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Schweinfurt
Riesiger Streik von Verdi am Montag: Sind 10,5 Prozent Lohnforderung nicht völlig überzogen, Frau Eder?
Mit einem großen Warnstreik wollen die Gewerkschaften auch in Unterfranken am 27. März große Teile des öffentlichen Verkehrs lahmlegen. Wie Verdi das begründet.
Verdi-Gewerkschafterin Marietta Eder bei einem Demonstrationszug am 14. März durch Schweinfurt, als das Leopoldina-Krankenhaus bestreikt wurde.
Foto: Heiko Becker | Verdi-Gewerkschafterin Marietta Eder bei einem Demonstrationszug am 14. März durch Schweinfurt, als das Leopoldina-Krankenhaus bestreikt wurde.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:51 Uhr

Erst Kliniken, dann Nahverkehr, Kitas und Müllabfuhr. Und für kommenden Montag, 27. März, erhöhen die Gewerkschaften Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nochmal den Druck in den laufenden Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen: Ein ganztägiger Warnstreik zielt in ganz Deutschland auf den Bahn-, Luft- Fern- und Nahverkehr und sogar auf die Wasserstraßen.

Durch die Streiks werde es "zu starken Verzögerungen bis hin zum Erliegen der Verkehrsdienste in allen genannten Bereichen" kommen, kündigt Verdi an. Betroffen sind Flughäfen, die Deutsche Bahn hat bereits die Einstellung des Fernverkehrs angekündigt. Auch im Regionalverkehr werde "größtenteils kein Zug fahren".

In Würzburg werden Busse und Straßenbahnen der WSB bestreikt, in Schweinfurt die Busse der Stadtwerke, die EVG ist dort in die Proteste eingebunden. Auch im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main soll zu Arbeitsniederlegungen kommen. Im Interview verteidigt Marietta Eder, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Schweinfurt, Streiks und Lohnforderungen.

Frage: Frau Eder, Ihre Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr Lohn und mindestens 500 Euro mehr. Schießen Sie nicht übers Ziel hinaus?

Marietta Eder: Nein. Wir hatten 2022 eine Rekordinflation zwischen acht und neun Prozent, und die Werte waren im Januar und Februar nochmal höher. Die Forderung der Kolleginnen und Kollegen ist da ganz klar: Wir verzichten nicht auf Reallohn, sondern wollen gerechte Löhne.

Andere Branchen sind weit von einem Inflationsausgleich entfernt und können von zehn Prozent nur träumen...

Eder: Ja, die gibt es. Bei Verdi kämpfen wir deshalb in vielen Bereichen um gerechte Löhne, aktuell zum Beispiel auch in der Papierbranche.

Erwarten Sie wirklich Verständnis in der Bevölkerung für diese Forderungen und die Streiks?

Eder: Natürlich ist ein Streik nur dann sinnvoll, wenn er auch spürbar ist. Gleichzeitig wissen wir, dass er Auswirkungen auf das Leben vieler hat – ob Schülerinnen und Schüler oder Menschen, die zum Arzt wollen. Da bitten wir um Verständnis. Es geht darum, den Öffentlichen Dienst zukunftsfähig zu machen. Und wenn es keine Busfahrer und Busfahrerinnen mehr gäbe, niemand mehr in der Verwaltung, im Krankenhaus – dann würde der ganze Laden zusammenbrechen. Deshalb lieber einen Tag durchstehen und eine gute Zukunft schaffen als ein langes Elend.

Den Öffentlichen Dienst finanzieren die, die Steuern zahlen. Tragen Sie den Arbeitskampf nicht auf dem Rücken der Allgemeinheit aus?

Eder: Wir von Verdi haben gute Ideen für die Steuerpolitik. Wenn man sich einzelne Bilanzen für 2022 ansieht, muss man sagen: Es gab auch Krisengewinner. Sie sollten ordentlich Steuern bezahlen, um die Löhne zu finanzieren.

