Das Sammelsurium in Schweinfurt ist ein uriges Geschäft. Zwischen all den Kisten, gefüllt mit Videospielen für unterschiedliche Spielekonsolen, gibt es fast kein Durchkommen. Die 60-jährige Inhaberin Karin Lindner und ihr Mann Winfried, 67 Jahre alt, stehen gerade auf dem Gehweg vor ihrem kleinen Laden an der Schweinfurter Neutorstraße 2, als ein älterer Mann mit seinem Rollator vorbeikommt: "Haben Sie Märklin-H0 Lokomotiven?" Winfried Lindner verneint. Das Modell V200 aber, könnte noch in irgendeinem Regal zu finden sein. Deshalb ist der Mann aber nicht hier. Er verabschiedet sich und geht seiner Wege.
Eigentlich verkauft Karin Lindner im Sammelsurium hauptsächlich Spielekonsolen verschiedener Hersteller, Videospiele und Zubehör. Sucht man etwas Bestimmtes, lohnt es sich unter Umständen dennoch nachzuhaken. "Wir haben kein festes Sortiment. Bei uns muss man fragen." Denn immer wieder verirren sich auch Modelleisenbahnen, Spielfiguren und andere popkulturelle Gegenstände in die mit unzähligen Kartons bestückten Regale ihres Ladens.
Das Geschäft hat sich über die Jahre stark verändert
Als Karin Lindner vor 25 Jahren ihr Geschäft eröffnete, verkaufte sie Figuren aus Überraschungseiern. Doch die wollten die Leute zunehmend nur tauschen. Der Umsatz war mager, immer mehr Plastikfiguren häuften sich an. Weil ihre Kinder damals Videospiele auf der Spielekonsole Sega Megadrive spielten, kam sie auf die Idee, ihren Laden danach auszurichten. Damals gab es noch keinen privaten Handel im Internet. Das Geschäft mit dem An- und Verkauf von Games lief gut. Bis zu 200.000 Mark Jahresumsatz häuften sich damals in manchen Jahren an, erinnert sich die Inhaberin.
Doch als der Internethandel immer populärer wurde und Games inzwischen bevorzugt in digitaler Form erworben werden, wurden die Umsätze immer weniger. Hinzu kam, dass vor vier Jahren das Haus, in dem das Sammelsurium eingemietet ist, renoviert wurde. Ein Gerüst mit Staubnetz stand einige Monate vor dem Gebäude und lud nicht gerade dazu ein, den Laden zu betreten, sagt Karin Lindner. Und dann kam auch noch Corona: "Corona hat uns auch viel Geld gekostet."
Im Sammelsurium ist der Kontakt zwischen Kunde und Händler nahbar
Der Betrieb des kleinen Ladens rechnet sich eigentlich nicht mehr, ist eher eine "Nullnummer", meint Karin Lindner. Um die Verluste des Ladenbetriebs abzufedern, fährt das Ehepaar, das sich seit mehr als 40 Jahren kennt, regelmäßig auf Flohmärkte in der Umgebung. Dort verkaufen die beiden einen Teil ihres Sortiments und kaufen, wenn möglich, günstig Spiele und Zubehör ein. Dass Karin Lindner ihren Laden nicht einfach schließt, liegt vor allem an der Leidenschaft für das Familiengeschäft. Ehemann Winfried packt oft mit an, beide haben große Freude daran, mit Kunden ins Gespräch zu kommen. Das wollen sie nicht missen.
Der Besuch im Sammelsurium macht es deutlich. Ein junger Mann kommt ins Geschäft: "Haben sie ein Headset für die XBox One?" Heute hat er kein Glück, Karin Lindner muss verneinen. Als er den Laden wieder verlässt, ruft sie ihm noch nach: "Aber einen Controller hätte ich." Und Ehemann Winfried eilt ihm hinterher und verspricht, dass er noch einmal nachsehen werde. Er solle morgen noch einmal kommen.
Große Hoffnung macht er sich dabei aber nicht: "Die Leute wollen heute alles sofort haben. Wenn wir die Ware nicht da haben, gehen sie nach Hause und bestellen sie im Internet." Auf diesen Zug – im Internet zu handeln – hätten die Lindners auch aufspringen können, sagen sie. Insbesondere während Corona hätten sie damit gutes Geld verdienen können. Das sei aber nie ihr Ding gewesen, erklärt Winfried Lindner. Den Kundenkontakt führe man lieber persönlich.
Der Spaß an der Arbeit bleibt – und damit auch der Geschäftsbetrieb
Karin Lindner selbst hat nie viele Videospiele gespielt. Wenn sie aber erzählt, wie sie Lara Croft auf der Playstation immer durch den Übungsparcours gejagt habe, merkt man ihr eine gewisse Faszination doch an. Schließlich ist der Umgang mit Spielen ihr täglich Brot. In einem Regal im Laden steht ein Bildschirm, darunter liegen allerlei Spielekonsolen. Wenn Lindner neue Spiele bekommt, testet sie diese hier im Laden. Immerhin müssen sie funktionieren, wenn sie verkauft werden sollen.
Wie viele Games sie in ihrem Leben schon gespielt hat, weiß Karin Lindner nicht. Am liebsten habe sie immer solche Spiele gespielt, "die man schnell wieder rausnehmen kann". Tetris und Super Mario kann man auch nebenbei spielen. Umfangreichere Spiele wie Zelda seien ein zu großer Zeitfresser, meint die 60-Jährige.
In den 25 Jahren, in denen Karin Lindner das Sammelsurium an der Neutorstraße betreibt, hat sie vieles erlebt. Begeistert spricht sie von Kunden, die schon im Kindesalter mit ihren Eltern bei ihr einkauften und jetzt mit ihren eigenen Kindern in den Laden kommen. Auch wenn der Zulauf an Kundschaft nicht mehr so stark ist wie früher, möchte sie das Geschäft noch eine Weile weiter betreiben – vielleicht sogar über ihr Renteneintrittsalter hinaus.
Ich kenne diesen Laden schon sehr lange und werde dort auch immer fündig wenn ich mal vor Ort bin
Mit der Übersichtlichkeit im Laden hapert es natürlich geschuldet des begrenzen Raumangebots
Und schade finde ich auch daß man in den wie ein Kartenhaus aufgestellten Kisten im hinteren Bereich des Ladens nicht rumstöbern darf
Eine Onlinepräsenz mit einem gepflegten Shopangebot hätte ich mir auch gern gewünscht
Ich denke um noch längerfristig mit so einem An& Verkauf erfolgreich zu sein, sollte man auch ein Stückweit mit der Zeit gehen
Ich fände es sehr schade wenn mit dem Sammelsurium ein weiterer Laden in der nahen Region (25-30 km Umkreis) schließt, wie damals das Sammlerstübchen von Sabine in Hammelburg
MfG