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Schweinfurt
Schweinfurt: 65 Millionen Euro fließen in die größte Baustelle der Justiz
Ein Richtfest gab es nicht im neuen Justizzentrum. Dafür eine Visite von Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer und Justizminister Georg Eisenreich. Der Rohbau steht, und jetzt?
Über das zentrale Treppenhaus im Kern des Gebäudes sind alle Etagen des neuen Justizzentrums in Schweinfurt gut zu erreichen. 
Foto: Anand Anders | Über das zentrale Treppenhaus im Kern des Gebäudes sind alle Etagen des neuen Justizzentrums in Schweinfurt gut zu erreichen. 
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 09.02.2024 00:06 Uhr

Ein bayerisches Richtfest sieht anders aus, aber die Pandemie ist noch nicht "hinter Gittern". Statt Bier vom Faß und Blasmusik gab es beim etwas anderen "Richtfest" für das neue Justizzentrum in der Rüfferstraße Lunch-Tüten to go, Brotzeitboxen aus Metall und einen Flaschenöffner in Paragrafenform als Erinnerung an diesen Tag. Hochranging war dagegen der Besuch, den der Präsident des Landgerichts in Schweinfurt, Reinhard Pfingstl, der Präsident des Oberlandesgerichts Bamberg, Lothar Schmitt, und Gerald Langer, Bereichsleiter Hochbau des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt, auf der Baustelle begrüßen konnten.     

Mit Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU), und ihrem Parteikollegen Justizminister Georg Eisenreich, waren gleich zwei bayerische Minister nach Schweinfurt gekommen, um sich auf der derzeit größten fränkischen Baustelle in Sachen Justiz umzusehen. 

Justizminister Georg Eisenreich (links) und Bauministerin Kerstin Schreyer waren nach Schweinfurt gekommen, um sich anlässlich des Abschlusses der Rohbauarbeiten vom Baufortschritt des neuen Justizzentrums zu überzeugen. MDL Steffen Vogel (Zweiter von rechts - CSU) , 'Berichterstatter für die Justiz im bayerischen Haushalt', wie Eisenreich betonte, habe sich im Haushaltsausschuss des Landtags  für die Realisierung des Justizzentrums eingesetzt. Rechts im Bild sein Kollege im Landtag Paul Knoblach (Grüne).
Foto: Anand Anders | Justizminister Georg Eisenreich (links) und Bauministerin Kerstin Schreyer waren nach Schweinfurt gekommen, um sich anlässlich des Abschlusses der Rohbauarbeiten vom Baufortschritt des neuen Justizzentrums zu ...

Die Rohbauarbeiten sind fast fertig, die Fassadenarbeiten haben begonnen, normalerweise Zeit Richtfest zu feiern. Da solche Feierlichkeiten noch nicht wie gewohnt möglich sind, wurde der 3-G-Regel-konforme Baustellenbesuch genutzt, um sich ein Bild vom Baufortschritt zu machen. Und der kann durchaus beeindrucken. Die Hallen und Gänge, der große Innenhof, der noch begrünt werden wird, lassen erahnen, wie nach der Fertigstellung der Anspruch "alle Justizbehörden an einem Ort vereint in einem modernen Gebäudekomplex" umgesetzt werden wird. 65 Millionen Euro investiert die Justiz, zunächst in den Neubau und dann in die Sanierung der historischen Bestandsgebäude. Bis 2025 soll alles fertig sein.

Die großzügige Gestaltung des Rohbaus eröffnet alle Möglichkeiten für den Einbau von Gerichtsälen und Büros in Trockenbauweise. Da keine festen Mauern eingezogen sind, bleibt man flexibel, kann jederzeit Wände umstellen und je nach Bedarf Räume vergrößern oder verkleinern.  
Foto: Anand Anders | Die großzügige Gestaltung des Rohbaus eröffnet alle Möglichkeiten für den Einbau von Gerichtsälen und Büros in Trockenbauweise.

