Die Schließung der Corona-Impfstellen in Gerolzhofen und Werneck ist offenbar holpriger verlaufen, als es sich die Verantwortlichen im Landratsamt Schweinfurt vorgestellt hatten. Menschen, deren für August vereinbarte Impftermine kurz vorher abgesagt wurden, haben gegenüber dieser Redaktion ihrem Ärger darüber Luft gemacht.
Das Landratsamt, das nicht von Terminsabsagen, sondern von "Umterminierungen" spricht, sieht Einzelfälle, in denen die Kommunikation nicht so verlaufen sei, wie gewünscht. Die Behörde verweist auf die bereitstehenden "unkomplizierten, schnellen und niederschwelligen" Impfangebote. Sie bittet Bürgerinnen und Bürgern um Verständnis und Flexibilität, wie es von der dortigen Pressestelle heißt.
Hauptverantwortlich für den Unmut scheint der Umstand zu sein, dass manche der 450 für August terminierten Zweitimpfungen in der Gerolzhöfer Stadthalle sehr kurzfristig abgesagt wurden. Das Landratsamt nennt auch Zahlen für Werneck: Dort seien zum Stichtag 7. Juli im Juli an vier Tagen 504 Zweitimpfungen und im August an vier Tagen 503 Zweitimpfungen vorgesehen gewesen. Bis zur letzten Impfung in der Woche vom 12. bis 16. Juli wurde tatsächlich nur ein Viertel der möglichen Kapazität von 400 Impfungen pro Tag genutzt, heißt es vom Landratsamt.
Stadtlauringen komplett nach Schweinfurt umterminiert
In Stadtlauringen, wo zuletzt an manchen Tagen nur zehn Prozent der Geimpften aus Stadtlauringen oder Üchtelhausen kamen, waren am 7. Juli noch 79 Zweitimpfungen für 4. August terminiert. Diese seien komplett nach Schweinfurt umterminiert worden.
Zwar hatte das Landratsamt die Schließung der Impfstellen in Gerolzhofen und Werneck bereits am 7. Juli bekannt gegeben; dass die Impfstelle in Stadtlauringen Ende Juli schließt, war bereits kurz vorher vermeldet worden. Doch diese Info kam nicht bei jedem an. Die Hotline des Schweinfurter Impfzentrums hatte versucht, jeden, der einen Impftermin hatte, telefonisch zu erreichen, was laut Landratsamt bis auf wenige Fälle auch gelungen sei.
Mann klagt: Warteschlange statt vereinbartem Impftermin
Ein Mann aus Donnersdorf berichtet in einer E-Mail an diese Redaktion davon, dass ihm Ende Juni seine beiden Impftermine in Gerolzhofen zugeteilt wurden. "Ganze fünf Tage vor der Zweitimpfung erhalte ich einen Anruf, wonach der geplante Termin abgesagt wird, weil das Impfzentrum geschlossen ist", schreibt er. Er hätte ja die Möglichkeit, auf das Impfzentrum in Schweinfurt auszuweichen, erfuhr er. Dort könne er sich jetzt "völlig unbürokratisch und zwanglos in die Warteschlange der Impfwilligen einreihen", stellt der Mann mit etwas zynischem Unterton fest.
Zehn Tage vor ihrem Termin erfuhr eine Gerolzhöferin, dass ihre Zweitimpfung am 16. August in der Stadthalle in Gerolzhofen nicht durchgeführt wird. In ihren Augen ist die Informationspolitik "ein Desaster", zumal auf der Webseite des Landratsamtes bis Anfang dieser Woche die Impfstellen im Landkreis Schweinfurt noch ohne Hinweis auf deren Schließung gelistet waren. Sie ist unzufrieden damit, ihrem Zweitimpftermin "nachlaufen" zu müssen, wie sie es ausdrückt.