Wenn Sie ein monatliches Plus von mindestens 500 Euro fordern, wäre das in unteren Lohngruppen sogar ein Zuwachs von 25 Prozent. Ist das noch vermittelbar?

Eder: Es ist vermittelbar, weil wir wissen, dass untere und mittlere Einkommensgruppen am meisten unter der Inflation gelitten haben. Menschen mit hohen Einkommen haben in dieser Phase überlegt, auf einen Urlaub zu verzichten oder weniger zu sparen. Aber in den unteren Bereichen ist der Monat oft noch lang, aber das Geld schon weg. Wir fordern hier diesen Mindestbetrag, weil er schlicht gerecht ist.

Aber nicht alle im Öffentlichen Dienst verdienen schlecht. Warum dann so hohe Forderungen von mehr zehn Prozent auch für die oberen Lohngruppen?

Eder: Wir wollen im Öffentlichen Dienst ja immer konkurrenzfähig zu anderen Branchen sein. Man könnte sich einzelne Berufsgruppen herausgreifen – trifft aber auf alle zu: Nehmen Sie beispielsweise die Ingenieure und Ingenieurinnen in der Bauverwaltung oder in den Wasserschifffahrtsämtern. Da muss der Öffentliche Dienst attraktiv sein, bevor sie "nur" in die Privatwirtschaft gehen.

Haben Sie gar keine Angst, mit Ihrer Politik ordentlich an der Lohn-Preis-Spirale zu drehen – mit dem Ergebnis, dass alles noch teurer wird?

Eder: Das wird von einigen Ökonomen erzählt. Ihnen entgegne ich: Wir haben eine Preis-Gewinn-Spirale, die müssen wir bekämpfen.

An die 1000 Streikende gingen nach Angaben der Polizei bereits am vergangenen Mittwoch in Würzburg auf die Straße. 
Foto: Benjamin Brückner | An die 1000 Streikende gingen nach Angaben der Polizei bereits am vergangenen Mittwoch in Würzburg auf die Straße. 
Die Arbeitgeber haben fünf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 27 Monaten und 2500 Euro steuerfreien Inflationsausgleich angeboten. Trotzdem legen Sie am Montag teilweise das öffentliche Leben lahm. Ist das noch verhältnismäßig?

Eder: Ja, wir setzen damit ein ganz klares Zeichen. Es geht gesellschaftlich um zwei Bereiche: zum einen um die generelle Attraktivität des Öffentlichen Dienstes. Zum anderen sagen wir: Wer die Klimakrise bewältigen und die Verkehrswende schaffen will, der schafft es nur mit diesen Beschäftigten.

Warum aber der Streik just am Tag einer neuen Verhandlungsrunde und nicht hinterher, falls nötig?

Eder: Das ist etwas kompliziert, weil wir unterschiedliche Zeitschienen bei den Verhandlungen haben. Das eine ist die Öffentliche-Dienst-Familie von Bund und Kommunen, bei den Busfahrern haben wir einen bayerischen Tarifvertrag, der am nächsten Donnerstag verhandelt wird. Ähnlich ist es bei weiteren Bereichen der Flughäfen. Deshalb haben wir uns für diesen Tag entschieden.

Was sagen Sie Kritikern, die Ihnen Nötigung oder gar Erpressung vorwerfen?

Eder: Ganz einfach: Gewerkschaften kämpfen für gerechte Löhne. Wo es schlechte Angebote gibt, versuchen wir durch Streiks auf Augenhöhe zu kommen. Da ist unser Grundrecht laut Artikel 9 Grundgesetz und hat nichts mit Nötigung zu tun.

 
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    Solche Gewerkschaften wie die hi er braucht niemand. Kompromissunfähig und rechthaberisch. Ob die Dame die hier aufspricht immer noch so hart bliebe wenn am Montag in ihrem Familienkreis jemand schwer krank würde...
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  • M. R.
    Es wäre mal an der Zeit dass die Bürger in einen Steuerstreik treten!

