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Garstadt
Projekt für die ganze Familie in Garstadt: Ein Dreiseithof für drei Generationen
Ein Gemeinschaftswerk der Familie Geuder ist die Sanierung des fränkischen Dreiseithofs mitten in Garstadt: (von links) Irmgard und Martin Geuder sowie Christine und Christian Geuder,.
Foto: Anand Anders | Ein Gemeinschaftswerk der Familie Geuder ist die Sanierung des fränkischen Dreiseithofs mitten in Garstadt: (von links) Irmgard und Martin Geuder sowie Christine und Christian Geuder,.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 26.09.2024 02:34 Uhr

Einen renovierungsbedürftigen fränkischen Dreiseithof mitten in Garstadt hat die handwerklich versierte Familie Geuder zu einem individuellen Wohn- und Lebensort für drei Generationen umgestaltet. Mit viel Arbeit, Zeit und Durchhaltevermögen sowie guten Ideen sanierte sie das Anwesen, in dem natürliche und nachhaltige Materialien den Ton angeben.

Schon die Sandsteinfassaden zur Dorfstraße hin sowie das neue, selbst geschmiedete Hoftor zeigen von außen: Hier wird Wert auf harmonische Gestaltung gelegt. Christine und Christian Geuder kauften 2008 den ehemaligen landwirtschaftlichen Hof. "Wir wollten raus, aufs Dorf", begründet die Bauherrin den Wunsch, zumal das Ehepaar mit zwei damals kleinen Kindern in einer Vierzimmerwohnung in Schweinfurt lebte. Platz war gefragt, auch um dem Hobby ihres Mannes – das Basteln an alten Bulldogs – zu frönen.

"Ein Neubau wäre nicht in Frage gekommen", ergänzt Christian Geuder. Denn ihm ist wichtig, Altes zu erhalten, was auch seine Sammelleidenschaft für alte Möbel zeigt. "Mir gefällt das eben", meint der gelernte Maler und Lackierer, "und es ist nachhaltig".

Der marode Balkon über der Haustür wurde entfernt

Hinter dem selbst gefertigten neuen Hoftor leuchtet das Wohngebäude der Eltern, das früher den Kuhstall beherbergte.
Foto: Anand Anders | Hinter dem selbst gefertigten neuen Hoftor leuchtet das Wohngebäude der Eltern, das früher den Kuhstall beherbergte.

Das Sandstein-Wohnhaus von 1850 musste zuerst saniert werden. Das hieß, das Dach zu erneuern, neue Fenster einzubauen und die Fassade sowie die Sandsteingewände auszubessern. Der marode Balkon über der Haustür wurde entfernt, stattdessen eine hölzerne Überdachung über dem Eingang gezimmert. Statt Betonplatten und Betontreppe laden heute Pflaster und Sandsteinstufen zum Eintritt ins Gebäude ein.

Das musste innen zum Teil entkernt werden. Sanitär- und Elektroanlagen sowie die Heizung – eine Scheitholzheizung – waren neu zu verlegen, teils als Fußbodenheizung. Solarthermie auf dem Dach sorgt für Warmwasser.

Die alten Fliesen im Flur des Wohnhauses wurden erhalten.
Foto: Anand Anders | Die alten Fliesen im Flur des Wohnhauses wurden erhalten.

"Das Haus war glücklicherweise nicht sehr verbaut", blickt der Bauherr zurück. Was ihnen ermöglichte, etwa die besonderen Vintage-Fliesen im Flur und in der Küche zu erhalten oder den Holzfußboden im Wohn- und Esszimmer abzuschleifen und neu einzulassen. Allerdings musste zuvor teilweise der Unterboden erneuert werden – eine schwierige Arbeit.

Zwischen der ehemals typischen Kammer und der "guten Stube" wurden in der Fachwerkwand die Gefache freigelegt, um mehr Offenheit zu schaffen. Ein großer Wohn- und Essraum belohnt die Arbeit.

Ein offenes Wohn- und Esszimmer entstand durch die Freilegung der Gefache.
Foto: Anand Anders | Ein offenes Wohn- und Esszimmer entstand durch die Freilegung der Gefache.