Dennoch ging sie am Sonntagvormittag, 8. August, zum Impfbus-Termin am Gerolzhöfer Marktplatz. Doch dort sah sie sich zusammen mit den anderen Impfwilligen in der Warteschlange ohne Sichtschutz wie auf "dem Präsentierteller" stehen. Ihre Privatsphäre sei dadurch – anders als beim Impfen im Impfzentrum – verletzt, zumal die Webcam der Stadt auf dem Alten Rathaus die Szene auch noch ins Internet übertragen hat. Ihre Verärgerung hat sie in E-Mails an das Landratsamt und an die Stadt Gerolzhofen geäußert.
Auslastung der Impfstellen nicht mehr wirtschaftlich
Melina Bosbach von der Pressestelle des Landratsamtes ist bekannt, dass die Schließung der Impfstellen im Landkreis Schweinfurt keine populäre Entscheidung war. Doch verteidigt sie diesen Schritt angesichts der Auslastung der Impfstellen, die seit mehreren Wochen "sehr stark zurückgegangen" sei, in vielen Fällen seien Impfwillige einfach nicht zu ihren Terminen erschienen. Die Schließung sei aus Gründen der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit deshalb unumgänglich gewesen. Immer mehr Menschen hätten sich in Arztpraxen oder von Betriebsärzten impfen lassen oder andere Sofort-Impfangebote wahrgenommen. In Gerolzhofen wurden seit Öffnung der Impfstelle Mitte März 6040 Impfungen verabreicht, in Werneck seit April 5780 Impfungen.
Der Landkreis legt Wert darauf, auf das Impfzentrum von Stadt und Landkreis am Volksfestplatz in Schweinfurt hinzuweisen, wo es – nach aktuellem Kenntnisstand – keine lange Wartezeiten für Impfwillige gebe. Das Impfzentrum habe täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet, was ein "sehr bürgernahes und umfassendes Angebot" darstelle. Zudem setze man auf den Impfbus, der mindestens bis Mitte September durch Stadt und Landkreis tourt, um allen Menschen ein niederschwelliges und möglichst wohnortnahes Impfangebot zu unterbreiten.
Geht die Impfmüdigkeit wirklich zurück?
Obwohl vor einem Halt des Impfbusses nie vorhergesagt werden könne, wie stark der Termin frequentiert werden wird, sei es bislang nie zu längeren Wartezeiten gekommen. Beim Termin am 8. August in Gerolzhofen, an dem 72 Impfungen verabreicht wurden, brauchten Wartende – anders als beim deutlich schwächer besuchten ersten Termin am 29. Juli – allerdings rund zwei Stunden, bis sie geimpft waren. Das Landratsamt deutet dies als "erhöhte Nachfrage", die erfreulicherweise zeige: "Die allgemeine Impfmüdigkeit geht möglicherweise zurück."
Diese Aussage trifft für die Kritiker, die sich bei der Redaktion gemeldet haben, allerdings nicht zu – im Gegenteil, dort ist eher von Impffrust die Rede. Wie Bosbach versichert, würden die Abläufe rund um den Impfbus im Anschluss an die Termine stets überprüft, um diese beim nächsten Mal vor Ort zu verbessern.
Beschwerden, dass die städtische Webcam am Alten Rathaus die Privatsphäre von Impfwilligen stört, sind bei Zweitem Bürgermeister Erich Servatius bis Dienstagvormittag nicht angekommen. Doch auf Wunsch sei es kein Problem, die Kamera, die nicht live, sondern in bestimmten Abständen aktuelle Standbilder ins Internet sendet, für den Zeitraum des Impfbus-Termins auszuschalten, erklärt er.
Landrat verweist auf "unkomplizierte" Impfmöglichkeiten
Landrat Florian Töpper bezeichnet die Sofortimpfmöglichkeiten in Stadt und Landkreis Schweinfurt ungeachtet der jüngst aufgekommenen Kritik als ein gelungenes Beispiel, "wie Bürgerinnen und Bürger unkompliziert und direkt vor Ort ein Impfangebot erhalten können". Stadt und Landkreis hätten sich als "einer der ersten Akteure" für den Impfbus und "die vielen Impfmöglichkeiten vor Ort" entschieden und diese schnell umgesetzt. Die Organisation, bittet Töpper um Verständnis, sei jedoch aufwendig und erfordere umfassende Planungen.