Schaeffler will seine Radlager-Produktion in Schweinfurt weitgehend nach Osteuropa verlagern, allenfalls Speziallager könnten am Standort gehalten werden. Laut Arbeitsdirektor Kurt Mirlach verursachen Radlager aus Schweinfurt seit Jahren rote Zahlen, sie seien nicht mehr wettbewerbsfähig herstellbar. Am Dienstag wurden Betriebsrat und Mitarbeiter darüber informiert.
Von den 876 Arbeitsplätzen in der Automotive-Produktion sollen nur noch 300 übrig bleiben. Etwa 570 Stellen sollen demnach „sozialverträglich“ mit Abfindungen und Altersteilzeit abgebaut werden. Am Dienstagmittag haben nach der Sitzung des Wirtschaftsausschusses 2000 Schaeffler-Mitarbeiter auf dem Betriebsgelände ihrem Unmut über die Entscheidung mit einem Trillerpfeifkonzert Luft gemacht.
Der Betriebsrat will den Schaeffler-Plan nicht mitmachen. Er beauftragt ein externes Beratungsinstitut mit der Prüfung der Unternehmensplanung sowie eines Alternativkonzeptes, mit dem die Automotive-Produktioneinschließlich der Radlager am Standort gehalten werden kann. Für den Fall der Unwirtschaftlichkeit auf lange Sicht müsse eine „zukunftsfähige Ersatzproduktion“ in Schweinfurt aufgebaut werden.
Laut Schaeffler-Sprecher Marcus Brans ist beim Radlager für Automobile der Preisdruck sehr groß, weshalb diese Produktion innerhalb von zwei bis drei Jahren in andere Länder verlagert werden soll. Um die Sparte Automotive (Teile für den Automobilbau) für Schweinfurt zu erhalten, arbeite man an neuen Produkten.
Brans ist zuversichtlich, dass der Stellenabbau sozialverträglich gelingen werde. Mit den Arbeitnehmervertretern wolle man eine einvernehmliche Lösung herbeiführen. Dazu könnte eine Regelung für Altersteilzeit gehören. An betriebsbedingte Kündigungen bei der Stammbelegschaft sei nicht gedacht. Über die Zahl der eingesetzten Leiharbeiter wollte der Sprecher keine Angaben machen.
„Die Verlagerung nach Osteuropa wird nicht akzeptiert“, heißt es klipp und klar in einem Informationsblatt des Betriebsrats an die Beschäftigten. Das Unternehmen habe „Verantwortung für die Belegschaft, die mit aufopfernder Flexibilität bei extrem schwankender Auslastung bisher Radlager in Schweinfurt produziert“.
Betriebsratsvorsitzender Norbert Lenhard hält die reine Ausrichtung des Standorts auf die Sparte Industrie wegen ihrer Einseitigkeit für „gefährlich“. Um Auftragsschwankungen in beiden Sparten ausgleichen zu können, müssten auch die Automotive in Schweinfurt bleiben – „mit zukunftsfähigen Produkten“.
Würde die komplette Radlagerproduktion abgezogen, wären laut Betriebsratsrechnung mit indirekt betroffenen Abteilungen mehr als 1000 der insgesamt 6000 Arbeitsplätze in Schweinfurt in Gefahr. Nur die Radlager (570 Stellen) abzustoßen, Spezial- und Musterlager, Konstruktion und Vertrieb aber mit rund 300 Stellen zu belassen, hält Lenhard allerdings auch nicht für ein überlebensfähiges Konzept.
Schweinfurts IG-Metall-Chef Peter Kippes: „Wir werden die Jobstreicherei nicht einfach akzeptieren.“ Betriebsbedingte Kündigungen oder größerer Arbeitsplatzabbau würden nicht kampflos hingenommen werden. Und: „Der Protest wird nicht auf den Standort Schweinfurt beschränkt bleiben.“ Das bekräftigte am Nachmittag Bayerns IG-Metall-Boss Jürgen Wechsler: „Wir werden nicht zulassen, dass man sich schleichend von den Automotiven verabschiedet.“ Und: Die Eigentümerfamilie müsse endlich die Entschuldung von rund zehn Milliarden Euro angreifen, die durch die Conti-Übernahme verursacht worden war. Dies könne in einem Verkauf der Anteile bestehen oder darin, einen neuen Investor mit reinzunehmen. „Zu Lasten der operativen Gesellschaften darf das nicht gehen“, so Wechsler.
Leitartikel: Schaeffler zum Erfolg verdammt
Dass die Automotive-Sparte in ein Niedriglohnland verlagert werden soll, erstauntangesichts des jüngsten Quartalsberichts vom 21. Mai. In der Schaeffler-Mitteilung wird der Vorstandsvorsitzende Jürgen M. Geißinger mit den Worten zitiert: „Vor allem die positive Entwicklung der Sparte Automotive trug dazu bei, dass wir unsere Profitabilität weiterhin auf einem hohen Niveau halten konnten.“
- Unternehmenscodex von Schaeffler
- Geschichte von Schaeffler
- Interview mit Jürgen Geißinger (Oktober 2001)
Schaeffler führt unter anderem die Marken LuK, INA und FAG, hat weltweit nach eigenen Angaben 76.000 Mitarbeiter an 180 Standorten und sieht sich als weltweit führender Hersteller von Wälzlagern. Der Sitz des Automobilzulieferers ist im mittelfränkischen Herzogenaurach.
