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Schweinfurt
Prozess wegen mutmaßlicher Vergewaltigung in Schweinfurt: Wichtigste Zeugin kämpft mit Erinnerungslücken
Zwei Männer sollen im Dezember 2021 zwei Mädchen vergewaltigt haben. Eine 17-Jährige, die mit in der Wohnung war, will nichts mehr wissen. Oder doch?
Seit Anfang Februar müssen sich zwei Männer wegen Vergewaltigung vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. 
Foto: Horst Breunig | Seit Anfang Februar müssen sich zwei Männer wegen Vergewaltigung vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. 
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:46 Uhr

Viel Hoffnung liegt auf der Aussage der 17-Jährigen. Sie ist die einzige Zeugin, die an dem Nachmittag im Dezember 2021 in der Wohnung der zwei Männer in Schweinfurt dabei gewesen sein soll, als diese zwei Minderjährige vergewaltigt haben sollen. Eine erste Ladung des Gerichts versäumte sie, am dritten Prozesstag erscheint sie vor dem Landgericht Schweinfurt. Anfang Februar startete das Verfahren gegen die Männer, 31 und 28 Jahre alt, vor der 1. Großen Jugendkammer.

Das Ergebnis der Aussage der 17-Jährigen dürfte für das Gericht, die Staatsanwaltschaft und auch die Verteidigung ernüchternd sein: Sie sei damals drogensüchtig gewesen und wisse heute nicht mehr viel aus der Zeit vor ihrem Entzug und ihrer Therapie, sagt die junge Frau. Ja, sie habe die beiden Mädchen, damals 14 und 16 Jahre alt, die am Vortag aus einer Einrichtung weggelaufen sein sollen, zu den beiden Angeklagten geführt, weil sie einen Schlafplatz gebraucht hätten. Von der Nacht vorher, man habe bei anderen Bekannten gefeiert, seien alle "auf einem guten Level" gewesen. 

Zeugin schätzt Männer zuerst "friedlich" ein

Die beiden Männer kenne sie von früher. Auf Nachfrage, wie sie zu den beiden stehe, sagt die Zeugin, man sei bloß befreundet gewesen. Ob die beiden Drogen gehabt haben? Sie wisse es nicht, beteuert die 17-Jährige. "Mir haben die nie was gegeben, weil ich so jung war." Sie habe ihre eigenen Drogen dabei gehabt: "Ich war zu geizig, zu teilen." Überhaupt schätze sie die beiden Angeklagten friedlich ein, sie sei "ständig dort" gewesen. 

Was sich genau in der Wohnung der beiden Angeklagten am 12. Dezember 2021 abgespielt habe, könne die 17-Jährige nicht sagen. Mehrmals betont sie: "Ich lag nur auf dem Sofa und habe nicht auf die anderen geachtet." Was sie nicht mitbekommen haben will, ist das, was in der Anklage steht: Wie die Angeklagten den Mädchen eine E-Zigarette mit dem Cannabinoid "Baba Liquid" zum Konsum überließen, wie einer der Männer erst eines der Mädchen, später dann – nach seinem Kumpel – auch das andere Mädchen vergewaltigt haben soll. Was sie dann wieder wissen will: Eins der Mädchen sei dann "sauer" gewesen und habe "wir gehen jetzt" gesagt, schildert die Zeugin.

Gericht ertappt die Zeugin beim Lügen

Das Gericht wird skeptisch, hält der Zeugin immer wieder vor, was sie damals bei der Polizei ausgesagt hat. Da wurden ihr auch Bilder der beiden Angeklagten gezeigt, die sie darauf nicht erkannt haben will. "Ich wusste nicht, was da passiert ist", erklärt sie. "Es kann sein, dass ich gelogen habe, ich wollte schnell weg."

Schließlich kommen auch Details ans Licht, an die sie sich vorher nicht erinnert haben will oder die sie verneint hat: Es sei nicht bloß freundschaftlich gewesen; mit einem der Angeklagten habe sie mehrmals etwas gehabt. Und: Sie habe mitbekommen, wie einer der Männer eins der Mädchen an jenem Nachmittag hochgehoben habe und sie woanders hingegangen seien. 

Es gehe hier um viel – für die Zeugin, für die beiden Angeklagten und die beiden Mädchen, will der Staatsanwalt ihr deutlich machen und weist sie darauf hin, dass sie sich strafbar mache, wenn sie nichts oder etwas Falsches sage. Mehrmals fragt das Gericht die junge Frau, ob sie Angst habe, etwas zu sagen, oder, ob jemand sie im Vorfeld ihrer Aussage kontaktiert habe. Sie verneint. 

Das Gericht kommt nicht weiter - und lädt die 17-Jährige neu

Schließlich gibt es das Angebot, mit dem Staatsanwalt alleine zu sprechen. Der kommt nach kurzer Zeit wieder in den Saal und berichtet, die Zeugin habe ihm erzählt, dass sie Angst vor den Angeklagten habe und dass diese sie sowohl nach der mutmaßlichen Tat, als auch kurz vor dem Prozess angehalten hätten, nichts zu sagen. Im Sitzungssaal selbst will die junge Frau dies nicht wiederholen, bleibt stur und sagt vielfach: "Ich sage jetzt gar nichts mehr." Das Gericht kommt nicht weiter und entlässt die Zeugin vorerst. Zu einem späteren Termin solle sie – mit einem Zeugenbeistand – wieder aussagen.

Eine Gutachterin erklärt anschließend das Ergebnis der DNA-Analyse: Spermaspuren an Abstrichen bei der 14-Jährigen konnten zweifelsfrei den beiden Angeklagten zugeordnet werden, bei der 16-Jährigen fand man weniger Spermaspuren, das Ergebnis sei weniger eindeutig. 

 
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