"Solidarität", ein oft genanntes Schlagwort im Zusammenhang mit einem für die Arbeitnehmer der Schaeffler AG nicht nur in Schweinfurt wichtigen Mann. Norbert Lenhard geht Ende des Monats in Ruhestand, jetzt wurde er bei einer betriebsinternen Feier in der Kugelmühle mit vielen lobenden, persönlichen Worten und lange anhaltendem Applaus verabschiedet.
Lenhard, der auch viele Jahre SPD-Stadtrat in Schweinfurt war und bei der Kommunalwahl im März nicht mehr antrat, hat in der Tat bei Schaeffler eine beeindruckende Karriere hinter sich. Vor 44 Jahren begann er beim Unternehmen, machte eine Lehre als Maschinenschlosser und engagierte sich damals schon in der Jugendvertretung der IG Metall. 33 Jahre war er Betriebsratsmitglied, 18 Jahre davon der Vorsitzende in Schweinfurt und wiederum die vergangenen zehn Jahre auch der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates der Schaeffler AG mit Sitz in Herzogenaurach.
Der Automobil- und Maschinenbauzulieferer hat weltweit an 170 Standorten 87 700 Mitarbeiter, erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 14,4 Milliarden Euro. In Schweinfurt arbeiten rund 5400 Mitarbeiter.
Lenhard hat wie viele ehemalige Kugelfischer-Mitarbeiter, die seit Jahrzehnten dabei sind, einiges erlebt im Unternehmen. Die Kufi-Krise Anfang der 1990er Jahre, die feindliche Übernahme durch Schaeffler Anfang der 2000er, die Schaeffler-Krise nach der Übernahme der Continental AG 2008 und in den vergangenen Jahren die beginnende Transformation hin zur Elektromobilität und eine sich rasch veränderte Arbeitswelt.
Respekt für menschliches Miteinander
Er hat sich aber auch Respekt erworben durch die Art, wie er seine Arbeit als Betriebsratsvorsitzender verstand und wie er sich für Mitbestimmung und Arbeitnehmerrechte auch gegenüber den Vorständen und der Eigentümer-Familie Schaeffler einsetzte. Dass das nicht immer einfach war, wurde bei der Verabschiedung ebenso klar wie die Verdienste Lenhards und seiner Kollegen dafür, dass heute ein anderes Klima bei Schaeffler herrscht und es 2018 möglich war, mit der so genannten Zukunftsvereinbarung zwischen Betrieb und Gewerkschaft langfristig Arbeitsplätze zu sichern.
"Nicht zuschauen, sondern mit Leidenschaft und Augenmaß gestalten und Verantwortung übernehmen", so beschrieb der neue Gesamtbetriebsratsvorsitzende Salvatore Vicari seinen Vorgänger. Arbeitsdirektorin Corinna Schittenhelm war ebenfalls voll des Lobes: Lenhard habe immer Veränderung auch als Chance begriffen, ihn habe "gelebte Solidarität mit Weitsicht" ausgezeichnet, für sie sei er bezogen auf seine Gewerkschaftsarbeit auch "ein Edel-Metaller", wie sie schmunzelnd erklärte. Schittenhelm konstatierte "bemerkenswertes Verhandlungsgeschick", um Ausgleich der Interessen des Unternehmens und der Arbeitnehmer bemüht.
Lenhards langjährige Wegbegleiter Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, und Jürgen Wechsler, Beauftragter der IG Metall bei Schaeffler, zeigten großen Respekt für seine Lebensleistung. "Solidarität ist für ihn ein innerer Antrieb", so Giesler, "der Blick aufs Ganze für die, die nicht immer auf der Sonnenseite stehen. Wechsler bezeichnete Lenhard als "Allrounder", der das Gewerkschaftsmotto "das Stärkste, was die Schwachen haben, ist unsere Solidarität" wahrlich gelebt habe. Sie dankten wie alle Redner auch ausdrücklich Lenhards Frau Heike und Tochter Lea.
Norbert Lenhard nahm die Würdigung "mit großer Demut" auf. Er sei sicher, die Nachfolge im Schweinfurter Betriebsrat mit Jürgen Schenk und im Gesamtbetriebsrat sei gut geregelt. Die Herausforderungen für Schaeffler seien aber groß, nicht nur wegen der grundsätzlichen Transformation und Digitalisierung, sondern auch wegen der Bewältigung der Corona-Pandemie und der wohl aufziehenden weltweiten Rezession.
Danke Leni!