
Ende Januar werden im Club „Pure“ vor den Toren Schweinfurts die Lichter endgültig ausgehen. Das kündigt Inhaber Stefan Krieger in den sozialen Medien an. Anstelle des Gebäudes, in dem Generationen von Jugendlichen zum Tanzen und Feiern pilgerten, soll ein 140-Zimmer-Hotel gebaut werden (wir berichteten).
Zum 31. Januar läuft der Mitvertrag des „Pure“-Pächters und -Betreibers aus, der fünf Jahre lang den Club geführt hatte. „Der Mietvertrag wäre zwar weiterführbar, aber nicht planbar“, sagt Stefan Krieger. Denn die neuen Eigentümer, das Gelände wechselte in den letzten Jahren zweimal den Besitzer, forcieren den Plan eines Hotelbaus. Wie lange es bis zur Umsetzung dauert ist ungewiss.
„Beide Investoren sagten mir, dass sie nichts mehr in das Gebäude investieren werden“, erklärt Krieger. „Eine langfristige Verlängerung des Mietvertrags kommt nicht in Frage." Für ihn sei daher ein wirtschaftliches und langfristiges Planen und Arbeiten nicht möglich. Denn er müsse seine Veranstaltungen mindestens ein Vierteljahr vorher organisieren. Bei einer beiderseitigen Kündigungsfrist von sechs Wochen fehle ihm aber der Vorlauf.

Ideen, wie es weitergehe, habe er genug, so Krieger. Aktuell führe er Gespräche mit der Stadt Schweinfurt, „was wo möglich wäre“. „Derzeit scheitert es noch am geeigneten Objekt.“ Das Personal des „Pure“, etliche 520-Euro-Kräfte, würde in andere Projekte übernommen, sagt der Club-Pächter, der noch eine Veranstaltungsfirma SK Events führt.
Vor 45 Jahren öffnete hier die erste Disco
Mit der Adresse an der Schweinfurter Straße 1 in Sennfeld, direkt an der Schweinfurter Maxbrücke, verbinden viele Feierfreudige einen Teil ihrer Jugend. Vor etwa 45 Jahren war das Lokal – ehemals „Gasthaus zur Ludwigsbrücke“ – als „Schwarze Acht“ eröffnet worden. Dann wurde im „Eastside“ mächtig abgetanzt, bis der Club, kurz „East“ genannt, 1997 geschlossen wurde. Als „s' Wohnzimmer“ ging es unter den neuen Eigentümern Jürgen und Klaus Seyfert weiter. 2004 lebte dann unter neuen Pächtern der alte Kultname „Eastside“ wieder auf.
Als „W 3“ wurde die legendäre Diskothek ab 2009 geführt und vor allem für viele Schweinfurter Schüler ein beliebter Treffpunkt. Dann war wieder Schluss, weil es den Plan gab, Eigentumswohnungen auf dem Gelände zu errichten. Allerdings zerschlug sich dieser und 2016 wurde der Club als „ s' East“ wiedereröffnet. Ab 2017 wurde die Diskothek als „Pure“ von Stefan Krieger geführt.
Neuer Besitzer des Geländes wurde die Zauritz-Gruppe (Bamberg), die als Projektentwickler das Vorhaben eines Budget-Hotels mit 140 Zimmern im November 2019 öffentlich machte. „In Schweinfurt und Umgebung wird ein Hotel benötigt und wenn es in Sennfeld stehen soll, dann freuen wir uns nach wie vor darüber“, sagt Bürgermeister Oliver Schulze auf Anfrage der Redaktion.
Fünf Stockwerke und eine Tiefgarage sind möglich
Das Gebäude liegt auf Sennfelder Gemarkung. Es liege in der Nähe zur Stadt, zum Hafen und zur Autobahn. Es sei weit genug vom Ortskern weg, also städtebaulich verträglich angesichts der Höhe. Im Bebauungsplan, gültig für 2000 Quadratmeter Fläche, ist eine maximale Gebäudehöhe von 18 Metern festgesetzt, zulässig sind fünf Stockwerke plus eine Tiefgarage.
Nachdem der Bebauungsplan erwirkt war, verkaufte die Zauritz-Gruppe Mitte vergangenen Jahres das Projekt, erklärt Geschäftsführer Arndt Zauritz gegenüber der Redaktion. Neuer Eigentümer ist nach Recherchen der Redaktion die Wiener Immobiliengesellschaft Mamma-Group. Mit deren Planungsbüro hatte die Gemeindeverwaltung von Sennfeld bereits Kontakt wegen diverser baurechtlicher Abstimmungen, sagt Bürgermeister Schulze, zuletzt im Dezember.
Wie schnell der Hotelbau realisiert und das bisherige Diskothekengebäude abgerissen wird, ist nicht absehbar. Angesichts der derzeitigen Preisentwicklung im Baugewerbe sowie der Zinsentwicklung gibt es wohl etliche Fragezeichen.
Na klar, den Sennfelder Ortskern berührt ein Hotel nicht ...