    Bei den Besserverdienenden findest er ja schon durch zunehmende Bereitschaft dieses überregulierte, überbeamtete Land zu verlassen statt!
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  • M. K.
    Das können Sie ja auch tun, wenn Sie ein Land finden wo für Die alles besser ist?!
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  • H. S.
    Haben die Herrschaften dieser Gewerkschaften schon mal was von der "Lohn-Preis-Spirale" gehört? Ist denen eigentlich klar, dass das die Inflation nur weiter anfeuert?
    Sowas lernt man schon in der Schule!
    Und das Ganze mit der Brechstange durchzusetzen, indem man ein komplettes Land, wie Deutschland, in einer konzertierten Aktion mit anderen Gewerkschaften, in Geiselhaft nimmt, grenzt an den Straftatbestand der Erpressung... Das einzige Ziel: Maximalen Schaden anrichten!
    Damit unterscheiden sich diese Gewerkschaften in meinen Augen nicht mehr von den Klimaklebern...
    Wobei ich allerdings von den Gewerkschaften etwas mehr Sachkompetenz erwartet hätte...
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  • T. M.
    Sowas kann einer nur schreiben der keine finanzielle und materielle Probleme hat!
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  • R. R.
    Dumm Dümmer am dümmsten der Artikel. Vielleicht hilft Geschichtsbuch ihnen von den Zeiten in denen es keine Gewerkschaften gab und Menschen wie Sklavenarbeiter bezahlt wurden und in Löcher wohnten und hungerten unter den Arbeitsbedingungen. Urlaub. Urlaubsgeld. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Arbeitssicherheit. Krankenversicherung usw. Dies alles hätten wir nicht freiwillig von den Ausbeutenden Arbeitgeber bekommen ohne Gewerkschaft. Für sie gibt es bestimmt Länder wo sie sich in einer Arbeitswelt ohne Reglung verwirklichen können. Saudis. Nord Korea oder so.
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  • D. E.
    Die Reallöhne sind in den letzten 3 Jahren um über 4 Prozent gesunken. Wieviel Prozent sollen ihrer Meinung nach die Reallöhne dieses Jahr sinken?
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  • O. S.
    ursächlich für die lohn-Preisspirale ist die Gewinngier der Unternehmen
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  • U. S.
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    Klare und einfache Antwort auf die Schlagzeile bzw. Frage: N E I N !!!
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  • K. F.
    was aber machen am Montag die jenigen, die auf Buss oder Bahn angewiesen sind, alte Menschen oder Schüler, die in die Schule müssen? Vorhin auf B1 zu hören: die Schüler können zu Hause bleiben, wenn sie nachweisen können, dass sie nicht zur Schule kommen können, benötigt aber eine schriftliche Entschuldigung von den Eltern. Irrsin pur.
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  • M. F.
    Was machen die Leute, die auf Bus und Bahn angewiesen sind, wenn keiner mehr Busfahrer oder Lokführer werden will, weil die Bezahlung so mies ist. Schon mal drüber nachgedacht?
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  • U. S.
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  • K. F.
    was sind eigentlich 10% mehr? Bei 3000 Euro brutto gerade mal 300 Euro, anfangs vielleicht viel Geld, merkt man das aber am Ende des Monats im Geldbeutel? Dafür wird dann wieder anderes teurer. nur eine Spirale des ewigen Kreislaufs.
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  • H. E.
    300 Euro im Monat sind 3600€ im Jahr! Das ist mehr als ein 13. Gehalt! Darauf noch Weihnachtsgeld und UG!
    Das ist mehr als ein Schluck aus der Pulle und fragt sich jemand woher das Geld kommt?
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  • D. E.
    Nach Abzug von 7,9% Inflation im letzten Jahr bleibt noch ein Schlückchen von 756 Euro.
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  • U. S.
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  • R. R.
    Genau das was sie denken sollen und die Reaktion was sie haben sollen. Wenn wir mehr Geld wollen wird alles wieder teurer. Fakt ist,es wird alles teuerer deswegen will ich mehr Geld.
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