
Lebhaft diskutiert wurde bei den sozialdemokratischen "Senioren 60+" Schweinfurt/Kitzingen bei einem Treffen in der SPD-Geschäftsstelle. Die Begrüßung an der Neutorstraße übernahm Vorstandsmitglied Gertrud Rüth. Bildungsreferentin und Stadträtin Kathi Petersen hatte zur Debatte zum jähen Aus des Krankenhauses St. Josef eingeladen.
Die ehemalige Abgeordnete des Landtags war dort Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege. Den Vortrag begann sie mit der Akutgeriatrie, die es bislang im "Josefs" gab. Diese habe eine multidisziplinäre Versorgung im Alter sichergestellt, lobte Petersen. Ärzte, Pfleger, Neuropsychologen, Therapeuten oder Sozialarbeiter hätten die älteren Patienten "zurück in den Alltag" begleitet. Dieses Angebot solle nun von der Geomed-Klinik in Gerolzhofen und dem Leopoldina weitergeführt werden, hieß es auf Nachfrage von Irmgard Pawlak.
"Die Krankenhausreform wird kommen", stellte Petersen grundsätzlich fest, mit Schwerpunkt-Kliniken und Abbau des Überangebots an Betten. Bei der nötigen Reform stehe nicht nur die Ampel-Regierung oder Gesundheitsminister Lauterbach in der Verantwortung: "In Bayern gibt es überhaupt keine Krankenhausplanung." Mittlerweile würden immerhin Daten erhoben.

Das unpopuläre Thema koste schnell Wählerstimmen, vermutete Petersen als Grund. Allgemein sei die Gesundheitspolitik von Lobbyismus und Interessenskonflikten geprägt. Oft erhielten die Kommunen den Schwarzen Peter. In manchen Fällen werde vom Freistaat gefördert. So habe die Geburtsstation in Bad Neustadt eine Million Euro Zuschuss bekommen, trotz Gewinnen der privaten Rhön-Klinikum-AG.
Warum aber nun das Josefskrankenhaus zum Jahresende schließen muss, falls sich nicht doch ein Investor findet: Petersen erschließt sich das nicht. Dass sich der Landkreis zu spät mit dem Thema beschäftigt habe, diesen CSU-Vorwurf wies sie zurück. Die Sondersitzung des zuständigen Stadtrats habe es auf Druck der Opposition gegeben.
Die Zusammenarbeit von Josefs-Krankenhaus und Leopoldina sei immer gut gewesen. Das Roeder-Gutachten 2023 habe einen Weg vorgezeigt, als "Schweinfurter Modell": mit einem Klinikum an zwei Standorten, einem Träger und mehreren Gesellschaftern. "Eine Superidee, aber er hat nicht mit der Kongregation gerechnet", sagte die Sozialdemokratin zur Expertise von Professor Dr. Norbert Roeder.
Kritische Worte in Richtung Kirche
Die Erlöserschwestern sahen als Trägerinnen des St. Josef-Krankenhauses Unvereinbarkeit mit "christlichen Werten". Genannt wurden unter anderem (theoretisch mögliche) Schwangerschaftsabbrüche im Leo: "Ich bin mir nicht ganz sicher, inwieweit die Gründe vorgeschoben sind", so Petersen. Eine Übernahme des Josefskrankenhauses wiederum sei nicht finanzierbar. Petersen vermisst die langfristigen Zahlen. 2023 sei von einem Defizit von vier Millionen Euro die Rede gewesen: "Was war in den Jahren davor?"
Unter den 14 Besuchern gab es kritische Worte in Richtung Kirche, aber auch "Professor Lauterbach". Durch den Abbau stationärer Versorgung könne es Probleme bei der ambulanten Nachsorge geben, befürchtete ein Senior unter Verweis auf einen konkreten Fall: "Wer passt zu Hause auf?" Viele am Tisch wünschten sich, auch im Alter zeitnah Arzttermine zu bekommen.
Offiziell gilt Schweinfurt bei den Ärzten als überversorgt. Hanne Kranz verwies auf das Geomed als Ausweichmöglichkeit. "Angst zu haben, nicht behandelt zu werden, braucht man nicht", sagte Petersen. Die Notfallaufnahme gilt als gesichert, in Schweinfurt bereiten, wie anderswo, eher selbsternannte Notfälle Probleme.
Bei der SPD macht man sich über die Abwicklung des Personals Gedanken, ein Sozialplan und der Wechsel im eingespielten Team wären ideal. Im "Geflecht des Gesundheitswesens" müssten alte Zöpfe abgeschnitten sowie neue, flexible Konzepte entwickelt werden, forderte Kathi Petersen. Dafür benötige es aber Geld und vor allem: "Der Freistaat braucht einen Plan."