Für viele Gastronomen ist es eine gute Nachricht, ein erster wichtiger Schritt: Die Biergärten dürfen seit Montag wieder öffnen. Doch die neue Freiheit ist eng verbunden mit zahlreichen strengen Regeln – Maskenpflicht und Abstandsgebot statt ungezwungener Geselligkeit und traditioneller Gemütlichkeit. Geregelt werden die Bestimmungen in einem Hygienekonzept der bayerischen Regierung. Auch in und um Schweinfurt hat man sich auf den Neustart vorbereitet. Und nicht jeder Gastronom kann unter diesen Bedingungen öffnen. Wie stehen die Biergartenbetreiber zu den Maßnahmen? Wir haben einige Wirte im Raum Schweinfurt befragt.
"Helga, du brauchst unbedingt eine Maske, wenn du bei uns rein willst", ruft Hanne Luksch, Inhaberin der "Alten Warte" in Schweinfurt, einer Kundin zu. Die Sonne scheint an diesem Montagvormittag durch die Baumkronen, die ersten Schnitzel-Teller sowie volle Biergläser werden verteilt und doch ist alles anders. In Biergärten gelten von nun an die Regeln der Kontaktbeschränkung. Jeder Hausstand darf sich mit maximal einem weiteren Hausstand gemeinsam an den Tisch setzen. Zu anderen Gästen muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Zwar gilt für Besucher in allen gastronomischen Außenbetrieben eine generelle Maskenpflicht. Am Tisch dürfen die Masken jedoch abgenommen werden.
Mehr Personal, mehr Kosten, weniger Gäste
Wie sie die Auflagen findet, beantwortet Hanna Luksch selbstredend: "Zur Zeit sind wir hier alle extrem gestresst." Sie habe sich selbstverständlich auf die Öffnung und die strengen Regeln vorbereitet, sagt aber deutlich: "Die Auflagen sind schon heftig." Die größten Herausforderungen sieht sie in der Reservierung und der Datenerfassung der Gäste. "Die Leute müssen erstmal stehen bleiben, dürfen sich nicht einfach hinsetzen, wir müssen ihre Daten aufnehmen", so Lucksch. Aber: Nicht jeder Gast wolle seine Daten einfach so hergeben. Lucks braucht mehr Personal, bei weniger Kunden und weniger Einnahmen.
Die Zahl der erlaubten Tische schrumpfe deutlich, da der Mindestabstand eingehalten werden müsse. "Wir gehen das jetzt erstmal kleiner an und schauen, wie sich das entwickelt", sagt Luksch. Es sei zudem ein großer Mehraufwand, die Hygienemaßnahmen einzuhalten. "Wir müssen die Tische ja auch ständig neu reinigen, wenn die Gäste gehen", betont die Inhaberin, während sie eine Desinfektionsflasche in der Hand hält. Dennoch sei man in der Branche froh, dass es wieder losgeht.
Einhaltung der Auflagen: Gastronomen sind skeptisch
Ebenfalls froh sind die Betreiber des Naturfreundehauses und des Hirschkellers in Schweinfurt. Während der coronabedingten Schließung hatten sich nicht nur sie mit Lieferservice oder "Essen to go" über Wasser gehalten. Nun machen sie wieder "normal" auf. Der Hirschkeller öffnet seinen Biergarten nun sogar an dessen ursprünglichen Ruhetagen Montag und Dienstag. Zumindest in der ersten Woche. Man wolle langsam wieder reinkommen und nutze diese Tage dazu, teilt der Inhaber mit.
Doch neben verhaltenem Optimismus wird in Gesprächen mit Gastronomen schnell klar, dass nicht jeder mit den Bedingungen einverstanden ist. Beklagt werden Verständnisprobleme unter den Masken, die hygienischen Vorgaben und die Frage: Warum muss ich im Biergarten meine Daten erfassen lassen, im Baumarkt aber nicht?
Waldgaststätte Schießhaus bleibt zunächst geschlossen
Auch deshalb öffnet die Waldgaststätte Schießhaus in Schweinfurt erst einmal nicht. "Wir können bei diesen Vorgaben auf keinen Fall öffnen, da wir die Auflagen nicht erfüllen können", sagt Mitarbeiter Jörg Heinz. Das Problem: Der Biergarten bietet generell ausschließlich Selbstbedienung an. "Dadurch kann der vorgegebene hygienische Umgang mit Speisen nicht gewährleistet werden", erklärt Heinz. Ein weiteres Problem sei die Größe. "In unserem großen Biergarten verliert man schnell den Überblick und wir müssten extra Wachpersonal einstellen, das die Einhaltung der Regeln kontrollieren müsste", sagt Heinz.
Trotzdem zeigt er Verständnis für die staatlichen Vorgaben, zumindest teilweise. Geschmerzt habe es dennoch, in den letzten Wochen komplett schließen zu müssen. Denn auch auf einen "to go"-Service habe man verzichtet. "Wir haben sowas schon mal ausprobiert, das würde nicht funktionieren." Selbst wenn Kunden nur etwas zum Mitnehmen holten, würden sie sich letztlich doch in den Biergarten setzen, so Heinz. Man habe nun Angst, dass das wieder passiere. Aktuell lebe man von den Ersparnissen der Vergangenheit. "Wir haben zuvor glücklicherweise gut gewirtschaftet". Aber, betont Heinz: Es ist eine schwere Zeit für alle. Nun müsse man auf baldige Änderungen der Gesamtsituation hoffen und bis dahin "einfach nur ausharren".
Zänglein: "Andere sitzen richtig in der Scheiße"
Ebenso geschlossen bleibt zunächst das Dorfwirtshaus in Hambach. Inhaber Ansgar Zänglein stellt klar: "Wir machen noch nicht auf, wir müssen noch so viel vorbereiten." Man verschiebe die Öffnung um ein paar Wochen nach hinten, da die Lage noch immer sehr verwirrend sei. "Mit den aktuellen Auflagen rechnet sich eine Öffnung bei uns einfach nicht", erklärt Zänglein. Effektiv könnten im Außenbereich nur drei Tische stehen. Auch die Hambacher leben derzeit von einem "to go"-Service. "In der Krise haben wir das ausgebaut und es läuft gut." Sollte es weitere Lockerungen geben, dann versuche man aber auch den Biergarten in Angriff zu nehmen.
Im Familienbetrieb habe man glücklicherweise keine größeren Fixkosten, wie Miete oder Personalgehälter. "Andere wiederum sitzen wiederum richtig in der Scheiße und werden vermutlich auch nicht mehr aufstehen", befürchtet Zänglein.