Er ist ein Paradies, ein Kraftort, ein Raum, der Natur und Kultur verbindet: der Schlossgarten von Henriette Dornberger in Wetzhausen. Er gilt als einer der schönsten Plätze Deutschlands, ist seit 2022 im Kult-Reiseführer "1000 Places To See Before You Die" gelistet. Und tatsächlich: Dieses wunderschöne Gartenparadies, in dem sich Landschaft und Kunst, Glück und Sinnesfreude verbinden, muss man gesehen haben.
Gelegenheit dazu gibt es am Sonntag, 17. September. Im Rahmen der Naturgartentour des Bezirksverbands für Gartenbau und Landespflege Unterfranken bietet Henriette Dornberger angemeldeten Gästen eine Schlossgarten-Führung mit Verkostung ihrer kulinarischen Gartenschätze an. "Hoch hinaus" heißt das vielsagende Motto, das den Bogen schlägt vom besonderen Hochbeet auf einem alten Förderband bis hin zum hohen Adelsgeschlecht der Truchseß von und zu Wetzhausen, die einst hier herrschten.
Gartenparadies zum Entdecken
Henriette Dornberger ist Kunst- und Gartenfreunden ein Begriff. Die pensionierte Erzieherin und Fachlehrerin hat das alte Forsthaus in Wetzhausen aus dessen Dornröschenschlaf geweckt und wieder mit Leben gefüllt. Jeden Sonntag bringt sie dort vielen begeisterten Besucherinnen und Besuchern bei einer Tasse Kaffee und selbstgebackenem Kuchen, serviert in altem schönen Porzellan, ihre Philosophie der Natürlichkeit nahe.
Für den verwahrlosten Schlossgarten war Henriette Dornberger ein Glücksfall. Mit ihrem gestalterischen Händchen und ihrer Ideenfülle verwandelte sie das mehr als 3000 Quadratmeter große Areal direkt neben dem Wasserschloss in einen wunderschönen Landschaftsgarten. Nicht nach historischem Vorbild und auch nicht nach einem vorgegebenen Konzept, sondern ganz vorsichtig, Stück für Stück, nach eigener Intuition und so, wie die Natur es ihr vorgegeben hat.
Sehen Sie selbst, spazieren Sie herein ins Gartenparadies von Henriette Dornberger: Schon der Eingangsbereich lässt eine alte Geschichte erahnen, die zum Entdecken einlädt. Im Zentrum steht eine mächtige Wildpflaume, deren gelb-rote Früchte zum Naschen verführen. "Das ist ein ganz besonderer Baum", erklärt Henriette Dornberger. Im Frühjahr trägt er ein weißes Blütenmeer, das mit seinem süßen Duft Bienen und Insekten anlockt. Im August werden die vitaminreichen gelb-roten Früchte geerntet und zu Marmelade weiterverarbeitet. Und im Herbst schmückt sich die Kirschpflaume mit einem leuchtend orangeroten Blattkleid. "Ein Eyecatcher."
Im Schlossgarten darf das Efeu wuchern und wachsen
Der Schlossgarten hatte früher zwei Bereiche: Eine Seite war für die landwirtschaftliche Nutzung angelegt, die andere Seite repräsentativ nach außen zum Dorf hin gestaltet. Rein zufällig entdeckte Henriette Dornberger in diesem "Lustgarten" mit der Truchseß'schen Blickachse bis ins Dorf hinein einen alten Brunnen. Stein für Stein hat sie freigelegt, jetzt plätschert das Wasser wieder.
"Ich mag es, Dinge, die in Vergessenheit geraten sind, neu zum Leben zu erwecken und mit neuen Ideen anzureichern", sagt sie. So entstand der Buchskreis mit blühenden Rosenbäumchen in der Mitte, deren Namen sie ihren Kindern und Enkeln zugeordnet hat. Im Zentrum residiert "Rosengräfin Marie Henriette".
Entlang einer 32 Meter langen, mit Efeu bewachsenen Sandsteinmauer führt der Weg durch einen Rosenbogengang zu den mächtigen 200 Jahre alten Kastanien. Das Efeu bahnt sich seinen Weg auch hier entlang. Bei Henriette Dornberger darf es wachsen und wuchern. "Efeu ist die letzte Bienenweide", sagt sie. Es blüht im Spätsommer, wenn es für die Insekten kaum mehr andere Nahrung gibt. Auch jetzt summt und brummt es kräftig darin.