Die Schlagzeilen um Schaeffler reihen sich in ähnliche Berichte über Stellenstreichungen bei großen Unternehmen in Mainfranken ein. Seit Wochen bangen zum Beispiel in Kitzingen Beschäftigte von Fehrer um ihre Jobs. Auch der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer in Würzburg sorgt seit geraumer Zeit immer wieder für ähnliche Schlagzeilen.
Große Demonstrationen löste 2010 Siemens mit seinen Plänen aus, in Bad Neustadt gut 800 Stellen streichen zu wollen. Doch weil die Konjunktur wieder besser wurde, ließ man diese Pläne bis Ende 2012 wieder fallen.
weit weit gefehlt !
Marschiert IG- Metall - Franken nach Berlin,
schmeißt die FDP im September 2013
aus Landtag Bayern bzw Reichstag ?
Weshalb fragt Mainpost nicht Betriebsratvorsitzenden Norbert Lenhard nach der Zahl der Leiharbeits Wandersklaven `!
Soll Mainpost_Lesern im Wahlk(r)ampf 2013/14 nicht reiner Wein bzw Bier aus Osteuropa eingeschenkt werden ?
Müßen Wir uns erst Südeutsche oder Merkur kaufen ?
7,10 Euro/Aktie * 61,19 Mio Aktien = 7,1 * 61,19 Mio = 434,45 Mio Euro.
INA bereitete den FAG-Aktionären ein sehr lukratives Übernahmeangebot.
Mit dem Angebot von 11 Euro pro Aktie waren dies deutlich mehr als der damalige Börsenkurs. INA bot also 61,19 Mio Aktien * 11 Euro/Aktie = 673,09 Mio Euro.
[Artikel in FAZ (2001)]
Die FAG Übernahme durch Schäffler funktionierte durch eine
Finanzierungszusage (Umfang 670 Millionen Euro) der Deutschen Bank.
INA ließ sich die Übernahme also auf Kredit finanzieren.
Die Aktionäre waren zufrieden,
INA war zufrieden auch weil sie einen Konkurent weniger hatten
und fortan eine jährliche Rendite im zweistelligen Bereich erzielten.
Die Deutsche Bank machte auch ein gutes Geschäft.
Einer jedoch muß zahlen...
[Schaeffler - welches Exempel statuieren wir?]
Übrigens: eine Fortsetzung gab's mit der Conti-Übernahme.
Und was haben wir jetzt davon? Die hauen einfach ab!
Jetzt könnten sie mal was zurückgeben und ihre Mitarbeiter unterstützen.
Ich selbst arbeite in einer Firma, in der der "Wasserkopf" von oben, so stark gewachsen ist, dass vor lauter Besprechungen und Analysen die produktive Arbeit in den Hintergrund gerückt ist, und deswegen ständig Entlassungswellen rollen. Da kann man keine schwarze Zahlen schreiben.
Bis dahin behaupte ich, dass das nicht wahr ist!!
Schaeffler hat nichts bekommen!
Die Kurzarbeit war doch nicht durch die Conti-Übernahme verursacht! ALLE haben Kurzarbeit gemacht, Schaeffler, SKF, Bosch, ZF, Leoni .... das lag an der Wirtschaftskrise ...
Einfach nur traurig, diese Stammtischparolen ...
Wer soll dann noch Geld haben, das er in den Schweinfurter Handelsgeschäften ausgeben könnte!?
Es reichte nicht, dass die Stadt schon mit am meisten Handelsfläche/Einwohner in DE hatte - nein, die Stadt wollte unbedingt trotzdem noch eine schicke Stadt-Galerie zum Protzen, die Handelsfläche stieg nochmals um zig Tausende Quadratmeter.
Aber: Die Kaufkraft sinkt, bald ziehen Tausende Amis ab, und zusätzlich werden noch Hunderte Leute in Schweinfurt entlassen.
Damit wird die Innenstadt bald ganz leerstehen (bis auf Wettbüros/Handyshops/Spielotheken), weil einfach zu wenige potentielle/solvente Käufer in der Region vorhanden sind.
Schweinfurt wollte protzen, und Schweinfurt hat sich übernommen!
Man könnte täglich auf's neue Kot... bei diesen Raffzähnen.
Auf der anderen Seite: Diejenigen, die daran etwas ändern könnten (Partei mit dem großen "C" an der Macht) - und es nicht tun! - werden doch von der Mehrheit immer wieder gewählt.
Warum sich also aufregen?
Wann wacht die Mehrheit endlich auf?
MfG
Und was soll ihrer Meinung nach die Politik konkret unternehmen? Die Politik schafft Rahmenbedingungen - aber sie ist nicht der Firmeninhaber... Und was das ganze nun wieder mit der CSU zu tun hat ist die nächste Frage... die Rahmenbedingungen hier in Bayern sind gut - der Staat kann die Betriebe wohl kaum enteignen; bzw. ihnen umgekehrt alle Steuerlasten streichen! In anderen Bundesländern schaut es düsterer aus - und diese werden nicht von Parteien mit dem großen C regiert oder sind jahrzehntelang von ihnen geprägt worden...
Wenn einer Firma eine Redite von knapp 14% nicht mehr genügt (wie sie selbst richtig bemerkt haben) so ist das moralisch fragwürdig. Da ist auch die Politik an einem Punkt angelangt wo Handeln kaum mehr möglich ist und eher ungläubiges Staunen einsetzt...