Jede Begegnung mit ihm hat Spuren hinterlassen. Ein gutes Gefühl. Roland Breitenbach war ein freundlicher Mensch. In seiner Gegenwart hat man sich einfach wohlgefühlt, hat Empathie verspürt. Ganz selbstverständlich war das schnelle Du. So wie die ehrlich gemeinte Frage: "Wie geht’s es dir?" Roland Breitenbach nahm sie sich einfach. Die Zeit für den Anderen.
Eigentlich hatte er ja Journalist werden wollen, hat er einmal erzählt. Bei der "Bild"-Zeitung hatte er einen Wettbewerb gewonnen, einen Artikel schreiben dürfen und sich dann über die reißerische Überschrift geärgert. Das war’s dann mit dem Traumberuf. Mit dem Schreiben hat es Roland Breitenbach jedoch nie lassen können. Über 60 Bücher hat er verfasst. Das wohl bekannteste, "Der Kleine Bischof", ist ein kirchlicher Zukunftsroman, der für viele in der katholischen Kirche, die die eingefahrenen Wege wie Breitenbach verlassen wollten, zum Kult wurde. Und dem Journalismus blieb Roland Breitenach doch auch immer treu. Seine Kolumnen im "Markt" haben ein treues Publikum.
Roland Breitbach wurde 1935 in Chemnitz geboren. Aufgewachsen ist er in Aschaffenburg. Dort war er in der katholischen Jugend engagiert, wurde Oberministrant.
Als sein Berufswunsch geplatzt war, so erzählte er es in einem Interview, habe er in Würzburg Station gemacht, bei Josef Stangl, dem damaligen Regens des Priesterseminars und späteren Bischof, dem er zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb. Der gewann ihn für das Theologiestudium und für das Priesterseminar, in dem sich Breitenbach jedoch nie wohlfühlen sollte. Zu rigide waren die Vorschriften, die ihm selbst den Besuch beim schwer erkrankten Vater verboten. Sie konnten ihn freilich nicht daran hindern, es trotzdem zu tun.
Die Kirche selbst hatte damit in Roland Breitenbach den Widerstandsgeist geweckt, der ihn zu einem ihrer profiliertesten Kritikern werden ließ. 1963 zum Priester geweiht, übernahm der Katholik nach Stationen in Retzbach und Bad Kissingen 1974 die Pfarrei St. Michael in Schweinfurt, die er bis 2010 führte und der er seine freiheitlich geprägte Haltung aufprägte.
So ersetzte Breitenbach den Pfarrgemeinderat durch die "Michaelswerkstatt", die keinen Vorsitzenden hat, sondern einen Sprecher. Wer wollte, konnte seine Ideen hier einbringen. Über 2000 Paare hat Roland Breitenbach getraut. Ihnen bot er alljährlich einen Ehe-TÜV, die Möglichkeit, die Beziehung selbstkritisch zu hinterfragen. Große Beachtung fanden die Büttenpredigten des Pfarrers an Fasching, bis zu 1500 Teilnehmer kamen zu seinen Jugendgottesdiensten, bis zu 6000 aus einem weiten Umkreis zu seinen Motorradgottesdiensten, die inzwischen zigfach nachgeahmt werden.
Das von Breitenbach gegründete Restaurant "Löwenzahn" schuf Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Mit der Initiative "1,5 Prozent" hat er gemeinsam mit anderen Priestern durch Gehaltsverzicht Arbeitslose unterstützt. Nur wenige in Schweinfurt dürften sich daran erinnern: Für die CSU saß der Pfarrer Anfang der 1970er Jahre sogar für eine Periode im Schweinfurter Stadtrat. 2010 trat er aus der Partei aus - ihrer Sozialpolitik wegen.
Roland Breitenach hat aus seiner kritischen Haltung zur Amtskirche nie ein Geheimnis gemacht. Eng war seine Freundschaft zu Jacques Gaillot, dem verstoßenen französischen Bischof, für dessen Rehabilitation er eintrat. Vergebens. Dem Zölibat stand Breitenbach kritisch gegenüber. Zu den Missbrauchsvorfällen in der Kirche hat er sich klar geäußert.
Die katholische Kirche hatte seine Haltung natürlich zur Kenntnis genommen. Mit ihrem Schweigen wollte sie ihr die Spitze nehmen. So war es dann auch kein Wunder, dass es 2010 zur Verabschiedung des bekanntesten Priesters der Diözese in den Ruhestand kein Wort des Bischofs gab.