"Herzstück des neuen Justizzentrums sind zwei denkmalgeschützte Gebäude und ein fünfgeschossiger Neubau mit 7200 Quadratmetern Nutzfläche", skizzierte Bauministerin Schreyer das Gebäude. Ein Justizzentrum, das nicht nur in der Region zentraler Anlaufplatz für alle Belange in Sachen Justiz sei, sondern durch die Verbindung von alt und neu auch städtebaulich Akzente setze. 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Justiz können künftig an einem Standort arbeiten – und nicht wie bisher auf mehreren Standorte verteilt. "Im Schweinfurter Justizzentrum werden Amts- und Landgericht, die Staatsanwaltschaft und das IT-Servicezentrum zusammengeführt", so Justizminister Eisenreich. Unterhalb des Eingangsbereichs entstehen eine zweigeschossige Tiefgarage mit 124 Stellplätzen, Archivräume und Haftzellen.  

Wie der Neubau helfen soll, CO2 einzusparen

"Mit dem neuen Justizzentrum verbinden sich Denkmalschutz und moderne Architektur unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und und Klimaschutz zu einem großen Ganzen", bilanzierte auch die Bauministerin.

In der Rohbauphase dominiert naturgemäß noch die Betonoptik. Der großzügige Innenhof, der von außen nicht einsehbar ist, wird komplett begrünt. Auch sonst wird auf Ökologie und Barrierefreiheit gesetzt. 
Foto: Anand Anders | In der Rohbauphase dominiert naturgemäß noch die Betonoptik. Der großzügige Innenhof, der von außen nicht einsehbar ist, wird komplett begrünt. Auch sonst wird auf Ökologie und Barrierefreiheit gesetzt. 

"Wir liegen im Zeitplan, trotz Pandemie und anspruchsvoller Lage des Bauplatzes vor dem denkmalgeschützten Justizgebäude. Wir rechnen Ende 2023 mit dem Bezug des Neubaus, dann startet die Sanierung des historischen Gebäudes", so Eisenreich. Auch ökologisch und technisch sei alles auf der Höhe der Zeit. So seien Elektrotankstellen in der Tiefgarage geplant, der ganze Gebäudekomplex werde an das Fernwärmenetz angeschlossen. Durch den Bau würden etwa 290 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr gespart, ergänzte Kerstin Schreyer, die auch betonte, dass auch finanziell alles bisher im gesteckten Rahmen sei.  

"Man sieht, dass hier etwas schönes, großes und auch ungewöhnliches entsteht", zeigte sich der Justizminister beindruckt. "Nach dem Strafjustizzentrum in München ist Schweinfurt derzeit die zweitgrößte Baustelle der bayerischen Justiz". Das mache den Neubau des Schweinfurter Justizzentrums gleichzeitig zum bedeutendsten fränkischen Bauvorhaben der Justiz. "Das Gebäude erfüllt alle Anforderungen an ein modernes Justizgebäude." Spannend sei die Herausforderung gewesen "Neubau und denkmalgeschützte Gebäude gut zusammenzubringen", was gut gelungen sei. 

Was Landrat und OB sich wünschen

Aus mehren Gründen dankbar für diesen Bau sei auch die Stadt Schweinfurt, so OB Sebastian Remelé (CSU). "Groß, repräsentativ und praktisch" sei der Neubau. Gleichzeitig werde den historischen Gebäuden durch die Sanierung ihre städtebauliche Bedeutung zurückgegeben. Als "ehemaliger Anwalt" würdigte Remelé auch die längst überfällige räumliche Zusammenführung der Justiz in einem Haus.  

Von allen Seiten gelobt wurde die angestrebte Symbiose zwischen den Bestandsgebäuden und dem Neubau. Ende 2023 soll der Neubau bezugsfertig sein, danach folgt die Sanierung des historischen Justizgebäudes.
Foto: Anand Anders | Von allen Seiten gelobt wurde die angestrebte Symbiose zwischen den Bestandsgebäuden und dem Neubau. Ende 2023 soll der Neubau bezugsfertig sein, danach folgt die Sanierung des historischen Justizgebäudes.

Auch Landrat Florian Töpper (SPD) freut sich über das neue Justizzentrum in seiner Nachbarschaft, das mit seinen hohen Standards in die Zeit passe. Darüber hinaus wünscht sich Töpper, dass sich bei allen haushaltstechnischen Herausforderungen zur baulich adäquaten Ausstattung auch die angemessene personelle Ausstattung gesellen möge. Nach dem offiziellen Teil boten Jan Hauschildt (Knoche Architekten) und Alexej Kolschkow (Zila Freie Architekten) für die Gäste Baustellenführungen an. 

 
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