Sichtbar gemacht wurde die Fachwerkkonstruktion samt Lehmgefache im Obergeschoss. Hinter Gipsplatten kam das relativ intakte Holz-Lehm-System zum Vorschein. Mit feinem, naturfarbenem Lehmputz an der Decke sowie weißem Kalkputz an den Wänden sind die alten Gefache und Balken jetzt ein Blickfang. Hier oben liegen die drei Schlafzimmer, ein Badezimmer und das Büro.

Dem früheren Sandstein-Fachwerkbau des Kuhstalls nachempfunden ist das aufgesetzte Fachwerk am neuen Wohngebäude der Eltern. Hinter der Rundbogentür verbirgt sich ein alter Gewölbekeller.
Foto: Anand Anders | Dem früheren Sandstein-Fachwerkbau des Kuhstalls nachempfunden ist das aufgesetzte Fachwerk am neuen Wohngebäude der Eltern. Hinter der Rundbogentür verbirgt sich ein alter Gewölbekeller.

Drei Jahre lang, bis 2011, arbeitete das Ehepaar mit den Eltern, Verwandten und Freunden, fast täglich auf der Baustelle, um dann in das Sandstein-Wohnhaus einziehen zu können. "Das war schon eine große Belastung", gibt Christine Geuder zu.

Ammoniakbelastung im ehemaligen Kuhstall

Weiteres Projekt war, den ehemaligen Kuhstall gegenüber des Haupthauses zu einem Wohngebäude für die Eltern Irmgard und Martin Geuder umzubauen. Für die Umnutzung erstellte Architekt Peter Kopperger die Pläne. 2013 wurde mit dem Abtragen der alten Sandsteinwand zum Hof hin begonnen. "Wegen der Ammoniakbelastung", erklärt Christian Geuder.

In Holzständerbauweise wurde die Wand neu gebaut, ein vorgeblendetes Fachwerk nimmt die ursprüngliche Fassadengestaltung wieder auf. 100 Quadratmeter Wohnraum auf zwei Stockwerken konnten die Eltern 2015 beziehen. "Wir fühlen uns hier sehr wohl", unterstreicht Irmgard Geuder.

Von der Garstadter Dorfstraße aus besticht am Hof die Sandsteinfassade des Wohnhauses (links) und der Giebel des ehemaligen Kuhstalls (rechts).
Foto: Anand Anders | Von der Garstadter Dorfstraße aus besticht am Hof die Sandsteinfassade des Wohnhauses (links) und der Giebel des ehemaligen Kuhstalls (rechts).

Saniert hat die Großfamilie mittlerweile auch einen alten Unterstand im Anschluss an das Wohnhaus. Jetzt dient er zum einen als Stellplatz für die Autos, zum anderen als überdachte Terrasse.

Auch die Scheune ist wieder ansehnlich geworden. Dort musste das Gebälk ausgebessert und neu gedeckt werden. Eine Photovoltaikanlage liefert heute den Strom.

Der Naturboden im Innern der Scheune wich Pflaster und Betonboden. Hier entstand Lagerplatz und eine Werkstatt, zumal die Männer der drei Generationen-Familie gerne an Oldtimer-Bulldogs herumschrauben.

Der modernen Küche geben die alten Fliesen ein besonderes Flair.
Foto: Anand Anders | Der modernen Küche geben die alten Fliesen ein besonderes Flair.

Hinter der Scheune öffnet sich ein Garten mit Blick zum Damm, der die Mainschleuse umgibt. Altes Pflaster aus dem Kuhstall fand hier neue Verwendung für einen Weg und einen erhöhten Sitzplatz, der an einem Hochbeet gestaltet wurde.

Noch gibt es im Anwesen einiges zu tun, weiß Christian Geuder, etwa die Hoffläche zu pflastern oder den ehemaligen Schweinestall zu sanieren. "Es braucht halt seine Zeit, wenn man alles selber machen will", schmunzelt er.

Tag der Innenentwicklung

Am Samstag, 28. September, und Sonntag, 29. September, ist das Anwesen der Familie Geuder, Dorfstraße 39, in Garstadt jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Zu sehen sind das Hofgelände sowie das Erdgeschoss des Wohnhauses. Die Bauherren erläutern die Sanierung. Zudem informiert die Firma Gerold Weis aus Brebersdorf zu den Themen ökologisches Bauen und Dämmen. Die Gemeinde Bergrheinfeld ist mit einem Infostand zur Innenentwicklung vor Ort.
Quelle: sia
 
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