Die Bundesregierung hat sich selbst zum Ziel gesetzt, dass schnelles Internet flächendeckend bis 2030 im ganzen Land verfügbar sein soll. Ein ehrgeiziges Vorhaben, dessen Frist schon mehr als einmal verlängert worden ist. Weswegen viele Gemeinden schon seit längerem das Heft und ihr Geld selbst in die Hand nehmen, um den Ausbau der Breitbandnetze voranzubringen. Doch dann stoßen sie auf unerwartete Widersprüche im System, wie das Beispiel Schonungen aufzeigt.
In den meisten Ortsteilen der Gemeinde hat die Telekom für Internetleitungen gesorgt. Das Netz soll nun weiter ausgebaut werden, wie Bürgermeister Stefan Rottmann (SPD) auf Anfrage der Redaktion erläutert. Man habe sich im Rahmen der vom Bund aufgestellten Gigabit-Richtlinie 2.0 beworben. Darin ist festgelegt, dass es Förderungen für den Ausbau von Glasfaserverbindungen gibt, wo bislang keine Internetleitungen vorhanden sind oder die Leistung im Download unter 500 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) liegt. Die Mittel sind für ländliche Regionen gedacht, weil dort kommerzielle Anbieter – in Gegensatz zu Ballungsräumen – nicht eigenwirtschaftlich und rentabel in die Dateninfrastruktur investieren können .
Gemeinde erhält 3,1 Millionen Euro für den Netzausbau
Die Richtlinie ist also wie gemacht für eine Kommune wie Schonungen. Dem Rathaus liegt auch schon eine Förderzusage über 3,1 Millionen Euro vor.
Ein wenig anders liegt der Fall bei den Schonunger Gemeindeteilen Reichmannshausen, Löffelsterz und Rednershof. Dort hat eine Firma aus dem Landkreis Schweinfurt das Netz aufgebaut mit 250 Mbit/s. Mit Richtfunk-Technik. Auch sie will die Kapazitäten erhöhen und hat ein Angebot eingereicht, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigt hat. Welche Technik dabei genutzt wird und wie leistungsstark das Netz dann sein wird, teilte die Firma der Redaktion nicht mit. Ihr Geschäftsführer wollte auch andere Details nicht nennen. Nach Informationen der Redaktion soll weiterhin Richtfunk eingesetzt werden.
Im Gemeinderat ist ohnehin Skepsis zu vernehmen und es sind Stimmen laut geworden, die bezweifeln, dass der heutige Betreiber die jetzigen Datenströme von 250 Mbit/s auch tatsächlich bereitstellt.
Wo ein Betreiber ist, gibt es keine Zuschüsse für einen zweiten
Letztlich heißt das nach Lage der Dinge Folgendes: Reichmannshausen, Löffelsterz und Rednershof werden wohl keinen Glasfaseranschluss bekommen. Die Einwohnerschaft muss sich wohl weiter auf die Richtfunk-Technik und deren Ausbau verlassen. Denn weil es in diesen Orten schon einen Netzbetreiber gibt, könnte etwa die Telekom, wenn sie denn wollte, dort nicht zusätzliche Glasfaserkabel einbauen, die mit Fördermitteln bezuschusst werden. Obwohl dort auf Veranlassung und Kosten der Gemeinde schon die Leerrohre liegen.
Es gilt also der Grundsatz: Wo es schon einen Anbieter gibt, kann kein zweiter auf Zuschüsse spekulieren. Und deswegen wird auch niemand einsteigen. Das fuchst Bürgermeister Rottmann: "Das ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft." Für ihn dürften die Förderrichtlinien nicht nach einzelnen Orten spezifiziert werden, eine Gesamtgemeinde müsse als Einheit gesehen werden. Für Rottmann ist es ein selbstverständliches Ziel, dass jeder Ort an Glasfaser angeschlossen wird: "So geht die Förderung am Bedarf vorbei."
Nutzerinnen und Nutzer zahlen in der Gemeinde unterschiedliche Gebühren
Zumal es auch beim Tarif Unterschiede gibt: Durch die zwei Anbieter auf dem Schonunger Gemeindegebiet zahlen die Nutzerinnen und Nutzer unterschiedliche Gebühren. Eine Auswahl könnten die Bürgerinnen und Bürger nicht treffen, bedauert Bürgermeister Rottmann.
Rottmann hat das Thema im Gemeinderat diskutieren lassen, nachdem offenbar der Unmut in der Bevölkerung deutlich spürbar war. Die Gemeinde hat eine Unterschriftenaktion initiiert, die etwa 100 Personen unterzeichnet haben. Darin fordert sie für alle Ortsteile den Ausbau der Glasfasertechnik nach heutigen Standards und zu marktüblichen Preisen. Und dass speziell Reichmannshausen, Löffelsterz und Rednershof in die Gigabit-Richtlinie 2.0 aufgenommen werden. Die Liste ist an das bayerische Ministerium für Digitalisierung adressiert, wo auch das Angebot des bisherigen Netzbetreibers für die drei Dörfer geprüft wird.