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Schweinfurt
Schnelle Hilfe in Notsituationen: Welche Bedeutung Pflegefamilien für die Region Schweinfurt haben
Wenn Kinder nicht mehr in ihrer Ursprungsfamilie bleiben können, kommen oft Pflegefamilien zum Einsatz. Bei einem Sommerfest wurde ihr Engagement jetzt gewürdigt.
Die Pflegeelterngruppe 'Neues Zuhause' hat auch in diesem Jahr wieder ein Sommerfest organisiert. Heuer fand es bei der DDC in Schweinfurt statt.
Foto: Michael Schneider | Die Pflegeelterngruppe "Neues Zuhause" hat auch in diesem Jahr wieder ein Sommerfest organisiert. Heuer fand es bei der DDC in Schweinfurt statt.
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 29.07.2024 02:36 Uhr

Erkrankungen der Eltern, Alkohol- oder Drogenproblematik, Vernachlässigung, Missbrauch, Krisensituationen – die Gründe, aus denen manche Kinder und Jugendliche nicht mehr in ihren Ursprungsfamilien bleiben können, sind vielfältig und vielschichtig. Hilfe in der Not bieten dann oft Pflegeeltern, die die Kinder in ihre eigenen Familien aufnehmen und ihnen kurz- oder längerfristig ein Zuhause bieten.

Auch in der Region Schweinfurt leisten zahlreiche Pflegefamilien rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, einen wichtigen Beitrag zum Wohl dieser Kinder und Jugendlichen. Im Rahmen des jährlichen Sommerfests der Pflegefamilien, organisiert von der Pflegeelterngruppe "Neues Zuhause", finanziert vom Pflegekinderdienst des Amtes für Jugend und Familie des Landratsamtes Schweinfurt, wurde ihr Engagement nun erneut gewürdigt.

Funktionierendes Netz an Pflegefamilien in der Region Schweinfurt

"Ich will immer wieder dafür danken, was für ein fabelhaftes Netz an Pflegefamilien wir im Landkreis haben, um das wir durchaus beneidet werden", sagte Landrat Florian Töpper den zahlreich erschienenen Pflegefamilien und -kindern. In diesem Jahr fand das Sommerfest auf dem Gelände der DDC statt. Neben verschiedenen Tanzworkshops durften die Kinder sich unter anderem auch an einer Graffiti-Wand ausprobieren.

Man sei sich durchaus bewusst, wie fordernd die Aufgabe als Pflegeeltern sei, so Töpper: "Das Leben als Pflegefamilie ist noch unberechenbarer und mit noch mehr Überraschungen versehen – ganz gewiss – als das jeder anderen Familie. Sie tun das mit Herz, Sie tun das mit Kopf, und Sie tun das für die Zukunft unserer Gesellschaft."

Auf dem Gelände der DDC in Schweinfurt fand in diesem Jahr das Sommerfest der Pflegefamilien statt. Neben Tanzworkshops gab es unter anderem auch eine Graffitiwand.
Foto: Désirée Schneider | Auf dem Gelände der DDC in Schweinfurt fand in diesem Jahr das Sommerfest der Pflegefamilien statt. Neben Tanzworkshops gab es unter anderem auch eine Graffitiwand.

Auch Daniela Haupt, Leiterin des Fachbereichs Soziale Dienste 2 am Landratsamt, machte noch einmal auf die Bedeutung der Pflegefamilien aufmerksam. "Das ist wirklich eine große Aufgabe. Sie als Pflegeeltern sind durch die emotionalen Verbindungen und festen Beziehungen, die sie eingehen, eine wichtige Säule in der Gesellschaft. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt braucht es Menschen, die bereit sind, in Notsituationen zu helfen", so Haupt.

100 Pflegekinder in 79 Dauerpflegefamilien

Knapp 100 Pflegekinder zwischen ein und 21 Jahren werden laut Pflegekinderdienst derzeit in 79 Dauerpflegefamilien in der Region betreut. Hinzu käme eine wechselnde Anzahl an in Obhut genommenen Kinder – aktuell vier –, die in Bereitschaftspflegefamilien betreut werden.

Dauer- oder Vollzeitpflege meint dabei die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, die auf absehbare Zeit nicht mehr von ihren Eltern versorgt werden können. In Bereitschaftspflege kommen hingegen Kinder, die einer schnellen, unvorhergesehenen Betreuung bedürfen, zum Beispiel aufgrund akuter Krisen in den Herkunftsfamilien.

"Man muss bereit sein, sich Herausforderungen zu stellen."
Eine Pflegemutter aus dem Landkreis Schweinfurt

Jessica M. (Name von der Redaktion geändert) führt eine dieser Pflegefamilien. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie in den vergangenen zwölf Jahren bereits um die 20 Pflegekinder bei sich aufgenommen. Zurzeit leben neben ihren leiblichen Kindern auch ein Dauer- und ein Bereitschaftspflegekind in ihrer Familie. Um den Schutzraum für diese nicht zu gefährden, möchte sie ihren richtigen Namen lieber nicht öffentlich nennen.

"Man muss bereit sein, sich Herausforderungen zu stellen", sagt sie. Die persönlichen Päckchen der Kinder, die Zusammenarbeit mit Behörden und der Kontakt mit den Herkunftsfamilien – auf Pflegeeltern käme einiges zu. Was genau, wisse man im Vorfeld so gut wie nie. "Es kam schon vor, dass ich nachts um zwölf angerufen wurde und dann um kurz vor zwei auf einmal drei Pflegekinder vor meiner Tür standen", sagt Jessica M.

Unterstützung bekäme sie neben dem Pflegekinderdienst vor allem auch in der Pflegeelterngruppe "Neues Zuhause". Hier tauschen sich Pflege- und Adoptivfamilien aus der Region aus und helfen sich gegenseitig. Denn letztlich stünden sie alle vor ähnlichen Herausforderungen und Problemen, meint M. "Man nimmt schließlich nicht nur ein Kind auf, sondern auch seine Vergangenheit", sagt sie.

 
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