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Kreis Schweinfurt
Reisewarnung für Spanien: Das sagen Schweinfurter Reisebüros
Die Reisebranche leidet weiter unter der Corona-Krise. Wie Reisebüros in und um Schweinfurt trotzdem überleben und was die Reisewarnung für Spanien nun für sie bedeutet.
Urlaub in Spanien wird aufgrund der neuen Reisewarnung für viele Menschen immer unwahrscheinlicher.
Foto: Joan Mateu, dpa | Urlaub in Spanien wird aufgrund der neuen Reisewarnung für viele Menschen immer unwahrscheinlicher.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:53 Uhr

Auch wenn Badeseen und Schwimmbäder hierzulande gut besucht sind, verläuft der Sommer 2020 für die wenigsten Menschen nach Plan. Lange organisierte Urlaubsreisen sind aufgrund der Corona-Pandemie einfach ausgefallen. Leidtragende sind nicht nur die Urlauber selbst, sondern auch und vor allem die zahlreichen Reisebüros, die immense finanzielle Einbußen hinnehmen müssen. Denn die vielen Inlandsreisen ersetzen bei weitem nicht den gewöhnlichen internationalen Tourismus. Das bestätigen auch Reisebüros aus dem Kreis Schweinfurt. Nun kommt eine weitere Hiobsbotschaft hinzu.

"Das ist in einer schlechten Lage natürlich eine noch schlechtere Nachricht", sagt Carina Spirk, Inhaberin des Schweinfurter Reisebüros "Reisekult", über die Reisewarnung für Spanien. Die ohnehin wenigen Auslandsbuchungen würden nun noch geringer ausfallen. Für die Branche sei es laut Spirk ein Rückschlag, nachdem politische Beachtung und staatliche finanzielle Unterstützungen in den letzten Monaten für ein leichtes Aufatmen gesorgt hätten. Und dennoch kritisiert sie die Reisewarnung nicht grundsätzlich. "Hier schlagen zwei Herzen in meiner Brust", sagt Spirk. Zum einen müsse man die wirtschaftliche Existenz sichern, zum anderen wolle man die Pandemie unbedingt eindämmen. Beides zu kombinieren, das sei eine schwere Aufgabe. Die steigenden Infektionszahlen stehen nun den Hoffnungen entgegen, wonach die Gesellschaft die Krise gemeinsam und achtsam meistern könnte.

Reisewarnungen verlieren an Bedeutung

Hinsichtlich der neuen Reisewarnung hat die 37-Jährige Bedenken. "Früher hat eine solche Warnung dafür gesorgt, dass Kunden ihre Reisen sofort absagen", so die Inhaberin. Heute habe dies nicht mehr den gleichen Effekt. "Viele Leute sagen: was mir hier passieren kann, kann mir woanders genauso passieren. Sie verreisen dann trotzdem." Zwar käme das den Reisebüros wirtschaftlich zugute. Allerdings entspreche das nicht dem Anspruch, Kunden eindeutig und gewissenhaft zu beraten, erklärt Spirk. Durch das viele Hin und Her der letzten Monate fehle es an Klarheit, auch was politische Empfehlungen für Auslandsreisen angehe.

Carina Spirk, Inhaberin des 'Reisekult'.
Foto: Fay | Carina Spirk, Inhaberin des "Reisekult".

So oder so hat Spirks Reisebüro mit immensen Einbußen zu kämpfen. "Im Vergleich zum Vorjahr kommen wir 2020 auf fünf bis zehn Prozent der Neubuchungen. Daran ändere auch der Inlandstourismus nichts. "Die Menschen machen jetzt zwar alle in Deutschland Urlaub, aber das ersetzt in keinem Fall den Auslandstourismus", erklärt Spirk. Eine 14-tägige Kreuzfahrtschiffreise sei nun mal finanziell nicht mit einer Woche Wellness in Deutschland zu vergleichen. Der Inlandstourismus reiche für die Reisebüros gerade einmal aus, um die Fixkosten zu decken.

Wareka: Druck vieler Arbeitgeber verhindert Reisen

Ähnlich sieht es Andreas Wareka vom Reisebüro Völk in Bergrheinfeld. Er spricht von 80 bis 90 Prozent Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahr. "Wenn 2019 eine Familie 2500 bis 4000 Euro für eine Auslandsreise ausgegeben hat, sind es in diesem Jahr 1000 Euro für ein Hotel in Deutschland", so Wareka. Man könne sich also vorstellen, wie wenig an den Reisebüros hängen bleibt. Dieses Reiseverhalten begründet er zum einen in der Angst vor Ansteckung im Ausland. Zum anderen sieht er die Ursache auch in der eigenen Region.

"Die strengen Auflagen der Fabriken, auch hier in Schweinfurt, verbieten es den Menschen ja regelrecht zu verreisen", erklärt Wareka. Demnach bekämen Arbeitnehmer kein Gehalt mehr bezahlt, sollten sie sich in Risikogebieten anstecken und anschließend zuhause bleiben müssen. Maßnahmen wie diese machten es den Reisebüros noch schwerer, Reisen zu verkaufen. Und so ist es für die Betriebe in dieser Zeit ein regelrechter Überlebenskampf. "Ohne Kurzarbeit geht es natürlich nicht", betont Wareka und bedauert, dass man eine Auszubildende aufgrund der misslichen Lage nicht übernehmen kann.

Doch auch wenn in diesem Seuchenjahr noch kein Ausweg in Sicht ist, hat Wareka die Hoffnung nicht aufgegeben. "Wir hoffen, dass es im Januar eine neue Buchungswelle gibt, vielleicht ist Corona im nächsten Sommer ja nicht mehr ein so großes Thema." Denn das Reisen werde auch in Zukunft ein Wunsch der Menschen bleiben. Carina Spirk vom "Reisekult" ist sich zudem sicher: "Urlaub ist auch in diesen Zeiten möglich, nur sollte vielleicht die Liege in der Sonne ausreichen." Auf den Besuch eines gut besuchten Marktes könne man auch mal verzichten.

Auch bei Demonstrationen in Schweinfurt machten Reisebüros auf die kritische Lage der Branche aufmerksam.
Foto: Stefan Sauer | Auch bei Demonstrationen in Schweinfurt machten Reisebüros auf die kritische Lage der Branche aufmerksam.
 
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Kommentare
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  • J. B.
    Die Auflagen der Arbeitgeber sind doch völlig richtig.
    Wenn jemand absichtlich in ein Risikogebiet reist muss er im Falle einer Quarantäne Urlaub nehmen und/oder mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen.
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