schweinfurter Erklärung für Demokratie und Zusammenhalt", die am Donnerstag ein Bündnis von Bürgerinnen und Bürgern aus Stadt und Landkreis Schweinfurt veröffentlicht und online gestellt hat. Sie wurde innerhalb von 48 Stunden von 350 Menschen erstunterzeichnet. Zu ihnen gehören das Leitungsteam des Dekanats mit Dekan Oliver Bruckmann, Citypfarrer Heiko Kuschel, Senior Wolfgang Weich und der stellvertretenden Seniorin Hermine Wieker sowie etliche Pfarrerinnen und Pfarrer und weitere Mitarbeitende im Dekanatsbezirk, sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche. Unter www.schweinfurter-erklaerung.de können Menschen die Erklärung unterstützen.
In der "Schweinfurter Erklärung" werden die Protestveranstaltungen als "illegale Aufzüge" bewertet. "Das ist eine glasklare Einordnung, der wir uns nur anschließen können", sagt Bruckmann. Deshalb will der Dekan am Sonntag beim Friedensgebet auch hinweisen auf die kirchliche Botschaft "Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst". In Corona-Zeiten übersetzt bedeute dies: "Ich schütze mich und die anderen und gehe nicht mit dumpfen Parolen auf die Straße."
Evangelische Kirche hat sich klar gegen Corona-Leugner positioniert
"Auch wir als Kirche leisten unseren Beitrag zur Bewältigung der Pandemie", betont Dekan Bruckmann. Unzählige Veranstaltungen seien in den letzten zwei Jahren ausgefallen oder hätten nur online erfolgen können. Es gebe Hygienekonzepte für die Gottesdienste, um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten. Und es gab Impfaktionen in der Christuskirche, die Johanniskirche wurde sogar als Impfzentrum angeboten. "Wir haben uns von Anfang an klar positioniert gegen Corona-Leugner und Impfgegner", betont der Dekan.
Auch Citypfarrer Heiko Kuschel verurteilt die Protestzüge, vor allem dass dabei Kinder in den Vordergrund geschoben werden: "Hier ist die Grenze absolut überschritten, da müssen wir uns dagegen stellen." Eine Gemeinschaft mit den im Verborgenen bleibenden Organisatoren, die gezielt das Versammlungsrecht umgehe und ihre Identität verschleiern möchte, führe in die Irre. "Diesen 'Demonstrationen' sollte jede Bürgerin, jeder Bürger fernbleiben", so Kuschel.
Die katholische Schwesterkirche in Schweinfurt distanziert sich ebenfalls von den sogenannten Corona-Demonstrationen. "Gewalt ist nie ein Mittel, um seinen Protest zum Ausdruck zu bringen", betont Dekan Stefan Kömm. Das müsse jedem klar sein. Auch wer friedlich an solchen Veranstaltungen teilnehme, verschaffe der Gewalt damit Raum. Dekan Kömm hofft, dass das von der Stadt erlassene Verbot der sogenannten "Corona-Spaziergänge" die Menschen nun zum Nachdenken bringt und dass sie nicht mehr zu diesen Veranstaltungen hingehen.

In den Pfarreien der katholischen Kirche in Schweinfurt wird laut Kömm seit Beginn der Pandemie für die Corona-Opfer, die Pflegekräfte, den Zusammenhalt und den Frieden in der Gesellschaft gebetet. "Damit setzen wir ein Zeichen", so Kömm.
Pfarrer Joachim Morgenroth, Leiter der Pfarreiengemeinschaft "Schweinfurt-Zentrum: Heilig Geist – Sankt Kilian – Sankt Michael", ist an einem der vergangenen Sonntage sogar aktiv zur Tat geschritten. Als die Demonstrierenden just zum Vesper-Glockenschlag vor der Kilianskirche vorbeimarschierten, ließ er die Glocken so lange läuten, bis der Zug weg war. Vor allem die Besucher der Sonntagabendgottesdienste in der Heilig-Geist-Kirche, die bislang immer auf der Protestroute lag, würden sich gestört fühlen von der laut skandierenden Menschenmenge.
Also das sinnlose Geschrei der Verweigerer wissenschaftlicher Erkenntnisse mit Martin Luthers Thesen zu Beginn der Neuzeit gleich zu setzen ist schon eine grenzenlose Überhöhung der dumpfen Parolen.
Luther hat das Tor in die neue Zeit geöffnet und diese dumpfen "Spaziergänger" wollen doch Deutschland aus der Gegenwart in die Vergangenheit und nicht in eine gute Zukunft führen.
Ihr Kommentar liegt voll neben der realen Situation.