Denkmal für die Freiherren im Schlossgarten
Alte, dicke Sandsteinplatten weisen den Weg zu einer riesigen Erlen-Wurzel. Der Baum bewachte einst die Gruft der Truchseße. Bei der Friedhofssanierung musste er weichen. Mit dem Wurzelstock hat Henriette Dornberger den Freiherren in ihrem Schlossgarten ein Denkmal gesetzt.
"Ich will vergessene Schätze bewahren", sagt Henriette Dornberger, und die Vielfalt der Gestaltungsformen zutage fördern, die solche Gärten im Lauf der Zeit angesammelt und wieder verloren haben. "Gartengestaltung ist Lebenskunst." In einer Welt der gestalterischen Beliebigkeit sei es ihr ein Bedürfnis, daran zu erinnern.
Hinter der hohen Sandsteinmauer, das einzige Überbleibsel des alten Wirtschaftsgebäudes, das Henriette Dornberger wieder neu als Veranstaltungsraum für Hochzeiten und Familien- oder Betriebsfeiern errichtet hat, eröffnet sich das Areal der ehemaligen Zehntscheune. Sie war die Vorratskammer des Adels, hier mussten die Untertanen ihren Zehnt abliefern.
Grillplatz auf der Sohle des Zehntscheune-Kellers
Das 1000 Quadratmeter große Gebäude gibt es nicht mehr. Es wurde in den 1970er-Jahren eingerissen. Heute steht hier die "Eschen-Kathedrale", wie Henriette Dornberger das von den Ölbaumgewächsen eingerahmte Plateau mit dem Freigarten-Café nennt, das einen gigantischen Blick "Hoch hinaus" zu den sich im Winde wiegenden Baumkronen gewährt.
Links daneben geht's in die Tiefe: Auf der Sohle des ehemaligen Kellers der Zehntscheune entstand ein Grillplatz. Zwischen den Kellermauern lädt eine gemütliche Lounge zum Verweilen ein.
Rechts daneben markiert eine alte Tür den Übergang zu einem historischen Platz. Hier liegt der eingestürzte Dachgiebel der Zehntscheune. Henriette Dornberger hat die kreuz und quer liegenden Steine und Balken nicht weggeschafft, sondern schattige Beete für Farn- und Funkien daraus bereitet.
Wo der Blick auch hinschweift, immer gibt es etwas zu entdecken: idyllische Ruheinseln, verwunschene Pfade, liebevoll gestaltete Ecken. Auch das alte Schlossgartentor ist dekorativ im Garten drapiert. Henriette Dornberger hat es aus der Erde gebuddelt.
Förderband als Hochbeet
So, wie sie mit den Dingen umgeht, die dem Garten geblieben sind, so hält sie es auch mit dem pflanzlichen Erbe. Wild- und Zeigerpflanzen machen den Garten liebenswert, duftende Kräuterbeete natürlich, alte Weiden und Erlen würdig. "Bei mir dürfen auch Brennnessel wachsen", sagt Henriette Dornberger. Sie tanzen so schön im Wind, und die Samen kann man rösten.
Auch der von Gartenbesitzern verteufelte Giersch darf sich im Schlossgarten breitmachen. Er wächst unter den Himbeeren und stützt die Sträucher, wenn sie voller Beeren hängen. "Bei mir wird nichts gestutzt, weil auch ich nicht gestutzt werden will."
Und weggeworfen wird erst recht nichts. Aus dem alten Förderband aus der Scheune hat Henriette Dornberger ein Hochbeet gemacht. Darauf wachsen Kräuter, Mangold und anderes Gemüse. Ein idyllischer Weg führt hinunter zum See, an den Lieblingsplatz der Gartenbesitzerin. Hier beobachtet sie die Wasservögel in der Abendsonne. Denn man solle es nicht versäumen, auch selbst seinen Garten zu genießen. "Dass man sich ausruht und erholt, das will der Garten."
Ganz wichtig sind Henriette Dornberger aber auch die Menschen, die zu ihr kommen. Sie möchte ihnen Denkanstöße geben und das Bewusstsein für Gartenkultur wecken. Sie sagt: "Denn der Garten spürt, wenn man ihn liebt."
Information: Eine Führung durch den Schlossgarten Wetzhausen gibt es am Sonntag, 17. September, von 10 bis 11.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung ist erforderlich unter Tel.: (09724) 9072474 oder per E-Mail an henriettedornberger@yahoo.de