Dafür war die Anteilnahme in der Bevölkerung groß. Als Beitenbach im Oktober 2014 einen schweren Fahrradunfall erlitt, haben viele Menschen um sein Leben gebangt. Mehrfach wurde der Pfarrer operiert. Langsam kam er danach, zwar deutlich gezeichnet, wieder zu Kräften.
In der Nacht zum Mittwoch ist Roland Breitenbach im Alter von 84 Jahren gestorben.
das mir " Roland Breitenbach " einst verbindend beim Abschied nach dem MoGo
reichte, ist immer noch fest verknotet an meinen Helmriemen. Fast 60 Jahre auf den Bock mit mittelschweren Maschinen und einen tollen Oldtimer, den er sehr bewun-derte, und allezeit eine Unfallfreie Motorradfahrt (bis jetzt), lassen mich gerne an ihn zurück denken. Er nahm sich die Zeit, obwohl ein paar Hundert "Kradmelder" auch auf sein Weihwasser warteten. Unvergessen..... "Roland Breitenbach" als Motorrad-Pfarrer !!! Danke... !!!
Wenn es Pfr. Roland Breitenbach nicht gegeben hätte, man hätte ihn erfinden müssen! Seine Bücher und Ideen sprechen mir aus der Seele, er hat Menschen erreicht - als Kirche - die in der "normalen Durchschnittspfarrei" nicht mehr da waren.
Aber: St. Michael war keine normale Pfarrei, es war eine Personalpfarrei, auf die Person R.B. zugeschnitten! Die Gläubigen kamen und kommen aus dem ganzen Schweinfurter Umfeld und darüber hinaus - wohingegen der Durchschnittskatholik aus dem Musikerviertel oft in St. Kilian zu finden ist!
1500 Teilnehmer am Motorrad-Gottesdienst - das hört sich super an.
Wären jetzt aber am selben Tag in 10 Gemeinden solche Gottesdienste gewesen - wären entweder in Schweinfurt deutlich weniger gewesen - oder die anderen Orte wären nicht angenommen worden, es wären sicher nicht 10 x 1500 Personen da gewesen.
Aber er war auch sein eigenes System - nur er wusste, wie die Kirche gut in die Zukunft kommen kann, nur er wusste, was gut war!
Es war mit Sicherheit sehr Vieles gut, was in St. Michael gelaufen ist - und heute noch läuft!
Aber entsprechende gute Möglichkeiten in anderen Formen des Glaubens zu sehen, war ihm - leider - fast unmöglich!
Er möge in Frieden ruhen - und seine Ideen hoffentlich noch lange weiter wirken - und ausstrahlen in die Kirche!
Es gab allerdings bereits gestern eine Meldung im Pressedienst des Ordinariates:
https://pow.bistum-wuerzburg.de/aktuelle-meldungen/detailansicht/ansicht/pfarrer-i-r-roland-breitenbach-im-alter-von-84-jahren-gestorben/
https://trauer.mainpost.de/trauer/tra001/allen-bin-ich-alles-geworden-1-kor-9;art120861,10472733
war übrigens am selben Tag wie die Traueranzeige von St. Michael, wie die Traueranzeige der Stadt Schweinfurt und wie die Traueranzeige der Malteser!
wieder einer weniger, der Antworten geben ko(e)nnte...
Hab ja gelesen, Glauben geht auch ohne Kirche. Mag stimmen. Aber ohne Gemeinschaft wird es ganz schwer. Und Pfarrer Breitenbach war (seinen Beiträgen zufolge) immer einer, der Gemeinschaft gesucht hat, statt jemanden ausschließen zu wollen.
Eins ist sicher: Kirche ohne Gemeinschaft geht gar nicht. Jesus Christus wollte ganz offenbar keinen exklusiven Geheimbund, sondern gerade für die da sein, für die sonst niemand da war. Und je weiter Kirche sich von denen entfernt, umso mehr wird sie sich marginalisieren.
Ich wünsche Pfarrer Breitenbach, dass er findet woran er geglaubt hat. Und uns, dass wir (ohne ihn) nicht verlassen sind. Sag ich als "Ketzer".
Breitenbachs Geradlinigkeit und Standhaftigkeit werden fehlen.
Schreibt traurig ein Evangole...
und seine Antwort könnte lauten: "Jetzt schon ausruhen?! Da ist noch soviel zu tun!"