Oben auf der Freilichtbühne ärgert sich ein singender Hofnarr Lutzelot über die machtgierige Lady Isabelle. Von unten aus dem Orchesterraum erklingt die Musik dazu: die Tin Whistle, die hohe irische Flöte, begleitet von Gitarre, Kontrabass und Percussion. Live-Musik bereichert das "Robin Hood"-Schauspiel in Sömmersdorf – mit traditionellen englisch-irischen Folk-Klängen, mit eigens komponierten Liedern und mit einem Barden-Duo, das auf der Bühne für Stimmung sorgt.
Ein Bildschirm hängt für die Musiker in dem schwarzen Orchesterraum. Dorthin wird von der Bühne das Schauspiel übertragen, das die vier Instrumentalisten begleiten. Eine Herausforderung, wie die ersten Proben mit der Musikgruppe zeigen: Die richtigen Einsätze sind abzustimmen, hier muss die Musik verlängert werden, weil die Szene andauert, dort muss gekürzt oder improvisiert werden.
Die drei Musiker und eine Musikerin sind Profis. Das Ensemble wurde eigens für das Theaterstück zusammengestellt. Nikolaus Jira, studierter Jazzpianist, spielt für die "Robin Hood"-Musik Gitarre und Harmonium und leitet das Ensemble. Er hat auch die Zwischenstücke, die Übergänge zwischen den Szenen, komponiert und arrangiert. "Das unterstreicht die Atmosphäre", erklärt er: von leicht und fröhlich bis zu düster und schwermütig.
Bei vielen Instrumentalstücken steht die Flöte im Mittelpunkt, die Ella Zlotos spielt. Sie hat lange in Irland gelebt und ist Lehrerin für die typisch irische Tin Whistle mit ihren hohen Tönen, die in jeder Folkmusik zu finden sind. Das Sömmersdorfer Bühnenstück untermalt sie aber auch mit tiefen Tönen auf der Low Whistle. "Als Solistin habe ich bei Konzerten schon oft gespielt. Aber ein Theaterstück habe ich noch nicht begleitet", meint sie.
Den tiefen Kontrabass zur Musik steuert Thomas Eilingsfeld, ein studierter Jazz-Gitarrist, bei. Die Schlaginstrumente bedient Percussionist Christian Stapf. Für ihn bauten Ehrenamtliche des Vereins Fränkische Passionsspiele eigens aus alten Fensterscheiben eine Kabine in den Orchesterraum. "Damit er für die Mitspieler nicht so laut ist", wie Mitvorsitzender Dieter Mergenthal erklärt. Und damit die Steuerung der Mikrophone besser gelingt.
Live-Musik beim Theater ist Regisseurin Silvia Kirchhof – selbst auch Sängerin – ein besonderes Anliegen. "Die Stimmung des Stücks wird dadurch besser transportiert und authentischer", ist sie überzeugt. Der Zuschauer soll so noch tiefer in das Geschehen hineingezogen werden.
Schauspieler singen Sololieder
Als besondere Herausforderung hat Kirchhof extra Sololieder für einige Schauspieler komponieren lassen. "Damit der Charakter der Personen noch stärker herausgestellt wird." Geschrieben und getextet hat die Lieder ihr Mann Achim Hofmann, Komponist und Pianist, mit dem Silvia Kirchhof auch als Chansons-Duo "Café Sehnsucht" auftritt.
Manche Darsteller beim "Robin Hood"-Stück entpuppen sich bei den Proben als begnadete Sänger. So beeindruckt Johanna Kassner als intrigante, machtbewusste Lady Isabelle, Gattin von Prinz John, mit ihrer sicheren Stimme und der ausdrucksstarken Interpretation ihres Lieds. Auch Patrick Spyra singt und wirbelt wie ein leibhaftiger Hofnarr Lutzelot über die Bühne.
Irische Folkmusik untermalt das Schauspiel
Echte irische Folkmusik erklingt auch innerhalb der Handlung. Denn als irisches Bardenpaar Alan und Kyleen a Dale kommen Conrad Schmöe und Bianca Brückner als Begleiter von Bruder Tuck auf die Freilichtbühne. Mit ihren Balladen und fröhlichen irischen Volksliedern unterhalten sie nicht nur die Geächteten im Sherwood Forest, sondern auch das Publikum im Zuschauerraum.
"Alle menschlichen Gefühlsregungen kann man mit dieser Musik ausdrücken", sagt Schmöe. Er hat vor über 30 Jahren seine Liebe zu Irland, seiner Kultur und Musik entdeckt, war lange auf der Insel unterwegs. Nebenberuflich lebt der Coburger jetzt diese Leidenschaft im Duo "Pubsodie" auch aus.
In der Sömmersdorferin Bianca Brückner hat er eine erfahrene Gesangspartnerin an der Seite. Unter anderem mit dem Schweinfurter Ensemble "4forfun" steht sie seit 20 Jahren auf der Bühne und weiß ihre Stimme gezielt einzusetzen.
Für alle Beteiligten bedeutet die Live-Musik einen hohen Aufwand. Aber Theater heute ist eben mehr als nur das Wort, es ist auch Musik und Bewegung.
Karten für Robin Hood
Quelle: sia