Als das personifizierte Böse, als Satan mit diabolischem Blick und schlangenartigen Bewegungen, beeindruckte Marius Mergenthal bei den Sömmersdorfer Passionsspielen. Das war 2018, beim letzten Theaterspiel auf der Freilichtbühne vor der Corona-Pandemie. Beim diesjährigen Sommertheater mit der Aufführung des Abenteuerstücks "Robin Hood – eine Legende" vom 23. Juli bis 6. August hat der 27-Jährige nun die Hauptrolle inne. Er spielt den Volkshelden, den König der Diebe, der mit seinen Gesellen durch Sherwood Forest zieht und für Recht und Gerechtigkeit kämpft. Das ist nicht nur eine Herausforderung, sondern bedeutet auch eine große Verantwortung.
Wer in Sömmersdorf geboren ist, kommt fast selbstverständlich zum Theaterspiel, vor allem zur Passion. "Ich war schon als Vierjähriger 1998 dabei, im jubelnden jüdischen Volk", erzählt Marius Mergenthal. Seine Mutter Susanne verkörperte damals zum dritten Mal Maria, die Mutter des Jesus. Der Vater Dieter stand als Mitglied des Hohen Rates auf der Bühne. Wie vor ihm schon dessen Vater Hugo, ein Gründungsmitglied des Sömmersdorfer Passionsspiels 1933.
Mit neun Jahren durfte Marius Mergenthal das Holzschwert bei den "spielenden Kindern" schwingen, mit 13 blies er die Fanfare beim Auftritt des Pilatus. 2013 folgte er als Jünger Bartholomäus Jesus nach, bevor er 2018 in der Figur des Satans Eindruck machte.
Theaterspiel ist für Marius Mergenthal ein Hobby geworden
Über das Passionsspiel war er früh zum vereinseigenen Kinder- und Jugendtheater gekommen, mit Auftritten in der damaligen Münsterhalle an Fasching oder zu Weihnachten. "Theaterspiel ist ein Hobby geworden", meint der neue Robin von Loxley lachend. Eines, das er auch beim Don-Camillo-Freilichttheater 2016 erprobte, als halbstarkes Mitglied einer Jugendgang und als Rock 'n' Roll-Tänzer, der aber auch schon mal die Fäuste sprechen ließ.
"Der Kampf damals war ganz anders als jetzt", unterstreicht Marius Mergenthal. Denn wenn er als Robin Hood mit dem Metallschwert oder dem Stock auf der Bühne in den Zweikampf geht, dann steckt eine gut einstudierte Choreographie dahinter. In Kauf nehmen musste er dennoch, dass anfangs ab und an mal ein Finger blau wurde.
Im Gegensatz zur Passion beinhaltet das "Robin Hood"-Stück sehr viel mehr Action: Mit Pferden auf der Bühne oder mit Schwert- und Stockkämpfen. "Die Passionsgeschichte ist an sich ruhiger und das Schauspiel daher auch anders", sagt der junge Schauspieler. Bei Robin Hood sei das Tempo viel höher, die Wechsel der Auftritte erfolgten viel schneller.
Für "Robin Hood" musste Marius Mergenthal das Reiten lernen
Flink sein in dieser Rolle, rennen und springen können – das ist für den sportlichen 27-Jährigen kein Problem. Schließlich spielt er schon seit seinem fünften Lebensjahr leidenschaftlich Fußball beim SV Sömmersdorf. Das Reiten musste er für seine erste Hauptrolle allerdings erst lernen. Im Sommer 2020 saß er zum ersten Mal überhaupt bei Reittrainer Helmut Seufert auf einem Pferd. "Das war komplett neu für mich, aber mittlerweile klappt es ganz gut. Und es macht sogar Spaß."
Den hat der eher ruhige junge Mann auch bei seinen privaten Unternehmungen, wenn er mit seinen Freunden unterwegs ist oder bei den örtlichen Vereinen mithilft: bei der Heimatkapelle als Trompeter und Kassier oder beim Bauwagenverein der Dorfjugend.
Erstmals musste Marius Mergenthal auch viel Text für eine Rolle lernen. Als Satan hatte er vor vier Jahren gar nichts zu sagen, agierte allein durch seine Bewegungen. "Ich habe in der Schule eigentlich nie gut Auswendiglernen können, Gedichte zum Beispiel", überlegt der 27-Jährige. "Ich war mehr der Mathe-Typ." Diesmal aber hatte er kein Problem mit dem Textbuch, das er am Feierabend nach seiner Arbeit als Wirtschaftsinformatiker im Homeoffice lernte.
Viel Text musste gelernt werden
Auf der Bühne ist Robin Hood fast in jeder Szene präsent. Entsprechend viel Text fällt ihm zu, gleichzeitig muss er sein Schauspiel, das Fechten, Kämpfen und Reiten beherrschen. Das fordert Körper und Geist.
Bei aller Herausforderung wirkt Marius Mergenthal dennoch ruhig, ausgeglichen und entspannt. "Ich will aber, dass es richtig gut wird", unterstreicht er seinen Anspruch. Weshalb er sich ernsthaft und konzentriert vorbereitet.
Mit der Hauptrolle geht einher, dass er nun im Mittelpunkt steht, dass er auf Flyern und Plakaten abgebildet ist, dass er angesprochen wird. "Ich fühle mich ein stückweit verantwortlich, dass es klappt", meint er. "Aber in so einem großen Stück ist jeder wichtig. Wir machen das zusammen".